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Geschichte

NS-Massaker: Gauck will sich in Griechenland entschuldigen

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Bundespräsident Joachim Gauck wird am 5. März zu einem Staatsbesuch nach Griechenland aufbrechen. Die Visite soll, wie die „Süddeutsche“ berichtet, im Zeichen einer großteils immer noch unbewältigten Vergangenheit stehen. (Foto: reuters)

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Eine Gedenktafel in Griechenland zum Andenken an die Opfer der NS-Massaker.
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So habe es bis heute noch keine offiziellen Gesten der Entschuldigung oder Wiedergutmachung im Zusammenhang mit dem Wüten der Deutschen Wehrmacht und der deutschen Besatzung in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs gegeben. Gauck wolle nun ein Zeichen setzen und unter anderem ein deutsch-griechisches Jugendwerk sowie Stipendien ins Leben rufen, die im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte in Griechenland stehen.

Gauck wird im Rahmen seines Besuches das von Gebirgsjägern zerstörte Dorf Lyngiades in der Region Epirus besuchen. Wie der deutsche Historiker Christoph Schminck-Gustavus nachgewiesen hatte, fand dort ein Massaker mit 82 Toten, die Hälfte davon Kinder, statt.

Im Unterschied beispielsweise zum französischen Oradour, das der Präsident im Vorjahr besucht hatte, ist Lyngiades in der Öffentlichkeit weniger bekannt, ebenso wie die zahlreichen anderen Orte, in denen Massaker gegen die Zivilbevölkerung stattfanden – ein Grund, warum die von Athen zuletzt erhobenen Reparationsforderungen viele in Deutschland überraschten und von der Boulevardpresse als vorgeschobenes Manöver im Zusammenhang mit der Eurokrise abgetan wurden.

Darüber hinaus soll aber auch eine Geste gegenüber der jüdischen Gemeinde in Thessaloniki gesetzt werden. Dieser hatten die deutschen Besatzer ein horrendes Lösegeld abgepresst – und ihre Mitglieder dann trotzdem nach Auschwitz deportiert. Bundespräsident Gauck will bei seinem Griechenland-Besuch dieser und anderer Opfer der Nazis gedenken.

Nur 2000 Juden in Thessaloniki überlebten

Die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki hatte sich kürzlich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewandt. Vor dem Gerichtshof in Straßburg fordert die Gemeinde eine Erstattung in Höhe von 50 Millionen Euro. Griechische Gerichte hatten zuvor den Rechtsweg mit Hinweis auf die Staatenimmunität abgeschnitten. Das könnte auch in Straßburg passieren.

Hintergrund der Entschädigungsforderungen sind Goldbarren und Wertgegenstände, die 1942 Max Merten, der Statthalter der deutschen Wehrmacht in Thessaloniki, 9000 jüdischen Männern zwischen 18 und 45 Jahren abgepresst hatte, um von der Zwangsarbeit verschont zu bleiben. Insgesamt sollte die jüdische Gemeinde 3,5 Milliarden Drachmen bezahlen.

Dieser horrenden Geldforderung der Deutschen konnte der jüdische Rat jedoch nicht nachkommen. Merten wollte aber die Summe nur um eine Milliarde Drachmen reduzieren – im Gegenzug für die Enteignung des großen, jahrhundertealten jüdischen Friedhofs der Stadt. Die Juden bezahlten 1,9 Milliarden Drachmen, der Friedhof wurde zerstört – und die Männer wurden dennoch nach Auschwitz deportiert. Von den 50 000 Juden Thessalonikis überlebten knapp 2000. (sz/dtj)