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Panorama

Erdoğan zu Randale in Freibädern: „Müssen die Eltern erreichen“

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09.07.2023, Berlin: Polizisten stehen vor dem Eingang des Sommerbads in Neukölln. Das Berliner Freibad wird wegen seiner Lage am Columbiadamm auch Columbiabad genannt. Zum wiederholten Male war es am Wochenende wegen Rangeleien und renitenter Besucher frühzeitig geschlossen und geräumt worden. Foto: Carioline Bock/dpa
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In den letzten Jahren kommt es immer häufiger zu Zwischenfällen in Freibädern. Nicht nur, aber besonders häufig betroffen ist Berlin. In diesem Sommer ist die Situation so schlimm, dass einige Bäder dazu übergegangen sind, ihre Einrichtungen vorübergehend zu schließen. Ein Sozialarbeiter weiß, wo man ansetzen könnte.

Der Berliner Sozialarbeiter Kazım Erdoğan plädiert angesichts der Auseinandersetzungen im Berliner Columbiabad dafür, auf die Eltern von auffälligen Jugendlichen zuzugehen. „Ich bin mir sicher, wenn ich zu den Familien dieser jungen Menschen gehen würde und das darstelle, was sich abgespielt hat, dann werden 90 Prozent der Familien sagen, wir haben davon nichts gewusst“, sagte Erdoğan, Vorstand des sozialen Vereins Aufbruch Neukölln und Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

„Ja, die Behörden könnten härter durchgreifen, aber alleine mit härteren Strafen und Strafmaßnahmen ist keine Schule zu machen“, betonte Erdoğan. Er fordert Angebote für Eltern dieser jungen Menschen, Infoveranstaltungen zu Themen wie Gewalt oder Drogen. „Ich schreie seit Jahrzehnten, dass wir Kontakt zu den Familien aufnehmen müssen.“ Wenn man es nicht schaffe, die Eltern für diese Themen zu sensibilisieren, dann werde vieles auf der Strecke bleiben.

Hoher Krankenstand: Unterbesetztes Personal hat die Nase scheinbar voll

Das Columbiabad in Berlin-Neukölln war am frühen Sonntagabend zum wiederholten Mal frühzeitig geschlossen und geräumt worden. Grund sei eine Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes gewesen, hieß es dazu vom Bäderbetreiber. Am Montag und Dienstag blieb das Bad aufgrund eines hohen Krankenstandes geschlossen. Bei der Einrichtung hieß es am Mittwochmorgen, das Columbiabad bleibe vermutlich die gesamte Woche zu, es werde von Tag zu Tag neu entschieden. Heute beginnen in der Hauptstadt die Sommerferien.

Laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ hat sich die Belegschaft des Bades bereits Mitte Juni in einem Brief an die Führung der Bäder-Betriebe gewandt. Darin ist der Zeitung zufolge von einem „untragbaren Ausmaß der Umstände“ die Rede, unter anderem von „verbalen Attacken“ sowie „Spucken und Pöbeln“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schreiben demnach von einer „eklatanten Unterbesetzung des Personals“ und fordern Maßnahmen, darunter ständige Polizeipräsenz, Online-Tickets und namentlicher Einlass.

Arbeitsgruppe soll Maßnahmen zur Gewaltprävention überprüfen

Nach den Vorkommnissen soll eine Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung bisherige Maßnahmen zur Gewaltprävention überprüfen. „Auftrag der Arbeitsgruppe ist es ebenso, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen und hierfür Vorschläge zur Begegnung zu entwickeln“, teilte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport am Mittwoch mit.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sieht dabei insbesondere die Bäder in der Pflicht, die Probleme zu lösen. „Die Berliner Bäder-Betriebe müssen für die Sicherheit in ihren Anlagen Sorge tragen und den Menschen, die Erholung suchen, offenstehen“, teilte sie mit. Dabei werde ihnen der Senat etwa mit Hilfe der Arbeitsgruppe zur Seite stehen. Die Bäder „stehen jedoch in der Pflicht, ihre Verantwortung wahrzunehmen“, hieß es.

dpa