Politik
Zum dritten Mal operierter Serhat Akın: „Vielleicht kann ich nie wieder gehen“
Vor rund drei Wochen schockierte Serhat Akın seine Follower auf X, als er ein Foto seiner blutverschmierten Füße postete und schrieb: „Ich wurde soeben angeschossen.“ Der deutsch-türkische Ex-Fußballstar wurde Opfer eines brutalen Angriffs. Seither gibt es viele Spekulationen über die Hintergründe der Tat.
Serhat Akın hat die Türkei inzwischen verlassen und hält sich in Deutschland auf, doch sein aktueller Gesundheitszustand bleibt unklar. In einem letzten Post vor seiner Operation in Deutschland teilte er seine Ängste: „Vielleicht kann ich nie wieder gehen.“ Seine Fans und Unterstützer sind beunruhigt, da es seither kein Lebenszeichen mehr von ihm gab.
Nach wie vor dominieren derweil Gerüchte über seine angeblichen Wettschulden die türkischen Medien. Der in Bretten bei Karlsruhe geborene Akın bestreitet diese Anschuldigungen vehement. Doch sein ehemaliger Kollege Ersin Düzen, mit dem er bei „Sports Digitale“ zusammenarbeitete, verbreitete auf „TV100“ die Version, dass der Angriff von Hasan Şahin (alias Cudi Şahin) ausgeführt worden sei – einem mehrfach vorbestraften Kriminellen mit Verbindungen zur terroristischen PKK. Şahin soll Akın demnach wegen offener Wettschulden angegriffen haben.
Cevheri Güven: „Ein Versuch, Akın zu diskreditieren“
Der Exil-Journalist Cevheri Güven, bekannt für seine Berichterstattung über die Verbindungen zwischen türkischer Mafia und Staat, hat den Vorfall von Anfang an kommentiert. Für ihn ist die Wettschulden-Theorie nichts weiter als „Fake News“. Güven vermutet hinter dem Angriff ein anderes Motiv. Zwar bestätigt auch er Şahin als Täter, doch die Drahtzieher sieht er in Şirin Demir und Cem Gölbaşı – Anführer einer bedeutenden Fenerbahçe-Fan-Gemeinschaft, die den als Kommentator tätigen Akın nach seinen Auftritten bei Sports Digitale offen kritisiert hatte. Akın bezeichnete die beiden als „bezahlte Hunde“. Eine Aussage, die ihm teuer zu stehen gekommen sein könnte.
Schnelle Festnahme der Täter – ein Komplott?
Güven wunderte sich über die schnelle Festnahme der Täter und ihrer Komplizen. Außerdem sei er überrascht, dass sie in der Untersuchungshaft sofort gestanden hätten. Für ihn sei das Teil eines Plans, um Akın zu diskreditieren und ihn als einen „Ex-Fußballer mit Wettschulden bei der PKK“ darzustellen. In Wahrheit, so Güven, gehe es darum, Akıns Kritik an Şirin Demir und Cem Gölbaşı zu unterdrücken, die mit der Mafia-Gruppe „Daltonlar“ in Verbindung stünden. Diese kontrollierten das Geschehen im Stadion und unterdrückten jede politische Kritik unter den Fenerbahçe-Fans, wie sie zuletzt etwa vor rund anderthalb Jahren aufkam.
Angeschossener Serhat Akın will TV-Karriere offenbar beenden
Verbindungen zur AKP und MHP
Cem Gölbaşı, ein prominenter Name der Fenerbahçe-Fanszene, führt heute ein luxuriöses Leben. Für Güven steht fest, dass dieser plötzliche Reichtum von seinen engen Verbindungen zur Regierungspartei AKP und zur MHP herrühre. Wie in anderen Fällen ist auch bei Gölbaşı zu beobachten, dass er „die Drecksarbeit“ für die Regierung erledigt und dafür belohnt wird. So postet Gölbaşı auf Social Media Fotos in teuren Marken wie Balenciaga und Prada, während Şirin Demir stolz Bilder mit Präsident Erdoğan und dem Geheimdienstchef İbrahim Kalın teilt.
Wie geht es Serhat Akın?
Auf Serhat Akıns X-Kanal herrscht derzeit hingegen Ruhe. Über seine aktuellen Gesundheitszustand gibt es keine neuen Informationen. Seit seinem letzten Post am 18. Oktober, in dem er seine Angst äußerte, „vielleicht nie mehr gehen“ zu können, hat er sich nicht mehr zu Wort gemeldet. Akın wurde bei dem Angriff von sechs Kugeln getroffen, der Täter muss laut Experten sehr erfahren gewesen sein, um aus solch kurzer Distanz derartige Verletzungen zu verursachen. Der Fall erinnert an den Angriff auf den Journalisten Can Dündar, der vor Jahren ebenfalls beschossen wurde, das Attentat aber überlebte und inzwischen in Deutschland lebt.
Dorthin hat es auch Akın verschlagen, der damit dem Rat seines Vaters folgte und die Türkei nach dem Angriff und zwei Operationen verließ. Es wird davon ausgegangen, dass er in Karlsruhe bei seiner Familie unterkommt, wo seine Kinder schon seit Jahren zur Schule gehen. Die Zukunft des einstigen Fenerbahçe-Stars bleibt jedoch ungewiss. Es ist nicht auszuschließen, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht, um sich und sein Umfeld nicht weiter zu gefährden.