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Menschenrechte

Gülen-Anhänger in deutscher Dönerbude attackiert

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Eine gewöhnliche Dönerbude im nordrhein-westfälischen Kamen. Während sich der Spieß dreht und die nächste Dönertasche zusammengestellt wird, kommt es zu einer eher ungewöhnlichen Eskalation. Ein Mann wird attackiert und geschlagen. Wegen seiner politischen Einstellung in Bezug auf die Türkei. Ein Artikel über einen absurden Angriff mitten in Deutschland.

Seitdem er 18 ist, lebt der heute 59-jährige Ramazan Yılmazer bereits in Deutschland. In die Dönerbude „Özay’s Kebap“ in Kamen, dessen Besitzer er gut kennt, geht er seit vielen Jahren. Quasi der Imbiss seines Vertrauens. Doch diesmal scheint alles anders.

Eine veränderte Atmosphäre, neue Gesichter. Yılmazer habe nach dem, ihm seit vielen Jahren vertrauten, Ladenbesitzer gefragt. Da stellte sich Rıfat Yılmaz als der neue Inhaber von „Özay’s Kebap“ vor, der den Imbiss erst kürzlich übernommen habe. Auch die alten Mitarbeiter waren nicht mehr da. Auf diese angesprochen habe Rıfat Yılmaz erwidert, sie alle gefeuert zu haben. „Mit solchen Typen kann ich nicht arbeiten. Der Mann war ein FETÖ-Mitglied, ein Terrorist.“

Als „FETÖ“ bezeichnen die türkische Regierung um Präsident Recep Tayyip Erdoğan und einige Teile der Opposition seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 die Gülen-Bewegung. Bei der Bewegung, die sich eigenen Angaben zufolge vor allem für Bildung und interreligiösen Dialog einsetzt, soll es sich um eine bewaffnete Terrororganisation handeln. Stichhaltige Beweise dafür legte Erdoğan dafür bislang nicht vor.

Dönerbude in Kamen: Deutschland hin und wieder Schauplatz türkischer Konflikte

Mit dem einfachen und oftmals nicht belegten Vorwurf einer Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung werden seit Sommer 2016 Hunderttausende Menschen in der Türkei dämonisiert, inhaftiert, in zahlreichen Fällen nachweislich gefoltert und in mehreren Einzelfällen sogar ermordet oder absichtlich dem Tod überlassen. Angriffe auf Menschen mit Bezug zur Gülen-Bewegung finden in der Türkei auch auf der Straße statt.

In Deutschland passiert das hingegen eher selten. Doch wie der Fall in Kamen zeigt, gibt es sie. Der Streit sei eskaliert, als Yılmazer auf die negativen Ausführungen des neuen Imbiss-Betreibers über die vorherigen Mitarbeiter eingegangen sei. Yılmazer habe gesagt, dass er diese Leute seit gut 30 Jahren kenne und nicht bestätigen könne, dass es bei ihnen um gewalttägige Leute oder gar Terroristen handele. Plötzlich sei die Stimmung gekippt, so Yılmazer. „Du bist also auch einer von ihnen“, habe der Mann aggressiv erwidert.

Ramazan Yılmazer aus Kamen in NRW wurde laut eigenen Angaben in der Dönerbude Özay’s Kebap vom neuen Inhaber angegriffen und verletzt. Foto: Kronos

Eskalation der Gewalt aufgrund von Hass auf die Gülen-Bewegung

Laut Informationen des Nachrichtenportals „Kronos“ ging die verbale Diskussion zunächst weiter. Als Yılmazer entnervt und ohne Dönertasche die Dönerbude verlassen habe, um in sein Auto einzusteigen, sei der Betreiber Rıfat Yılmaz ihm gefolgt und habe ihn mit üblen Beleidigungen attackiert. Schließlich sei er handgreiflich geworden. Yılmazer erlitt mehrere Prellungen, zudem seien seine Zahn-Implantate beschädigt worden.

Den Fall brachte Yılmazer gemeinsam mit einem ärztlichen Attest zur Anzeige. Zu seiner Überraschung habe auch der Betreiber von „Özay’s Kebap“ Strafanzeige erhoben. Darin fordere Rıfat Yılmaz, dass Yılmazer künftig mindestens 50 Meter Abstand zu seinem Laden halten müsse, da es sich bei dem Deutsch-Türken um einen gefährlichen Terroristen handele. Yılmazer hingegen will sich nicht einschüchtern lassen. Er vertraue darauf, dass Deutschland ein Rechtsstaat sei, wo er seine Rechte vor Gerichten einfordern könne.

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