Panorama
Korruptionsverdacht: Beim Roten Halbmond fehlen 3,5 Millionen Euro aus Deutschland
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Beim Türkischen Roten Halbmond häufen sich die Skandale: Erst geriet die Hilfsorganisation wegen des Verkaufs von Zelten und Lebensmitteln inmitten der Erdbeben-Katastrophe in die Kritik. Nun fehlen 3,5 Millionen Euro an Spendengeldern aus Deutschland.
Murat Ağırel ist aktuell ein gefragter Mann: Der Kolumnist der Tageszeitung Cumhuriyet war es, der einen neuen Skandal um den Türkischen Roten Halbmond (TRH, „Kızılay“) ans Licht brachte. Der ohnehin in der Kritik stehenden Hilfsorganisation wird demnach vorgeworfen, Spendengelder aus Deutschland veruntreut zu haben.
Ağırels Artikel zufolge ist der Verbleib von Decken im Wert von 3,5 Millionen Euro, die TRH aus der Bundesrepublik geschickt wurden, unbekannt. Außerdem ist fraglich, ob 20.000 Zelte, die China für die Erdbeben-Opfer spendete, tatsächlich verteilt wurden. Von Beamten des TRH bekam Ağırel bislang keine Antworten.
2.050 Zelte für knapp 2,3 Millionen Euro verkauft
Die Vorwürfe kommen wenige Tage nach einem handfesten Korruptionsskandal beim TRH Ende Februar. Damals wurde bekannt: Anstatt sie zu spenden, hatte die größte Wohltätigkeitsorganisation der Türkei offenbar 2.050 Zelte für umgerechnet knapp 2,3 Millionen Euro verkauft.
Kızılay Genel Başkanı Kerem Kınık hakkında bulunduğum suç duyurusunda neticesinde kendisi hakkında soruşturma başlatıldı. Soruşturma No: 2023/56010. Sürecin sonuna kadar takipçisiyim. İnsanlar donarken fahiş fiyata sattığın çadırların hesabını vereceksin.
— Cemil Çiçek (@avcemilcicek) March 9, 2023
Das Vorgehen löste große Empörung aus. Die Chefin der oppositionellen İYİ Parti, Meral Akşener, schrieb auf Twitter an die Adresse des TRH: „Schämt Euch!“ Nun wurde bekannt, dass eine Untersuchung gegen Kerem Kınık, den TRH-Präsidenten, eingeleitet wurde.
Das Deutsche Rote Kreuz, die Schwesterorganisation des TRH nahm Kınık indes in Schutz. Sie bescheinigte ihm, nach dem verheerenden Erdbeben korrekt gehandelt zu haben. Murat Ağırel sowie ein Großteil der türkischen Öffentlichkeit ist da anderer Meinung.