Panorama
Warum Marokko die Hilfe der Türkei nicht annimmt und wie gespendet werden kann
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In der Nacht zum Samstag erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 6,8-6,9 Marokko. Das Epizentrum lag im Atlas-Gebirge nahe der historischen Stadt Marrakesch und forderte zahlreiche Menschenleben. Eine humanitäre Krise ist im Gange, während Rettungsteams verzweifelt nach Überlebenden suchen.
Die genaue Dimension des Erdbebens ist noch nicht klar, aber die Zerstörung ist verheerend. Tausende von Häusern wurden zerstört, viele Menschen müssen draußen übernachten – entweder weil ihre Wohnungen nicht mehr bewohnbar oder unsicher sind oder sie schlicht Angst haben. Die offiziellen Berichte gehen von mindestens 2.901 Todesopfern, darunter viele Kinder, sowie mindestens 5.530 Verletzten aus (Stand: Dienstagmittag). Ein Großteil der Toten sei bereits begraben. Insgesamt schätzen die Vereinten Nationen, dass etwa 300.000 Menschen von dem Erdbeben betroffen sind, das eine Stärke von 6,8 aufwies und aufgrund seiner geringen Tiefe besonders gefährlich war. Andere Messungen gehen von einer Stärke von 6,9 aus. Dieses Erdbeben gilt als das folgenschwerste in Marokko seit mehr als 60 Jahren und stellt das Land vor enorme Herausforderungen. Von der Intensität her sei es das stärkste je in Marokko gemessene, erklärten einige Wissenschaftler.
Die Gefahr von Nachbeben bleibt bestehen und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Bevölkerung dar. Schulen, Krankenhäuser und andere wichtige Einrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, was die Situation weiter verschärft.
Die Suche nach Überlebenden gestaltet sich in den schwer zugänglichen Bergdörfern als äußerst schwierig. Internationale Rettungsteams, darunter britische und spanische Einheiten mit Suchhunden, leisten vor Ort wichtige Unterstützung. Die Bereitstellung von Unterkünften, sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung und Nahrungsmitteln ist von größter Bedeutung, um das Leiden zu lindern. Mit jeder weiteren vergehenden Stunde sinkt jedoch die Hoffnung. Das allgemein anerkannte Zeitfenster von 72 Stunden, in denen ein Mensch ohne Nahrung und Wasser überleben kann, ist bereits geschlossen. Bei den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Februar konnten allerdings auch weit mehr als eine Woche nach den Erdstößen noch Verschüttete gerettet werden.
DTJ-Online hat eine Übersicht (kein Anspruch auf Vollständigkeit) von Hilfsangeboten und -möglichkeiten erstellt:
Rabat verteidigt Entscheidung: Vorerst Unterstützung von vier Ländern
Die marokkanische Regierung steht unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert – Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gerechtfertigt wurde das damit, dass es zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. Auch die Türkei und Deutschland boten erneut Hilfe an. Bislang zeigte die Regierung in Rabat daran jedoch kein Interesse. Selbst ein geplanter Flug mit Hilfsgütern aus Tunesien konnte bisher nicht starten. Marokko behält sich jedoch vor, weitere Unterstützung anzunehmen, sollte sich der Bedarf ändern.
Deutsche Hilfsteams, darunter das Technische Hilfswerk (THW), halten Rettungskräfte am Flughafen Köln-Bonn einsatzbereit. Laut MDR hat das Bundesinnenministerium jedoch bestätigt, dass die THW-Kräfte weiterhin in Bereitschaft stehen und bei Bedarf umgehend aktiviert werden können.
EU stellt eine Million Euro bereit
Die Europäische Union hat eine Million Euro für humanitäre Hilfe bereitgestellt, um die dringendsten Bedürfnisse der Betroffenen zu decken. Frankreich unterstützt den Einsatz von Nichtregierungsorganisationen (NGO) mit fünf Millionen Euro.
Die marokkanische Regierung hat einen Sonderhilfsfonds angekündigt, um die notleidende Bevölkerung zu unterstützen. Dieser Fonds soll unter anderem die Kosten zur Absicherung beschädigter Häuser decken, aber zur Höhe des Fonds gibt es noch keine Angaben.
Caritas International
Erste Mitarbeiter der katholischen Hilfsorganisation Caritas International sind bereits vor Ort um die dringende Situation der Betroffenen zu evaluieren und sofortige Hilfe bereitzustellen.
Caritas International mit Sitz in Freiburg ist ein weltweit tätiges Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes und bietet akute Nothilfe sowie langfristige Unterstützung an bei Kriegen oder Naturkatastrophen. Es arbeitet mit Partnerorganisationen sowie nationalen Caritasverbänden zusammen.
Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC)
Auch die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) hat 1 Million Schweizer Franken bereitgestellt, um die Vor-Ort-Aktivitäten des Marokkanischen Roten Halbmond Teams zu unterstützen. Auch das Österreichische Rote Kreuz steht im Bedarfsfall mit WASH-Tools („Water, Sanitation and Hygiene Promotion“) zur Verfügung, um Trinkwasser und saubere Hygienebedingungen sicherzustellen, wenn die Unterstützung angefordert wird. Laut dem Marokkanischem Roten Halbmond fehlt es an Unterkünften, Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser.
Organisationen rufen zu Spenden auf
Für die Betroffenen in Marokko kann unter anderem über das Deutsche Rote Kreuz gespendet werden. Auch Organisationen wie Hasene, Time to help oder die Türkisch-Islamische Union in Deutschland, besser bekannt als Ditib, rufen ihre Mitglieder und Interessierte dazu auf, Geld zu spenden.
Die Lage in Marokko ist dramatisch: ganze Dörfer sind zerstört, es gibt mehr als 2.000 Tote und es fehlt an Essen, Wasser und Strom. Für uns ist klar: Die Zeit zu helfen ist jetzt. Unseren Nothilfefond findet Ihr als QR Code im Foto oder unter: https://t.co/f99TdzCm8d #Marokko pic.twitter.com/weRzOvNwl9
— TimeToHelp e.V. (@Time_To_Help) September 11, 2023
Das geht über PayPal ([email protected]) oder per Überweisung an Türkisch-Islamische Union (Kontoinhaber), IBAN: DE20 5023 4500 0141 4300 01, BIC: KTAGDEFFXXX, Verwendungszweck: Marokko Erdbeben.