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Panorama

Pfusch am Bau nach Erdbeben im Visier: Dutzende Bauherren festgenommen

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Die Menschen fragen sich derzeit, weshalb bei der Erdbebenkatastrophe in der Türkei so viele Bauten einstürzen konnten. Einige Bauherren versuchten, das Land fluchtartig zu verlassen, erste Haftbefehle wurden erlassen. Die Beschuldigten sollen für Baumängel verantwortlich sein.

Im Süden der Türkei sind nach Gebäudeeinstürzen während des Erdbebens Dutzende Haftbefehle wegen möglicher Baumängel erlassen worden. In der Stadt Diyarbakır seien gegen 33 Menschen Haftbefehle ergangen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag unter Berufung auf Strafverfolger. Die Beschuldigten sollen für Baumängel verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigt hätten.

Die Staatsanwaltschaft in Adana ermittelt laut Anadolu ebenfalls wegen möglicher Baumängel bei eingestürzten Gebäuden. Im Rahmen dieser Ermittlungen seien bisher 62 Haftbefehle erlassen worden, hieß es. Einer der Beschuldigten wurde den Angaben zufolge am Flughafen in Istanbul gefasst. Er soll versucht haben, mit Bargeld nach Montenegro zu reisen und sitze inzwischen in Untersuchungshaft, teilte Anadolu mit. Neun weitere Menschen wurden demnach in den Städten Şanlıurfa und Osmaniye verhaftet.

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Bau-Amnestie von Erdoğan im Fokus

„Die Türkei hat auf dem Papier eine der besten Baunormen der Welt. Wenn es um die Umsetzung geht, sind wir die Schlechtesten“, sagte Städtebauexperte Orhan Sarıaltun von der Ingenieur- und Architektenkammer der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten beschädigten Gebäude in den betroffenen Provinzen wiesen dieselben Mängel auf: an Stahl- und Eisenstangen; Beton minderer Qualität sei verwendet worden und bei Bodenuntersuchungen habe es Fehlberechnungen gegeben, sagte Sarıaltun. Die Opposition macht die Regierung für den Pfusch am Bau mitverantwortlich.

 

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Der türkische Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu warf Präsident Erdoğan, der seit 20 Jahren an der Macht ist, am Sonntag einmal mehr vor, das Land nicht auf solch ein Beben vorbereitet zu haben. Er kritisierte zudem, dass die Regierung im Jahr 2018 eine Bau-Amnestie erlassen habe, mit der illegal errichtete Gebäude gegen Strafzahlung im Nachhinein legalisiert worden seien. „Sie haben die Häuser, in denen die Menschen leben, zum Friedhof gemacht und dafür noch Geld genommen“, sagte der Oppositionsführer. Der Anwältin Figen Çalıkuşu zufolge „existiert ein Dreieck aus Politik, Bürokratie und regierungsnahen Bauunternehmen. Das soll jetzt vertuscht werden. Deswegen geht man gerade ausschließlich gegen Bauherren vor“.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert, gefolgt von einem weiteren Beben der Stärke 7,6 am Mittag. Mehr als 7500 Gebäude sind dabei allein in der Türkei eingestürzt. Laut der Katastrophenschutzbehörde AFAD starben dabei mindestens 31.643 Menschen (Stand: 13.2., 12.11 Uhr Ortszeit). Verschiedenen Schätzungen kann die Zahl noch auf 50 bis fast 100.000 steigen.

dpa/dtj

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