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Gesellschaft

Türkei-Wahlkampf: Wenn statt Worten die Fäuste fliegen

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Der Wahlkampf in der Türkei wird hitziger: Während Erdoğan seinen Herausforderer Kılıçdaroğlu „Säufer“ nennt, setzt der nach. In Amsterdam fliegen die Fäuste. Und Istanbuls Bürgermeister İmamoğlu wurde mit Steinen beworfen.

Verbalattacken, Vorwürfe und Faustkämpfe: Wenige Tage vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei wird der Ton rauer. Im Kampf um das wichtigste Amt im Staat droht die Stimmung zu kippen. Und auch im Ausland geraten türkische Wähler:innen immer häufiger aneinander.

In Istanbul hatten Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan (AKP) und sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) auf Großveranstaltungen um Stimmen geworben – und mit markigen Worten gegeneinander gewettert. Der Präsident beleidigte Kılıçdaroğlu als „Säufer und Betrunkenen“ dem „das türkische Volk“ nicht das Land überlassen werde.

Erdoğan kaschiert Schwäche mit scharfer Rhetorik

Außerdem warf er dem Oppositionsführer einmal mehr vor, mit „Terroristen“ zusammenzuarbeiten. Erdoğan attackiert den Oppositionsblock und Teile der Gesellschaft immer wieder mit scharfer Rhetorik. Offenbar will er damit die eigene Schwäche kaschieren.

Denn im Rennen um die Präsidentschaft zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Der Kampf um Stimmen bei den richtungsweisenden Wahlen steht ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise und der schweren Erdbeben im Februar mit Zehntausenden Toten, die dem Präsidenten persönlich angelastet wird.

İmamoğlu in Erzurum mit Steinen attackiert

Aber auch Kılıçdaroğlu – eigentlich besonnen und gemäßigt – lässt sich von den Verbalattacken seines Konkurrenten mitreißen. Und bezeichnete Erdoğan als „Autokraten“. In Istanbul forderte er seine Anhänger:innen auf, „eine autokratische Führung mit demokratischen Mitteln auszuwechseln“.

„Ich hoffe, dass die Türkei den Weg der Demokratie wählt“

Wie aufgeladen die Stimmung im Land wirklich ist, demonstriert vor allem ein Vorfall in der ost-türkischen Stadt Erzurum. Dort hielt der Oppositionspolitiker Ekrem İmamoğlu (CHP) eine Wahkampfrede zur Unterstützung seines Partekollegen Kılıçdaroğlu – und wurde prompt attackiert.

Gewalttätige Auseinandersetzung in Bremen

Demonstrant:innen schleuderten Steine gegen seinen Wahlkampf-Bus. Der angreifende Mob zwang den populären Bürgermeister von Istanbul dazu, den Auftritt abzubrechen und den Ort zu verlassen. Kılıçdaroğlu verurteilte den Angriff auf Twitter und rief seine Anhänger:innen dazu auf, ruhig zu bleiben.

Indes schwappt die aufgeheizte Atmosphäre des Wahlkampfs auch auf die Auslandstürk:innen über. Immer häufiger kommt es auch außerhalb der türkischen Staatsgrenzen zu handgreiflichen Konflikten im Kontext der Wahlen, wie zuletzt eine gewalttätige Auseinandersetzung in Bremen zeigte (DTJ-Online berichtete).

Massenschlägerei in Amsterdamer Wahllokal

In einem türkischen Wahllokal in Amsterdam kam es gar zu einer Massenschlägerei mit mehr als 300 Beteiligten, wie die niederländische Polizei mitteilte. Vor Ort hätten die Einsatzkräfte eine „chaotische Lage“ vorgefunden. Offenbar war ein Streit zwischen Vertretern gegnerischer türkischer Parteien Auslöser der Gewalt.

In der heißen Phase kurz vor den Wahlen in der Türkei scheint die Lage angespannter denn je. Doch es gibt auch besonnene Stimmen. So rief die Istanbuler CHP-Vorsitzende Canan Kaftancıoğlu via Twitter zur Mäßigung auf: „Wir werden zum Trotz gegen die spaltenden und polarisierenden Worte Frieden schließen, uns treffen und umarmen“. Weise Worte.

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