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Erdoğan wirft überraschend engen Vertrauten raus

  • Juli 10, 2025
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Erdoğan wirft überraschend engen Vertrauten raus

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat einen seiner engsten Vertrauten, Fahrettin Altun, von seinem Posten als Kommunikationschef des Präsidialamts entbunden. Altun wird stattdessen Leiter des „Instituts für Menschenrechte und Gleichberechtigung“ (TIHEK). Der Posten gilt als deutlich weniger einflussreich.

Seit 2018 hatte der in Österreich ausgebildete Altun die mediale Gleichschaltung der Türkei vorangetrieben, mit persönlichem Zugang zu Erdoğan. Quellen zufolge wurde er seines Amtes enthoben, weil er angeblich eine Verleumdungskampagne gegen den Geheimdienstchef İbrahim Kalın geplant haben soll – ein Vorgang, den der Journalist Serdar Akinan als „politische Hinrichtung“ bezeichnet. Viele Beobachter sehen die Ablösung als folgerichtige Konsequenz dieses Machtspiels.

An Altuns Stelle tritt Burhanettin Duran, ehemals stellvertretender Außenminister, Think‑Tank-Intellektueller von SETA und Brückenbauer in Afrika-Fragen. Duran gilt als loyaler, ideologisch linientreuer Akteur – ein Übergang im Sinne Erdoğans.

Altuns Wandel vom Machtzentrum zur Randfigur

Altun war seit Gründung der Kommunikationsdirektion im Jahr 2018 deren architektonischer Baumeister, mit Kontrolle über etwa 1.500 Mitarbeiter im In‑ und Ausland. Sein Abgang zeigt erneut Erdoğans pragmatischen Machtstil. Für ihn kommt Loyalität stets vor ehrlicher Leistung – wer nicht politisch exakt seinem Kurs folgt, wird entfernt.

Altun wird durch Duran ersetzt, der laut Beobachtern „die institutionelle DNA“ der Direktion fortführt, weil er zum Team von Außenminister Hakan Fidan gehört. Nach Recherchen der Kolumnistin Hürrem Elmasçı gab es in internen Runden Überlegungen, die Kommunikationsstelle umzustrukturieren. Erdoğan hatte schon mehrfach angedeutet, dass strukturelle Weichenstellungen in der AKP-Politik anstünden.

Neue Rolle geeignet für einen politischen Abgang

Dass Altun zu TIHEK wechselt, könnte als Versuch verstanden werden, ihn politisch zu marginalisieren. Das Gremium für Menschenrechte hat in der Türkei kaum echte Bedeutung – die Macht liegt weiterhin in den Kommunikationsstrukturen. Mit Kalın (ehemals Kommunikationschef, heute Geheimdienstchef) und Außenminister Fidan (ebenfalls Altun-Überlebender) sind loyale Netzwerke gesichert.

In seiner langen Laufbahn hat Erdoğan mehrfach engen Weggefährten den Posten entzogen – so wurde etwa Schwiegersohn und Finanzminister Berat Albayrak abgesetzt, Ex-Vizepremier Bülent Arınç ausgeschlossen und sogar dem eigenen Sohn Bilal Erdoğan keine politische Agenda zugestanden. Erdoğans Personalpolitik unterstreicht sein Muster: Personen, die eine zu eigenständige Position einnehmen, werden rasch abgelöst. Nun hat es Altun erwischt – trotz seines Nahverhältnisses zum Präsidenten und seiner Rolle bei der Medienstrategie. Der Fall zeigt: Niemand im Umfeld des türkischen Präsidenten darf sich seiner Rolle und seiner Position sicher sein.

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