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Menschenrechte

Vor den Augen seines Kindes: Türkischer Exil-Journalist in Stockholm angegriffen

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Türkische Medienschaffende im Ausland sind nicht wirklich sicher. Dies belegen zahlreiche Angriffe auf Exilanten, unter anderem auch in Deutschland. Nun hat es Ahmet Dönmez getroffen. Eine Gruppe von Schlägern schlug ihn dem Vernehmen nach auf offener Straße und am helllichten Tag zusammen.

Was sich seit Tagen ankündigte, geschah am 18. März inmitten von Europa. Der türkische Journalist Ahmet Dönmez hatte mehrere konkrete Drohungen gegen seine Person öffentlich gemacht. Dennoch konnte der Angriff auf den regierungskritischen Journalisten nicht abgewendet werden. Auf dem Heimweg wurde er offenbar vor den Augen seines Kindes bewusstlos geschlagen.

Damit hat Dönmez Ähnliches erlebt wie der in Berlin sesshafte türkische Exil-Journalist Erk Acarer. Dieser wurde im Sommer vergangenen Jahres in der Bundeshauptstadt im Vorhof seiner Wohnung, vor den Augen seiner Frau und Tochter, von drei Männern krankenhausreif geschlagen. Seither steht Acarer unter Polizeischutz.

Ahmet Dönmez hatte zuletzt über die türkische Mafia berichtet

Wie Erk Acarer hatte Ahmet Dönmez zuletzt zahlreiche Beiträge über den Einfluss der Mafia auf die türkische Regierung veröffentlicht. In seinen jüngsten Veröffentlichungen befasste er sich mit dem türkischen Innenminister Süleyman Soylu und dessen engen Beziehungen zum Mafia-Paten İhsan Hızarcı.

Daraufhin wurde Dönmez nach eigenen Angaben via WhatsApp von Hızarcı bedroht. Der Journalist solle nicht darauf vertrauen, dass er in Stockholm sei, habe es unter anderem geheißen. Hızarcı könne ihn „innerhalb von 24 Stunden enthaupten lassen“. Dönmez brachte die Drohungen zur Anzeige, doch die waren für die schwedischen Behörden offenbar nicht schwerwiegend genug, um Maßnahmen zu ergreifen. Der angegriffene Journalist befindet sich laut Angaben von türkischen Journalisten im Krankenhaus.

Laute Kritik an schwedischer Polizei

Ein weiterer türkischer Exil-Journalist, Cevheri Güven, tauchte bereits auf mehreren Todeslisten aus dem Umfeld der türkischen Regierung auf. Wie zahlreiche andere Kollegen wie Can Dündar oder Hayko Bağdat lebt auch Güven gefährlich. Seine Reaktion auf den Angriff auf Ahmet Dönmez fällt kritisch aus: „Es ist bereits das zweite Mal, dass ein Exil-Journalist in Schweden angegriffen wird. Die Unempfindlichkeit der schwedischen Polizei ist unglaublich.“ Auch die Exil-Journalistin Sevim Özarslan drückte via Twitter ihren Beistand für Dönmez und ihren Unmut gegen die schwedischen Behörden aus.

Auf der anderen Seite war der Angriff auf Dönmez auch für regierungsnahe Personen oder Troll-Accounts ein Thema. Sie verbreiteten die These, dass es sich dabei um einen internen Kampf innerhalb der Gülen-Bewegung handele. Dafür spreche der offene Disput zwischen Dönmez und Ekrem Dumanlı, Dönmez‘ ehemaliger Chefredakteur bei der mittlerweile verbotenen türkischen Tageszeitung „Zaman“.

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