Connect with us

Panorama

Was hinter der Festnahme türkischer Influencer und Promis steckt

Published

on

Im Fokus: Mehmet Ali Erbil (r.) und Serdar Ortaç. Foto: Social Media
Spread the love

Eine Welle an Festnahmen erschüttert die Türkei: Am 11. November wurde der Mega-Influencer İbrahim Yılmaz, der über 18 Millionen Instagram-Follower hat, verhaftet. Zusammen mit ihm landeten auch andere Promis hinter Gittern.

Die größten Schlagzeilen jedoch machte die Verhaftung türkischer Prominenter wie Serdar Ortaç und Mehmet Ali Erbil. Musiker Ortaç wurde inzwischen auf Bewährung freigelassen und äußerte sich gegenüber den Medien. In einem emotionalen Interview zeigte er sich reumütig.

„Wenn ich ein schlechtes Vorbild war, dann tut mir das leid. Gott soll mich verdammen. Es ist die schlimmste Sucht. Spielsucht hat mich mein Vermögen, meine Familie, meine Gesundheit gekostet. Und nun hat es auch meine Freiheit gekostet.“ Doch wie kam es überhaupt dazu, dass er ins Visier der Justiz geriet?

Groß angelegte Aktion gegen illegales Glücksspiel

Die türkischen Behörden starteten eine groß angelegte Offensive gegen das illegale Wettgeschäft, die landesweit Aufmerksamkeit erregt. Dass ehemalige Prominente involviert sind, sorgt für zusätzlichen Aufruhr. Ortaç und Erbil waren in der Vergangenheit schon wegen ihrer Spielsucht in die Schlagzeilen geraten, doch nun stehen sie erstmals als Straftäter im Fokus.

Laut Aussagen des Innenministeriums seien die Festnahmen erst der Anfang einer breit angelegten Ermittlungswelle. Bereits dutzende Verdächtige haben sich ins Ausland abgesetzt, hauptsächlich nach Georgien, Montenegro und Dubai – Länder und Orte, die auch bei der Flucht des Mafia-Bosses Sedat Peker eine Rolle spielten.

Ehemaliger Fußballstar ebenfalls unter den Flüchtigen

Zu den bekanntesten flüchtigen Verdächtigen gehört der ehemalige Beşiktaş-Stürmer Batuhan Karadeniz, der auf Telegram regelmäßig zu Wettspielen im Fußball animierte, oft auch in unteren Ligen. Die türkische Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, zusammen mit anderen prominenten Namen wie Ortaç, Erbil und İbrahim Yılmaz Millionen Menschen zur Spielsucht getrieben zu haben.

Razzia bei Polat-Ehepaar: Vorwurf der Geldwäsche und Steuerhinterziehung

Konkret: Ortaç und Erbil waren in einem Video zu sehen, das Werbung für illegale Glücksspiele beinhaltet. Inzwischen wurde bekannt, was Erbil gegenüber der Staatsanwaltschaft aussagte. Demnach seien Erbil und Ortaç zur Eröffnung eines Hotels nach Malta eingeladen worden. Dort seien sie genötigt worden, T-Shirts zu tragen, auf welchen die Namen der illegalen Webseite gedruckt waren.

Kein Profit durch Videos?

„Ich geriet in Konflikt mit den Gastgebern, weil ich als Gast eingeladen war. In den Aufnahmen auf dieser Seite habe ich klar gesagt: ‚Glücksspiel ist sehr bedenklich, ich habe das in meinem Leben nie gemacht.‘ Diese Übertragung dauerte etwa eine halbe Stunde, danach verstanden wir die Situation und gaben über Anwälte eine Pressemitteilung heraus. Eine Person namens Ünal versuchte später, mich zu überreden, indem er erneut eine Einladung zu einer Übertragung aussprach und behauptete, es handele sich um ein YouTube-Programm. Doch ich erkannte die Lage und lehnte ab“, so Erbil.

Man habe ihm als Honorar für eine Kooperation 20.000 bis 25.000 Euro geboten. Durch die Videos, so Erbil, habe er keinen finanziellen Gewinn erzielt. In seiner Aussage vor dem Haftrichter betonte der einstige Showmaster, dass er ungewollt in diese Situation geraten sei. Auf seinen Social Media-Konten habe er wiederholt betont: „Spielt kein Glücksspiel!“

Rechtliche Grundlagen und der Einfluss des „Las Vegas des Nahen Ostens“

Nach Paragraph 228 des türkischen Strafgesetzes sind Wettspiele zwar erlaubt, jedoch ist der Betrieb von physischen oder digitalen Casinos verboten. Das Glücksspiel-Paradies Nordzypern, auch bekannt als das „Las Vegas des Nahen Ostens“, spielt für viele türkische Glücksspieler eine große Rolle.

Die türkische Staatsanwaltschaft plant nun, die Ermittlungen zu intensivieren. Welche Auswirkungen diese Offensive auf prominente Kreise und die Gesellschaft insgesamt haben wird, bleibt abzuwarten. Während sich die Ermittlungen zuspitzen, sorgte Fenerbahçe-Trainer José Mourinho kürzlich mit kritischen Aussagen für Aufsehen. Nach dem Spiel gegen Trabzonspor sprach er von einer „dunklen Liga, die schlecht riecht“ – eine Bemerkung, die zwar nichts mit den aktuellen Ermittlungen zu tun hat, aber das Image der Türkei und insbesondere des türkischen Fußballs weiter belastet und darauf hindeutet, dass es in der Süper Lig nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Liga hat immer wieder mit Korruptionsvorwürfen zu kämpfen.