Türkische Küche
Fall Köfteci Yusuf: Blatt wendet sich
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In den letzten Wochen stand die Restaurantkette Köfteci Yusuf, eine der größten in der Türkei, wegen Vorwürfen im Mittelpunkt, wonach in einigen ihrer Filialen Schweinefleisch in den Produkten gefunden wurde. Die Berichte des Landwirtschaftsministeriums sorgten für Empörung, da Schweinefleisch in einem Land, in dem der Verzehr religiös und kulturell stark abgelehnt wird, besonders heikel ist. Doch was ist dran an den Vorwürfen?
Im Februar und März 2024 sollen in zwei Filialen einer Restaurantkette in Ankara Proben entnommen worden sein, die laut den Behörden Spuren von Schweinefleisch aufwiesen. Zunächst wurde der Name des betroffenen Unternehmens nicht veröffentlicht, doch schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um Köfteci Yusuf handelt.
Das Unternehmen reagierte umgehend und wies die Vorwürfe als haltlos zurück. In einer offiziellen Stellungnahme sprach Köfteci Yusuf von fehlerhaften Proben und möglichen Kontaminierungen, die die Testergebnisse verfälscht hätten. Man betonte, dass die Produktionsstandards der Kette sehr streng seien und keine Verstöße gegen die Lebensmittelsicherheit geduldet würden.
Ehemaliger Mitarbeiter bestätigt hohe Standards
Der ehemalige Berater der Kette, Mustafa Kurt, äußerte sich via LinkedIn ebenfalls zu den Vorwürfen. Kurt, der nach eigenen Angaben von 2018 bis 2020 für das Unternehmen tätig war, erklärte öffentlich, dass es undenkbar sei, dass in den Produkten von Köfteci Yusuf Schweinefleisch verwendet wurde. Er schilderte interne Abläufe und berichtete, dass der Besitzer Yusuf Akkaş stets darauf bestanden habe, nur die besten Zutaten zu verwenden. Sogar kleinere Sparmaßnahmen, die die Qualität der Produkte hätten beeinträchtigen können, seien strikt abgelehnt worden.
Als Beispiel dafür nannte Kurt den Verzicht auf Plastikflaschen für Getränke, obwohl dies kostengünstiger gewesen wäre. Auch sei auf günstige Alternativen beim Tee verzichtet worden, um den Kunden das bestmögliche Erlebnis zu bieten.
Skandal bei Köfteci Yusuf? Offenbar Schweinefleisch in Tests entdeckt
Die Rolle der sozialen Medien
Nach Bekanntwerden des „Skandals“ entbrannte eine hitzige Debatte samt Shitstorm in den sozialen Medien – wie in solchen Fällen längst Usus in unserer heutigen Zeit. Eine Analyse der digitalen Beiträge auf Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram zeigte, dass die öffentliche Meinung gegenüber Köfteci Yusuf und dessen Produkte zunächst stark negativ war. Bevor das Unternehmen eine offizielle Erklärung abgab, lag die positive Wahrnehmung bei nur 16 %, während 66 % der Reaktionen negativ ausfielen.
Doch nach der Veröffentlichung eines 35-minütigen Videos, in dem der Gründer Yusuf Akkaş persönlich auf die Vorwürfe einging, veränderte sich das Bild. Die positive Wahrnehmung stieg auf 60 %, während die negativen Reaktionen auf 22 % sanken. Diese Ergebnisse basieren laut Sabah-Autorin Hülya Güler auf einer Social Media-Trendanalyse einer Agentur, deren Namen sie nicht preisgab.
Will man Köfteci Yusuf enteignen?
In dem Video vermied Akkaş jedoch klare Antworten auf die zentralen Fragen und verwies stattdessen auf allgemeine Herausforderungen der Branche und gesellschaftliche Spaltungen, worauf auch die Journalistin Güler in ihrem Kommentar einging. Akkaş behauptete zudem, dass politische Einflussnahme eine Rolle spiele. Hätte er enge Kontakte zu wichtigen Regierungsmitgliedern gehabt, so der „Fleischbällchen-König“, wäre diese Verleumdungskampagne gar nicht erst möglich gewesen.
Laut dem Unternehmen ist Köfteci Yusuf für ein Sechstel der gesamten Fleischlieferungen in der Türkei verantwortlich. Kritiker vermuten, dass politische Akteure das florierende Unternehmen ins Visier genommen haben, um es unter Kontrolle zu bringen – wie es in der Vergangenheit bereits bei anderen großen Konzernen geschehen ist. Ein Beispiel dafür ist die Boydak Group, ein milliardenschweres Möbelunternehmen, das durch die Regierung übernommen wurde. Den Boydaks wurde der Vorwurf der Terrorismus-Unterstützung gemacht, der bis heute als unbegründet gilt. Die Familie aus Kayseri wurde im Zuge dieser Kampagne enteignet.