Flucht/Migration
Erdbeben, Inflation, Verfolgung: Immer mehr Türken beantragen Asyl in Deutschland
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Immer mehr Menschen kehren der Türkei den Rücken. Nicht selten kommen sie nach Deutschland. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Im Zeitraum Januar bis Juli 2023 beantragten 23.082 Türken Asyl in der Bundesrepublik. Im Vorjahreszeitraum wollten lediglich 7621 Menschen aus der Türkei hierzulande eine neue Heimat finden.
Das entspricht einem Plus von 202,9 Prozent. Im Juli steht die Türkei als Herkunftsland der Flüchtlinge sogar vor Afghanistan. 3791 Menschen aus der Türkei bewarben sich in Deutschland um Asyl. Im vergangenen Monat standen Türken hinter Schutzsuchenden aus Syrien sogar an der Spitze der deutschen Asylstatistik.
Besonders gut Ausgebildete und Oppositionelle flüchten
Für Türkei-Experten ist das keine Überraschung – besonders nach dem neuerlichen Wahlsieg des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Vor allem politische Gegner sehen sich im Land enormer Verfolgung ausgesetzt. Im Fokus der Sicherheitskräfte stehen weiterhin vermeintliche Anhänger des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen. Auch Kurden werden weiterhin politisch verfolgt.
„Sollen sie halt gehen“: Immer mehr türkische Ärzte kommen nach Deutschland
Die galoppierende Inflation, die grassierende Armut und die Folgen des Erdbebens in der Südosttürkei sorgen ebenfalls dafür, dass immer mehr Menschen das Land verlassen. So machen sich insbesondere gut Ausgebildete und Oppositionelle auf den Weg, wie auch jüngst ein viel beachtetes Foto junger türkischer Medizinerinnen und Mediziner zeigt. In Deutschland treffen sie auf drei Millionen Türkeistämmige, nicht selten Familienangehörige oder Bekannte.
Immer weniger Asylanträge werden anerkannt
Auch türkisch geprägte Netzwerke und etablierte Strukturen machen die Bundesrepublik zu einem attraktiven Zielland für Türken. Doch nicht selten haben sie keinen Erfolg. Denn während die Zahl der türkischen Asylanträge steigt, sank die Anerkennungsquote zuletzt stetig. 2023 liegt sie bei lediglich 15 Prozent, 2022 wurden noch 27,8 Prozent der Anträge bewilligt.
Warum die Asylquote so stark gesunken ist? Auf DTJ-Anfrage äußerte sich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht. Gegenüber der „Deutschen Welle“ teilte die Behörde mit, dass jedes Asylverfahren individuell betrachtet werde. Allerdings fließe in die Beurteilung des BAMF auch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen im Herkunftsland ein.