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Politik

Bremen wählt – CDU-Chef Merz schaut lieber Richtung Ankara

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Bremen steckt voller Widersprüche: Starker Wirtschaftsstandort, aber viele Menschen sind arm, die Schulen schlecht. Wer soll die Probleme lösen – jemand Neues? Vor den Wahlen am Sonntag stellen sich viele Fragen. Nicht alle sind daran wirklich interessiert.

Bremen – das sind der Roland und das Rathaus, die Stadtmusikanten und Werder. Und eine SPD, die seit dem Zweiten Weltkrieg in der Hansestadt ununterbrochen regiert. 2019 wäre die Macht fast verloren gegangen, erstmals wurde die CDU stärkste Kraft.

Doch wenn das kleinste Bundesland am Sonntag (14. Mai) wählt, können die Sozialdemokraten mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Scharte auswetzen. Im Zwei-Städte-Staat aus Bremen und Bremerhaven sind mehr als 450.000 Wahlberechtigte aufgerufen, das Landesparlament, die Bremische Bürgerschaft, neu zu bestimmen.

Sozialdemokraten haben Nase vorn

Umfragen vor der Abstimmung lassen Werte um 29 bis 30 Prozent für die Sozialdemokraten erwarten – wieder deutlich über ihrem Bremer Negativrekord von 24,9 Prozent vor vier Jahren. Die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Frank Imhoff liegt mit Umfragewerten um 27 Prozent dicht am Ergebnis von 26,7 Prozent 2019.

In der Bundespolitik blicken vor allem die Liberalen gebannt nach Bremen. Sie haben seit der Bundestagswahl 2021 in den Ländern eine wahre Niederlagenserie hinter sich: zweimal aus dem Parlament geflogen, einmal den Einzug verpasst, zweimal stark an Stimmen eingebüßt.

Bürgermeister Bovenschulte gilt als Favorit

Das hat die Stimmung in der Berliner Ampel-Koalition enorm gereizt. Denn in der Folge suchten die Freidemokraten mehr und mehr Profilierung und Abgrenzung von ihren Koalitionspartnern im Bund, zuerst im Streit um die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke, dann in der Verkehrs- und auch in der Haushalts- und Steuerpolitik.

Daher dürfte es auch SPD und Grünen durchaus recht sein, wenn ihr Koalitionspartner in Bremen nicht erneut abstürzt. Sie selbst hoffen nach der Berlin-Wahl ebenfalls auf eine Trendwende. Aktuell stellen die Sozialdemokraten noch 7 der 16 Ministerpräsidenten. Bovenschulte ist einer der auffälligeren und allein deshalb schon eine Bank für Kanzler Olaf Scholz.

Türkei-Wahlen für Bundespolitik interessanter

Die CDU dagegen kann sich in Bremen traditionsgemäß wenig Hoffnung machen – in der Berliner Parteizentrale scheint man die Wahl daher schon vor dem Urnengang abgeschrieben zu haben. Für Parteichef Friedrich Merz, so heißt es intern, sei am 14. Mai der Ausgang der Wahl in der Türkei wichtiger.

Handgreiflichkeiten bei Türkei-Wahlen in Bremen

Auch weil sich die Migrationspolitik des Landes deutlich verändern könnte. Richtig spannend wird es für die Parteizentralen erst am 8. Oktober, wenn Hessen und Bayern wählen. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Wahlberechtigten in Deutschland sind dann zur Stimmabgabe aufgerufen.

Land voller Widersprüche

Das kleine Bremen mit seinen 676.000 Einwohnern hat sich im Wahlkampf auf sich konzentriert. Das Land steckt voller Widersprüche. Die Häfen, das weltweit zweitgrößte Mercedes-Werk und Unternehmen der Luft- und Raumfahrt machen Bremen zum starken Wirtschaftsstandort.

Zugleich ist die Arbeitslosigkeit hoch, viele Menschen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Das Bremer Schulsystem belegt in Studien meist die hinteren Plätze. Und das Land sitzt auf hohen Schulden.

dpa/dtj

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