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Panorama

Ukraine: Donbass wird wohl evakuiert, Getreideexport beginnt

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Die Schwarzmeerflotte auf der Krim ist an Russlands Angriff auf die Ukraine beteiligt. Doch nach dem Verlust ihres Flaggschiffs ist die Flotte vorsichtig. Nun wird angeblich ihr Hauptquartier beschossen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wegen der massiven Angriffe der russischen Armee im Osten des Landes die Menschen zum Verlassen des Gebiets Donezk aufgerufen. „Im Donbass sind Hunderttausende Menschen, Zehntausende Kinder, viele lehnen es ab zu gehen“, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Er appellierte eindringlich an die Bewohner des Donbass, sich für eine Flucht zu entscheiden. „Glauben Sie mir“, sagte er flehentlich. „Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten.“

In der Nacht zum Sonntag, dem 158. Tag des Krieges, beschoss die russische Armee zahlreiche ukrainische Städte mit Raketen. In der Stadt Mykolajiw im Süden sprach Bürgermeister Olexander Sjenkewytsch vom wahrscheinlich heftigsten Beschuss seit Beginn des Krieges. Dabei seien der Besitzer einer großen ukrainischen Getreidehandelsfirma und seine Frau getötet worden. In der Schiffsbauerstadt soll noch etwa die Hälfte der einst knapp 500.000 Einwohner ausharren.

Kein Zugang für Rotes Kreuz

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wartete nach dem dutzendfachen Tod von ukrainischen Kriegsgefangenen in einem von Russland kontrollierten Lager vergeblich auf Zugang. Bis Sonntagnachmittag habe es keinen Zugang zu dem Ort gegeben, sagte ein Sprecher in Genf. Das russische Verteidigungsministerium sagte dagegen in Moskau, es habe das IKRK zu einem Besuch eingeladen.

Im Gefängnis des Ortes Oleniwka bei Donezk waren nach russischen Angaben in der Nacht zum Freitag 50 ukrainische Kriegsgefangene getötet und Dutzende verletzt worden. Das Verteidigungsministerium spricht von einem gezielten Raketentreffer der ukrainischen Armee. Erste Bilder aus der Region sprechen aber eher gegen diese Version. Die Ukraine spricht von einem Kriegsverbrechen; russische Kräfte hätten die Gefangenen getötet.

Angeblicher Drohnenangriff auf Schwarzmeerflotte

Auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim wurden in der Hafenstadt Sewastopol am Sonntag die traditionellen Feiern zum Tag der Marine abgesagt. In anderen Regionen Russlands wurde dagegen gefeiert, in St. Petersburg nahm Präsident Wladimir Putin daran teil.

Grund für die Absage sei ein nächtlicher Drohnenangriff auf das Stabsquartier der Schwarzmeerflotte, schrieb der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Nachrichtenkanal Telegram. Bei der Explosion im Hof der Kaserne seien sechs Menschen verletzt worden. Den angeblichen Angriff schrieb er der Ukraine zu, deren Marine aber dementierte.

In Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Sie hat in dem Krieg bereits ihr Flaggschiff „Moskwa“ verloren. Andere Schiffe sind nach ukrainischen Angaben aus Angst vor Anti-Schiffs-Raketen aus dem Marinehafen abgezogen worden. Völkerrechtlich gehört die Krim zur Ukraine.

Selenskyj will Donbass evakuieren lassen

In den vom russischen Vormarsch gefährdeten Gebieten in der Ostukraine sind es vor allem ältere Menschen, die ihre Heimat nicht verlassen wollen. Auch ärmere Bewohner, deren einziger Besitz ihre Wohnung oder ihr Häuschen ist, wollen bleiben. Ein Teil hegt auch Sympathien für Russland und die abtrünnigen Separatistenrepubliken und ist enttäuscht von der ukrainischen Politik. Sie erhoffen sich ein besseres Leben unter anderem wegen deutlich höherer russischer Renten. Während die russische Staatspropaganda von einer „Befreiung“ der Gebiete spricht, warnt die Ukraine vor einem „blutigen Besatzungsregime“ Russlands.

Präsident Selenskyj beklagte am Samstagabend, dass viele Bürger noch immer nicht einsichtig seien. „Brechen Sie auf, wir helfen“, sagte er. Es werde alles organisiert für die Flucht der Menschen aus den noch von der Ukraine kontrollierten Gebieten.

Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind 52.000 Kinder in der Region, die dringend in Sicherheit gebracht werden müssten. Die Regierung ordnete eine verpflichtende Evakuierung vor der Heizsaison an. Die Gasleitungen im Gebiet Donezk seien zerstört, es werde keine Heizung geben. Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, wer bleiben wolle, müsse unterschreiben, dass er sich der Lebensgefahr bewusst sei.

Erdoğan: Getreideexport beginnt

Die Türkei rechnet an diesem Montag derweil mit der Aufnahme von Getreideexporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein mit Getreide beladenes Schiff am Montagmorgen einen ukrainischen Hafen verlasse, sei sehr hoch, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Sonntag dem Sender Kanal 7. Es gebe nur noch ein, zwei Details zu lösen, so Ibrahim Kalın.

Am 22. Juli hatten die Kriegsgegner Ukraine und Russland mit den UN und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden – Moskau wird eine Blockade des Getreides vorgeworfen. Wegen ausbleibender Getreidelieferungen befürchten die UN zunehmend Hungerkrisen auf der Welt.

dpa/dtj

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