Gesellschaft
Neun Türkeistämmige starben: Justiz nimmt nach 16 Jahren Ermittlungen wieder auf
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Fast 16 Jahre nach einem Wohnhausbrand mit neun Toten in Ludwigshafen (Pfalz) hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufgenommen. Die Opfer damals waren neun türkischstämmige Frauen und Kinder. Auch die Türkei entsandte Ermittler.
„Der Schritt erfolgte aufgrund von Hinweisen“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber am Dienstag in Frankenthal. „Wenn wir neue Erkenntnisse haben, gehen wir diesen Dingen natürlich ergebnisoffen nach.“ Eine Prognose über den weiteren Gang der Ermittlungen wollte Ströber nicht abgeben.
Der SWR hatte berichtet, dass die neuen Hinweise von einer Dokumentation des Senders ausgelöst worden seien. Ein Informant habe diese gesehen und sich gemeldet – demnach sollen sich zwei Männer in einem türkischen Gefängnis über den Brand unterhalten haben, wie es hieß. Einer von ihnen soll gesagt haben, dass er für den Brand verantwortlich sei. Dazu sagte Ströber, er widerspreche dem nicht.
Erdoğan besuchte den Ort der Katastrophe
Bei dem Brand in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz am 3. Februar 2008 waren neun türkischstämmige Frauen und Kinder getötet worden. Das Bild, auf dem zu sehen ist, wie ein Säugling aus dem Fenster geworfen wird, um sein Leben zu retten, ging damals besonders durch die Medien. Bei der Einstellung der Ermittlungen war Fahrlässigkeit als wahrscheinlichste Ursache genannt worden, ein Brandanschlag konnte weitestgehend ausgeschlossen werden.
„Der Hass bringt den Tod“: 30 Jahre nach Solinger Brandanschlag
Das verheerende Feuer hatte auch in der Türkei für Entsetzen gesorgt. Die Regierung in Ankara schickte eigene Ermittler nach Ludwigshafen, und der damalige Regierungschef und heutige Präsident Recep Tayyip Erdoğan besuchte wenige Tage nach dem Brand den Ort der Katastrophe, was die aufgeheizte Stimmung ein wenig beruhigte.
dpa/dtj