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Politik

Flugzeugträger, Drohnen, Rüstung: Wie Erdoğan seine Großmacht-Pläne vorantreibt

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Wenige Wochen vor den Wahlen stellt Erdoğan einen eigenen Flugzeugträger vor. Das ist kein Zufall. Der türkische Präsident will Milliarden für die Rüstung ausgeben – und die Türkei zur Großmacht entwickeln. 

232 Meter lang, 32 Meter breit und Platz für rund 1.400 Personen: Die „TCG Anadolu“, der neue Flugzeugträger der Türkei, ist ein Statussymbol Ankaras. Ein Zeichen der Stärke nach außen und ein Zeichen der Macht nach innen. Mit ihr unterstreicht Präsident Tayyip Erdoğan im Wahlkampf: Die Türkei soll unter ihm zur Großmacht reifen.

Bei der Vorstellung des neuen Flaggschiffs der türkischen Kriegsmarine wählte er gewohnt markige Worte: „Die TCG Anadolu symbolisiert die regionale Führungsrolle der Türkei.“ Rund eine Milliarde Dollar soll das Schiff gekostet haben. Erdoğan will nachlegen und in den kommenden Monaten und Jahren massiv in die Rüstung investieren.

Gesamt-Investitionen von 75 Milliarden Dollar

Der Gesamtwert aller Vorhaben soll von derzeit 60 Milliarden Dollar auf 75 Milliarden steigen. Der Zeitpunkt der Präsentation des neuen Flugzeugträgers und seiner Rede ist indes kein Zufall. Mit den Großmacht-Träumen will Erdoğan die türkischen Wähler:innen vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Mai für sich gewinnen.

Dass rund 80 Prozent aller Rüstungsgüter für die türkischen Streitkräfte im Inland produziert werden, spielt ihm in die Karten. Die türkische Wirtschaft ächzt unter Inflation, Arbeitslosigkeit und Währungsverfall. Mit der angestrebten Unabhängigkeit von ausländischen Anbietern, schafft Erdoğan schließlich auch Arbeitsplätze.

„Der rechte Mann zur rechten Zeit für das türkische Jahrhundert“?

Im Wahlkampf entwirft er das Bild einer starken und modernen Türkei. Die „TCG Anadolu“ soll das ebenso unterstreichen, wie Erdoğans Wahl-Slogan: „Der rechte Mann zur rechten Zeit für das türkische Jahrhundert.“ Wie das genau aussehen soll, ist mehr als fraglich. Auch weil die Erdbeben-Katastrophe vom Februar noch lange nicht bewältigt ist.

Auf mehr als 100 Milliarden Dollar werden die Schäden in der Unglücksregion taxiert. Dafür hofft die Türkei auf internationale Hilfe, wie bei einer Geberkonferenz vereinbart wurde. Dass der türkische Präsident zugleich Milliarden-Investitionen für die Rüstung verspricht, sieht er jedoch nicht als Widerspruch.

Erdoğan wirkt wie ein Getriebener

Erdoğan wirkt vor den Wahlen wie ein Getriebener. Von schlechten Nachrichten aus dem Inland lenkt er mit Militärvorhaben und dem neuen Flugzeugträger ab. Doch seine Strategie ist zum Scheitern verurteilt. Auch weil sich seine Prestigevorhaben immer häufiger in Luft auslösen.

Drohnen, Haubitzen, Gewehre: Wie die Türkei zur Rüstungsmacht aufstieg

Der Flugzeugträger ist nach Ansicht von Expert:innen schließlich nicht mehr als ein umgebautes Landungsboot. Tatsächlich ist die „TCG Anadolu“ ein sogenanntes „Amphibious Landing Assault“-Schiff, also ein Landungsboot mit einer besonderen Rampe. Hinzu kommt: Erst einmal werden nur Hubschrauber und Drohnen von ihr abheben.

Erdoğans großspurige Ankündigung, das Schiff sei so ausgestattet, dass es „bei Bedarf militärische und humanitäre Einsätze in allen Teilen der Welt durchführen könne“ ist zwar richtig. Als Statussymbol taugt die „TCG Anadolu“ aber nicht. Streng genommen ist sie nämlich gar kein Flugzeugträger.

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