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Bildung & Forschung

PISA-Studie: Türkische Schüler verbessern sich, Deutschland so schwach wie nie

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Ergebnisse der Pisa-Studie in Deutschland und der Türkei.
PISA, die internationale Vergleichsstudie der OECD, wird alle vier Jahre durchgeführt und überprüft die Kompetenzen 15-Jähriger in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Foto: Christophe Gateau/dpa
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Die Corona-Pandemie hatte zweifelsohne negative Auswirkungen auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie. Während die deutschen Ergebnisse alarmieren, verbessern sich türkische Schülerinnen und Schüler im Vergleich deutlich.

Türkische Schülerinnen und Schüler schnitten im internationalen Leistungsvergleich PISA besser ab als in der letzten Erhebung im Jahr 2018. Dabei steigerten sie sich in zwei von drei Erhebungsbereichen. In einem Teilbereich blieben die Ergebnisse auf dem gleichen Niveau.

Im Ländervergleich liegt die Türkei allerdings deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Der türkische Bildungsminister Yusuf Tekin zeigte sich dennoch zufrieden mit den Ergebnissen. Bestrebungen nach Verbesserungen der Bildungsgleichheit und Lernumgebungen hätten positive Ergebnisse mit sich gebracht, so Tekin auf X.

Erster PISA-Test nach der Corona-Pandemie

PISA gilt seit dem Jahr 2000 als weltweit wichtigster Schulvergleichstest, bei dem die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in Mathematik und Naturwissenschaften getestet werden. Der rund zweistündige Test besteht hauptsächlich aus Multiple-Choice-Fragen und wird von der OECD in 81 Staaten koordiniert.

Aus der Türkei nahmen 7.250 Schülerinnen und Schüler an 196 Schulen teil. Aus Deutschland bestritten 6.100 Schülerinnen und Schüler an rund 260 Schulen den Test. Laut den Ergebnissen sanken in vielen OECD-Staaten die akademischen Fähigkeiten. Der jüngste Test war der erste nach der Corona-Pandemie. Deshalb gehen die Autorinnen und Autoren davon aus, dass die Schulschließungen während der Pandemie einen negativen Effekt auf die Bildungskompetenzen hatten.

Alarmierende PISA-Zahlen für Deutschland

Insbesondere Länder, die den Anschluss an der Digitalisierung verpassten, hätten bei dem Test an Punkten verloren. Im Vergleich zur Türkei wurden die Ergebnisse in Deutschland kritisch wahrgenommen. Das hat einen einen besonderen Grund: Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben beim Test im Jahr 2022 das bisher schlechteste Ergebnis erzielt.

Dabei waren bereits die vorherigen Ergebnisse nicht besonders gut. Lediglich in den Naturwissenschaften konnten deutsche Schülerinnen und Schüler signifikant über dem OECD-Durchschnitt abschneiden. In den anderen beiden Erhebungsbereichen, Mathematik und Lesen, liegen die Ergebnisse im OECD-Durchschnitt oder sogar darunter.

Bundesregierung: PISA-Ergebnisse besorgniserregend

Am heutigen Freitag sollen die PISA-Ergebnisse möglicherweise auch Thema bei der Kultusministerkonferenz werden. Der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring, schlug am Mittwoch vor, eine Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz der Länder zum PISA-Debakel einzuberufen. Diskutiert wird auch über die Ausrichtung des geplanten Startchancen-Programms von Bund und Ländern für Brennpunkt-Schulen.

PISA-Rückschlag für Deutschland und die Türkei

Die Bundesregierung nannte die PISA-Ergebnisse, die man hier im Detail nachlesen kann, besorgniserregend. Es gebe einen starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Er wies darauf hin, dass Bildung Ländersache sei, der Bund aber unterstütze und helfe. Ziel sei es, wieder Fortschritte zu erzielen. Kritisch hiterfragt wurde in dem Zusammenhang auch der Bildungsföderalismus.

„PISA nicht überbewerten“

Trotz seiner Bedeutung und weitreichenden Auswirkungen auf die Bildungspolitik wird der PISA-Test auch kritisch betrachtet. Der Düsseldorfer Bildungsforscher Heiner Barz ist der Ansicht, dass PISA überinterpretiert werde. Barz hebt hervor, dass die Messmethode, die Stichprobenziehung und die Auswahl der schulischen Bereiche, die bei PISA erfasst werden, möglicherweise nicht in vollem Umfang aussagekräftig für das Bildungssystem eines Landes seien.

In einem Interview mit tagesschau.de äußerte Barz seine Bedenken. Bei der Stichprobenwahl nehme Deutschland beispielsweise die Repräsentanz von Schülerinnen und Schülern aus allen Schulformen sehr ernst, „bezieht also nicht nur Gymnasiasten und Gesamtschüler ein, sondern auch Realschüler, Hauptschüler, Sonder- und Förderschüler. Das tun andere Länder nicht immer in der gleichen Weise. Man muss also fragen: Ist das wirklich ein fairer Vergleich? Haben diese deutlichen Unterschiede gerade im Vergleich zu den sehr guten chinesischen Städten und Provinzen nicht auch damit zu tun?“

Mit Material von dpa