Politik
Türkei bringt sich als Garantiemacht für den Nahen Osten ins Spiel
Das NATO-Mitgliedsland Türkei könnte eine entscheidende Rolle bei der Lösung des nicht enden wollenden Nahost-Konflikts spielen. Als respektierter Vermittler auf beiden Seiten laufen die Drähte dieser Tage heiß. Und Erdoğans Außenminister Hakan Fidan schmiedet bereits Pläne für die Zeit nach der israelischen Bodenoffensive.
Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien: Hakan Fidan ist zur Zeit viel unterwegs und ein gefragter Mann. Der türkische Außenminister ist im Dauereinsatz. Sein Land bemüht sich weiter um die Freilassung der Hamas-Geiseln in Gaza, obwohl nach derzeitigem Stand keine türkischen Staatsangehörigen betroffen sind. „Wir haben insbesondere mit dem politischen Flügel der Hamas Verhandlungen begonnen“, sagte er. Gleich von mehreren Partnerstaaten sei er darum gebeten worden, ließ er verlautbaren.
Komplexe Problemstellungen sind dem ehemaligen Geheimdienstchef nicht fremd. Und so preschte er zu Wochenbeginn mit einem Lösungsvorschlag für den Nahost-Konflikt vor. Seine Idee: ein Mehrstaaten-Garantiesystem zur Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Als Ort für die Ausarbeitung des Konzepts brachte er Ankara ins Spiel.
Fidan fordert Nachdenken über Zwei-Staaten-Lösung
Die Türkei hat sich als Gastgeber internationaler Verhandlungen bewährt. Auch wenn die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kein Ergebnis erzielt hatten, das spätere Abkommen zur Ausfuhr ukrainischer Getreide-Exporte wurde in Istanbul erfolgreich realisiert. Ob und wie die israelisch-palästinensischen Verhandlungen stattfinden können, steht allerdings dieser Tage (noch) nicht zur Debatte.
Fidans Vorstellungen nach müssten die Staaten der Region selbst für Frieden sorgen. Eine Friedenstruppe der UN oder gar aus der Türkei lehnt er indes kategorisch ab. Vielmehr müsse Israel ernsthaft über eine Zwei-Staaten-Lösung nachdenken, um dauerhaften Frieden herzustellen. Dafür habe er auch die Unterstützung der USA vernommen, versicherte Fidan. Die internationale Gemeinschaft müsse dabei eine aktivere Rolle spielen als bisher, betonte der türkische Außenminister.
Krankenhaus-Beschuss sorgt für massive Proteste in der islamischen Welt
Derweil forderte Israel seine Bürger zum Verlassen der Türkei auf. Aus Angst vor Vergeltungsschlägen sei die Alarmstufe für das Land auf die höchste Warnstufe gehoben worden. Erst vor wenigen Tagen machten sich tausende Israelis in die Türkei auf, um sich in Sicherheit zu bringen.
Für Ärger zwischen beiden Ländern sorgt auch der mutmaßliche Beschuss einer Klinik im Gazastreifen mit mehreren Hunderten Toten und Verletzten, den Präsident Recep Tayyip Erdoğan scharf verurteilte und Israel dafür verantwortlich machte. Dies sei „das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, denen die grundlegendsten menschlichen Werte fehlen“. Israel zufolge schlug eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad in dem christlichen Krankenhaus ein, dieser und die Hamas dementieren das.