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Panorama

Getötete im Mercedes-Werk waren Deutsch-Türken – Motiv noch unklar

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Warum mussten zwei Mitarbeiter im Werk vom Autobauer Mercedes-Benz sterben? Die Frage bleibt zunächst unbeantwortet, der mutmaßliche Täter schweigt. Die Waffe soll er sich illegal besorgt haben. Ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Männer im Mercedes-Werk in Sindelfingen sind die Hintergründe weiter unklar – der mutmaßliche Todesschütze hat sich dazu bislang nicht geäußert. Der türkische Staatsbürger habe beim Haftrichter keine Angaben gemacht, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. „Gegenstand der laufenden Ermittlungen ist weiterhin auch die Klärung der Motivlage, zu der bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen.“ Man schließe derzeit nichts aus, auch keinen politischen Hintergrund, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zur Aufklärung der Tat richtete die Polizei eine 17-köpfige Ermittlungsgruppe namens „Halle“ ein.

Bei der verwendeten Schusswaffe handele es sich um eine Pistole, die der 53-Jährige wahrscheinlich illegal besessen habe, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. Damit soll er am Donnerstagmorgen auf die beiden Kollegen geschossen haben. Alle drei waren bei der Logistikfirma Rhenus tätig. Der mutmaßliche Schütze habe keinen Waffenschein gehabt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird zweifacher Totschlag vorgeworfen.

Bei den beiden Toten handelt es sich den Angaben zufolge um zwei 44 Jahre alte Männer. Angaben zur Nationalität der Opfer machte ein Polizeisprecher auf Anfrage nicht. Die Ditib-Moschee in Sindelfingen teilte Informationen zu ihnen auf ihrer Facebook-Seite. Am Montag soll es eine Schweigeminute in dem Werk in Sindelfingen bei Stuttgart geben. „Mitarbeitende anderer Standorte sind dazu eingeladen, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls innezuhalten“, teilte ein Konzernsprecher mit. Für die betroffenen Beschäftigten werde es ferner jeweils vor Produktionsbeginn eine eigene Gedenk- und Informationsveranstaltung geben.

Täter und Opfer kannten sich

Bereits am Donnerstag seien am Standort Kränze zum Gedenken an die Opfer niedergelegt und ein Ort der Anteilnahme geschaffen worden. Zugleich bietet das Unternehmen Notfallseelsorge für psychosoziale Nachsorge der Mitarbeitenden an.

Der Werksschutz hatte den Tatverdächtigen überwältigt. Die Polizei konnte den Mann dann widerstandslos festnehmen. Nach Angaben der Ermittler geschah das wenige Minuten nach Eingang des ersten Notrufs, der die Einsatzkräfte gegen 7.45 Uhr erreicht hatte.

Der mutmaßliche Täter und die beiden Opfer kannten sich, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Wie eng das Verhältnis der Männer untereinander gewesen sei, müsse nun geklärt werden. Zu der Anzahl der abgegebenen Schüsse wurden keine Angaben gemacht. Außerdem ist unklar, wie der Mann sich die Pistole beschafft hat. Ferner müsse der Tatablauf rekonstruiert und Zeugen befragt werden, sagte der Sprecher. Die Ermittlungen würden auch am Wochenende fortgeführt. Vor Ort seien die polizeilichen Maßnahmen abgeschlossen.

Moschee in Sindelfingen bittet, auf Spekulationen zum Hintergrund der Tat zu verzichten

Offen sind auch die Fragen, wie die Waffe auf das Werksgelände gelangte. Ferner werden Polizei und Staatsanwaltschaft unter anderem klären müssen, ob es zwischen den drei Männern schon im Vorfeld Konflikte gab. Spekuliert wurde in den sozialen Medien, dass die Tat mit den Wahlen in der Türkei zu tun haben könnte. Die Moscheegemeinde bat darum, auf Spekulationen zu verzichten und die Trauer der Angehörigen zu respektieren. Das Totengebet für die Gestorbenen soll heute im Anschluss an das Mittagsgebet stattfinden.

Das Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz hat eine mehr als hundertjährige Geschichte. Dort arbeiten etwa 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben der E-Klasse rollen auch die S-Klasse sowie deren elektrisches Pendant EQS in Sindelfingen vom Band.

dpa/dtj

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