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Politik

Festnahme in Spanien: Für Muhammed Yakut hat es sich ausgezwitschert

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Muhammed Yakut soll in Spanien festgenommen worden sein. Seine Auslieferung stehe bevor, heißt es. Quelle: Shutterstock
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Neues in Sachen türkische Whistleblower: Nach Sedat Peker und Ali Yeşildağ hat die türkische Regierung einen dritten Petzer zum Schweigen gebracht. In diesem Fall womöglich endgültig. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu sollen spanische Behörden Muhammed Yakut verhaftet haben. Steht nun eine Auslieferung an die Türkei bevor?

Nach den spektakulären Enthüllungen von Sedat Peker im Jahr 2021 ist die türkische Regierung aktiv geworden. Die schmerzhaften Nadelstiche des Mafiapaten hatten das Image der AKP beschädigt. Doch sein Versprechen, die gesamte Wahrheit ans Licht zu bringen, konnte oder wollte Peker nicht einlösen. Oder vielleicht war das zu keinem Zeitpunkt sein Ziel? Beide Seiten haben eine Art Gentlemen’s Agreement getroffen – leben und leben lassen.

Doch nach Peker traten zwei weitere Protagonisten aufs Feld. Neben dem Erdoğan-Vertrauten Ali Yeşildağ traute sich auch Muhammed Yakut kurz vor den Wahlen im Mai 2023 aus dem Schatten. Laut eigenen Angaben ist er ein enger Vertrauter Pekers und ebenfalls als Whistleblower gegen das Erdoğan-Regime aktiv.

Der Aufstieg von Muhammed Yakut

Nun der Paukenschlag: Vor zwei Tagen soll er im spanischen Santander festgenommen worden sein. Dies wirft nicht nur Fragen über die Zukunft des Whistleblowings in der Türkei auf, sondern auch über die Sicherheit und Freiheit solcher Persönlichkeiten in Europa. Denn nach Informationen des DTJ hielt sich Yakut auch mehrere Wochen in Deutschland auf. Um genau zu sein, in Gießen.

Hält sich „Deliler Delisi“ Muhammed Yakut in Deutschland auf?

Als „der neue Sedat Peker“ hatte sich Yakut, ein kurdischer Unternehmer aus der Stadt Diyarbakır, inszeniert. Ähnlich wie sein Vorbild Peker machte Yakut belastende Informationen über hochrangige Regierungsmitarbeiter und Politiker in der Türkei öffentlich. Er legte einige Informationen über Korruption, Vertuschung von Morden und Drogenhandel, die er als Fakten präsentierte, offen und schien bereit, sogar Erdoğan selbst in Frage zu stellen.

Das Verschwinden von Peker

Seit Peker in Folge politischer Manöver in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Schweigen gebracht wurde, beanspruchte Yakut die Bühne für sich. Die türkische Opposition und einige internationale Beobachter legten große Hoffnungen in ihn, insbesondere nach seinen provokativen Enthüllungen im Fall Rabia Naz Vatan, die im Jahr 2018 auf mysteriöse Weise ums Leben kam.

Nachdem Yakut sich zeitweise in Deutschland und Schweden aufgehalten hatte, führte sein Weg ihn schließlich nach Spanien. Dass Yakut ausgerechnet in Spanien festgenommen wurde, erinnert an die Verhaftung von Doğan Akhanlı. Der Fall des kurdischen Aktivisten, der am 31. Oktober 2021 verstarb, hatte 2017 international für Aufregung gesorgt.

Weitreichende Konsequenzen für künftige Whistleblower?

Seine geplante Auslieferung an die Türkei durch Interpol wurde durch Interventionen, unter anderem Deutschlands, in letzter Sekunde verhindert. Kann auch Yakut darauf hoffen? Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu wird seine Auslieferung bereits vorbereitet. Yakuts Status wirft ernste Fragen auf, nicht nur über seine persönliche Sicherheit, sondern auch über den Einfluss der türkischen Regierung auf die europäische Politik.

Eine mögliche Auslieferung Yakuts an die Türkei würde das Ende einer kurzen, aber intensiven Ära des Whistleblowings in der Türkei bedeuten. Nach Peker wäre Yakut das nächste prominente Opfer eines Regimes, das wenig Toleranz für Oppositionelle zeigt. Zudem könnten die europäischen Länder ihre Haltung überdenken, was den Schutz von Whistleblowern angeht, die aus der Türkei geflüchtet sind.

Auch Yeşildağ postet nichts mehr

Denn auch der erwähnte Yeşildağ meldet sich nicht mehr zu Wort. Seine Videos verbreitete er, im Gegensatz zu Peker und Yakut, ausschließlich via Cevheri Güven. Der Exilant gilt in der Türkei als gefürchteter Investigativ-Journalist aus dem Gülen-Lager, der die Enthüllungen der Whistleblower mit belastbaren Belegen zu untermauern versucht. Doch trotz mehrfacher Beteuerung, dass Yeşildağ sonst keine Kanäle nutzt, wurde sein Image durch Fake-Accounts auf Twitter untergraben.

Das Rätsel um die tote Rabia Naz

Schließlich hatte ein Fake-Account mit dem Pseudonym Ali Yeşildağ damit angefangen, Fotos und Videos von Frauen aus den AKP-Kreisen via Twitter öffentlich zu machen, in denen sie entblößt zu sehen waren und sich in Chats mit diesen Bildern anderen Männern anboten. So verlor der echte Yeşildağ seine Glaubwürdigkeit und musste untertauchen. Die Festnahme von Muhammed Yakut wird sicher auch die türkische Gemeinschaft in Europa alarmieren.

Sie ist ohnehin wegen der politischen Situation in ihrer Heimat zerrissen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Prozess entwickelt. Die kommenden Wochen könnten für die türkische Opposition, für Whistleblower und für die internationalen Beziehungen zwischen der Türkei und Europa entscheidend sein. Yakut könnte entweder als Märtyrer oder als Warnung für zukünftige Whistleblower enden. Sein Fall dürfte aber zweifelsohne bleibenden Eindruck hinterlassen.