Connect with us

Gesellschaft

Türkischer Geheimdienst entführt wieder mutmaßlichen Gülen-Anhänger

Published

on

Hinter Stacheldraht: Nach dem gescheiterten Putsch 2016 wurden massenhaft mutmaßliche Gülen-Anhänger in türkische Gefängnisse gesperrt. Foto: Engin Akyurt/Unsplash
Spread the love

Koray Vural, ein in Tadschikistan lebender türkischer Geschäftsmann, ist am vergangenen Samstag mutmaßlich vom türkischen Geheimdienst MİT festgenommen worden. Die Spur des Familienvaters verliert sich am Flughafen Duschanbe. Wurde er in die Türkei entführt? Er wäre nicht der Erste.

Der türkische Geheimdienst hat höchstwahrscheinlich wieder zugeschlagen. Die staatlichen Entführungen nehmen kein Ende. Jüngstes Opfer ist der Familienvater Koray Vural. Berichten zufolge wurde der in Tadschikistan lebende Geschäftsmann auf dem Weg zur Arbeit von Maskierten verschleppt. Seine beiden Töchter, Sümeyra Nur und Yasemin Nur Vural, machten den Fall auf X (vormals Twitter) öffentlich.

In einem weiteren Tweet beschuldigen die Mädchen den türkischen Geheimdienst MİT. Agenten hätten ihren Vater entführt und hielten ihn in der türkischen Botschaft fest. Ihre Vermutung: „Er wird in die Türkei gebracht.“ Ömer Faruk Gergerlioğlu, ein Abgeordneter des türkischen Parlaments, sprang ihnen bei. Auf X forderte er die türkischen Behörden zur Klärung des Falls auf.

MİT entführt mutmaßliche Gülen-Anhänger weltweit

Weiter schrieb Gergerlioğlu: „Die Familie von Koray Vural behauptet, er sei vom MİT entführt worden. Das wäre nicht das erste Mal.“ Recht hat er. Vural wäre nicht das erste Opfer des türkischen Geheimdiensts im Ausland. Die Methode macht Schule. So wurden in den vergangenen Jahren Kritiker und Kritikerinnen der türkischen Regierung aus Moldawien, Albanien und Kenia entführt.

Dafür spricht auch eine detaillierte Zeitleiste, die Gergerlioğlu veröffentlichte. Demnach sei „ein Flugzeug […] um Viertel vor Neun am Abend von Ankara nach Duschanbe gestartet. Es landete um 5:50 Uhr in Duschanbe und hob nach einer halben Stunde Wartezeit wieder ab. Gegen 11:25 Uhr kam es wieder auf dem Militärflughafen Etimesgut in Ankara an.“ Die Anzeichen verdichten sich, dass Vural tatsächlich an Bord war.

MİT mittlerweile in 20 Staaten an ähnlichen Aktionen beteiligt

Vural hatte seit 1994 in Tadschikistan gelebt und an Schulen gearbeitet, die mit der Gülen-Bewegung verbunden sind. Sein türkischer Reisepass war 2020 abgelaufen. Seither hatten die Behörden ihn nicht erneuert. Der Familienvater wusste um seine prekäre Lage. Aus Angst um die eigene Sicherheit hatte er sich an die Vereinten Nationen gewandt, um in ein anderes Land umzusiedeln. Es brachte nichts.

Türkei entführt erneut Kritiker im Ausland

Seit dem Putschversuch im Juli 2016 wurden Dutzende mutmaßliche Gülen-Anhänger in insgesamt mehr als 20 Staaten festgenommen und in die Türkei gebracht. Präsident Recep Tayyip Erdoğan beschuldigt die Gülen-Bewegung, hinter dem Putschversuch zu stehen und geht mit harter Hand gegen tatsächliche oder vermeintliche Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vor. Tadschikistan scheint Erdoğan dabei besonders in den Fokus zu nehmen.

Denn erst am 4. Juli 2023 wurde der Lehrer Emsal Koç aus seinem Haus in Tadschikistan entführt und in die Türkei gebracht. Berichten zufolge wird er in einer Polizeistation in der östlichen Provinz Erzurum festgehalten. Die traurige Wahrheit ist indes: Koç und Vural werden nicht die letzten Opfer staatlicher Entführung bleiben.

Continue Reading