Putin, Orban, Netanjahu: Alte Freunde trauern um Berlusconi, Erdoğan noch nicht

Der einstige italienische Regierungschef und Multimilliardär Silvio Berlusconi ist tot. Mehrere Staatschefs meldeten sich zu Wort und kondolierten. FIFA-Chef Infantino erinnerte an Berlusconis Erfolge im Fußball.

Nach dem Tod von Silvio Berlusconi haben auch aus dem Ausland Beileidsbekundungen Italien erreicht. Vor allem eher autoritäre und rechtskonservative Staats- und Regierungschefs äußerten persönlich ihr Bedauern über den Tod des 86-Jährigen, der gesundheitlich zuletzt stark angeschlagen gewesen war und am Montagmittag verstarb.

Vom türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan hingegen, der sich regelmäßig auf Twitter äußert, war öffentlich bis jetzt noch nichts zu hören. Erdoğan und Berlusconi hatten nicht nur eine enge politische Beziehung, sondern auch eine persönliche Verbindung. Berlusconi war sogar Trauzeuge bei der Hochzeit von Bilal Erdoğan im Jahr 2003, einem Sohn des türkischen Präsidenten. Diese besondere Rolle betonte ihre freundschaftliche Beziehung und die gemeinsamen Werte, die sie teilten. Im Jahr 2011, als Berlusconi seinen Rücktritt als italienischer Ministerpräsident ankündigte, soll Erdoğan ihm in einem Telefonat sein Bedauern ausgedrückt haben. Erdoğan soll Berlusconi ermutigt haben, weiterhin politisch aktiv zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Berlusconi war auch bei der vorletzten Vereidigung von Erdoğan im Jahr 2018 dabei.

Putin: „Ein lieber Mensch, ein unersetzbarer Verlust“

Andere Politiker hingegen meldeten sich zu Wort. „Für mich war Silvio ein lieber Mensch, ein echter Freund“, schrieb etwa Kremlchef Wladimir Putin in einem Kondolenztelegramm. Er lobte den einstigen italienischen Ministerpräsidenten, mit dem er auch nach dem Angriff auf die Ukraine Kontakt hielt, für dessen Weitsicht, ausgewogene Entscheidungen, Humor und Lebensfreude, wie er schrieb. Berlusconis Tod sei ein „unersetzbarer Verlust und ein tiefes Unglück“.

„Der große Kämpfer ist gegangen!“, teilte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban auf seiner Facebook-Seite mit. Der Rechtspopulist zählte zu den frühen Bewunderern Berlusconis, mit dem er persönlich befreundet war. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er sei „zutiefst betrübt“ und sprach Berlusconis Familie und dem italienischen Volk sein Beileid aus. „Silvio war ein großer Freund Israels und stand uns immer bei. Ruhe in Frieden, mein Freund.“

Andere Kondolenzbekundungen fielen nüchterner aus. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, dass Berlusconi „Italien in einer Zeit des politischen Übergangs geführt und seitdem weitergemacht habe, sein geliebtes Land zu formen“.

Ein Sprecher der britischen Regierung in London sagte: „Silvio Berlusconi hat über mehrere Jahrzehnte einen großen Einfluss auf die italienische Politik ausgeübt, und unsere Gedanken sind beim italienischen Volk und seiner Familie.“

Fünfmal Champions League gewonnen

Der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Wolfgang Büchner, erklärte in Berlin: „Wir sprechen dem italienischen Volk und der italienischen Regierung unsere Anteilnahme aus.“

Martin Schulz, einst SPD-Kanzlerkandidat und davor Präsident des Europäischen Parlaments, wurde auf „t-online“ mit den Worten zitiert, dass jeder Tod traurig und bedauerlich sei. „Meine Meinung zur politischen Bilanz von Berlusconi und den damit verbundenen Gefahren ist ansonsten hinlänglich bekannt“, sagte er weiter. Der Sozialdemokrat hatte den rechtskonservativen Italiener oft kritisiert. Zu einem Eklat kam es, als Berlusconi den Deutschen 2003 im Europaparlament scherzhaft als Besetzung für die Rolle eines KZ-Aufsehers in einem Film vorschlug.

Spaniens stellvertretende Ministerpräsidentin und Arbeitsministerin Yolanda Díaz sprach Berlusconis Familie ihr Beileid aus. Vor Journalisten in Luxemburg sagte die linke Politikerin: „Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass (…) das politische Projekt, das Herr Berlusconi über einen so langen Zeitraum vertreten hat, nicht mein Mitgefühl erregt.“

Berlusconis Tod sorgte über die Politik hinaus für Reaktionen. Gianni Infantino, der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, schrieb bei Instagram über den früheren Besitzer und Präsidenten des Spitzenclubs AC Mailand: „Ich werde ihn in Erinnerung behalten als jemanden, der in unserem geliebten Sport geträumt hat und die Ideen dann in die Realität umsetzte.“ Berlusconi hatte mit Milan in mehr als drei Jahrzehnten insgesamt fünfmal die Champions League gewonnen.

dpa/dtj