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Panorama

269 Tote: Bauunternehmer weist Schuld von sich

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Auch deutsche Helfer waren nach den Erbeben in der türkischen Provinz Hatay. Foto: -/THW/dpa
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Yaşar Coşkun, der Bauunternehmer der Rönesans-Residenz in Antakya, die 269 Menschen unter sich begrub, ist sich keiner Schuld bewusst. Bald könnte er dennoch vor Gericht stehen. Seine Aussagen werfen kurz vor dem Jahrestag der verheerenden Erdbeben in der Türkei ein Schlaglicht auf die Verantwortlichen.

Die Rönesans-Residenz erlangte 2023 traurige Berühmtheit: Im vergangenen Jahr verloren 269 Menschen, darunter Christian Atsu, Fußballspieler des Süper Lig-Teams Hatayspor, Cemal Kütahya, Kapitän der Handball-Nationalmannschaft der Männer, und sein Sohn Çınar Kütahya, ihr Leben in den Trümmern des Gebäudes, das bei dem Erdbeben vom 6. Februar zusammengebrochen war.

Die Leichen einiger Personen, darunter Devrim Öztürk, Hatay-Beauftragter des Außenministeriums, konnten bis heute nicht geborgen werden. Dass die vom Büro für Erdbebenuntersuchungen der Generalstaatsanwaltschaft Hatay durchgeführte Untersuchung des Einsturzes des Hotels endlich abgeschlossen wurde, ist indes für viele Menschen in der Türkei ein gutes Zeichen.

Betonstücke von Hand zerbröselt

Das Strafgericht der Provinz Hatay klärt nun, wer die Schuld an der Tragödie trägt. Neben Coşkun sind weitere Männer angeklagt. Auch sein Bruder und Partner des Bauunternehmers, Yalçın Coşkun, sollte vor Gericht gestellt werden, doch er befindet sich auf der Flucht. Den Beschuldigten drohen Haftstrafe von bis zu 22 Jahren und sechs Monaten.

Denn eine Analyse stellte fest: Die im Gebäude verwendeten Betonmaterialien waren von geringer Qualität, einzelne Betonstücke konnten von Hand zerbröselt werden. Säulenabmessungen, Verbindungsstellen, das Material: Nichts entsprach im Gebäude den Vorschriften. Die Anklageschrift bemängelt so auch, dass die Grundsätze der Erdbebenverordnung von 2007 nicht ausreichend beachtet wurden.

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Coşkun, der auf dem Istanbuler Flughafen festgenommen wurde, als er versuchte, ins Ausland zu fliehen, ist sich keiner Schuld bewusst. Er verteidigt sich: „Ich glaube nicht, dass ich schuld bin.“ Die Rönesans-Residenz habe sich auf die Seite gelehnt. Das sei „ein Indiz dafür, dass das Gebäude solide gebaut war.“ Außerdem ergänzte er, es habe „keinen Einsturz gegeben“. Für viele Opfer und Hinterbliebene ist das blanker Hohn.