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Gesellschaft

Mazyek: „Jede Form von Antisemitismus ist eine Sünde im Islam“

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Eine pro-palästinensische Kundgebung fand jüngst unter anderem auf dem Berliner Alexanderplatz statt. Foto: Joerg Carstensen/dpa
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Waren die deutschen Islamverbände mit ihren Reaktionen zu zögerlich nach dem Massaker der Hamas? Einer ihrer Vorsitzenden wird nun deutlich und sieht eine besondere Verantwortung, in den eigenen Reihen gegen Antisemitismus vorzugehen.

Der Zentralrat der Muslime mahnt pro-palästinensische Demonstranten in Deutschland zur Zurückhaltung. „Ich mache mir wirklich große Sorgen“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, vor wenigen Tagen in den ARD-„Tagesthemen“. Auf den Straßen seien derzeit Hass, Gewalt und Antisemitismus zu erleben.

„An dieser Stelle verurteile ich das ganz klar und deutlich“, betonte Mazyek. „Ich appelliere auch insbesondere an die Muslime, gerade an Demonstrationen, sich jetzt zurückhaltend zu beteiligen und auch genau hinzuschauen, wer die Betreiber sind.“ Eine Alternative seien zum Beispiel Friedensgebete. Es sei allerdings auch wichtig, dass Menschen, die zum Beispiel Angehörige im Gazastreifen verloren hätten, ihre Trauer zum Ausdruck bringen könnten, so Mazyek.

„Deutsche Muslime haben eine besondere Verantwortung“

In den vergangenen Wochen war es mehrfach zu Ausschreitungen bei pro-palästinensischen Demonstrationen gekommen. „Ich verhehle nicht, dass es auch Muslime gibt, die antisemitisch sind, und das müssen wir bekämpfen“, sagte der Zentralrats-Vorsitzende. Jede Form von Antisemitismus oder Rassismus sei eine Sünde im Islam. „Gerade wir als deutsche Muslime haben eine besondere Verantwortung, auch gegenüber Juden und Israel.“

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Er selbst habe am Freitag eine Synagoge besucht, um „ein Zeichen der Anteilnahme, des Mitgefühls, aber auch der Solidarität“ zu setzen. Der Zentralrat gehört zu den großen muslimischen Dachverbänden in Deutschland. Nach dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel war Kritik laut geworden, dass die Verbände sich zu spät geäußert und die Taten der Hamas nicht eindeutig genug verurteilt hätten.

„Klareres Statement vonseiten der Islamverbände gewünscht“

Zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel in Berlin wurden sie nicht eingeladen – nur eine liberale muslimische Organisation war dort vertreten. „Wir sollten uns davor hüten, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen“, erklärte die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es gebe viele Stimmen aus der islamischen Community, die sich klar gegen die Hamas positioniert hätten.

Sie hätte sich aber ein „klareres Statement vonseiten der Islamverbände gewünscht“. Langs Parteikollege, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, schrieb auf der Plattform X: „Nach Relativierungen und Schweigen zum Terror gegen Israel braucht es einen neuen Umgang mit Islamverbänden: Klar einfordern, sich zu Grundwerten zu bekennen und sie auch hinter verschlossenen Türen zu praktizieren.“

„Wir brauchen einen Maßnahmenplan gegen den politischen Islam

Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, sagte am Freitag auf dem Deutschlandtag der CDU/CSU-Nachwuchsorganisation in Hannover: „Deutschland hat ein schweres Problem mit dem politischen Islam. Das reicht von Hinterhofmoscheen bis zu den Spitzen der muslimischen Verbände, die es nicht für nötig hielten, sich von der Hamas zu distanzieren. Deswegen brauchen wir einen Maßnahmenplan gegen den politischen Islam. Warum sich Verbände und Muslime allerdings ständig von Dingen distanzieren sollen, die sie nicht guheißen, bleibt allerdings unklar.

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Mazyek verurteilte das Massaker der Hamas in der ARD und bemerkte: „Leider reiht sich der Hamas-Terror in die Geschichte von ideologischen, extremistischen Gruppen ein wie IS und Al-Kaida.“ Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, Ali Mete, hatte in der Wochenzeitung „Die Zeit“ zuvor betont, es sei ein terroristischer Anschlag gewesen, „ohne Wenn und Aber“. Seine Organisation lehne „jede Art von Gewalt ab“.

dpa/dtj