Connect with us

Kultur/Religion

Aufnahmen zeigen: Israels Polizei verweigert mit Schlagstöcken Hunderten Zugang zu Tempelberg

Published

on

10.03.2024, Jerusalem: Muslime gehen neben dem Felsendom auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt spazieren. Foto: Mahmoud Illean/AP/dpa
Spread the love

Israels Polizei hat israelischen Medien zufolge Hunderte junge Palästinenser daran gehindert, den Tempelberg zum ersten Gebet des muslimischen Fastenmonats Ramadan zu betreten.

Einsatzkräfte hätten am Sonntagabend auch Schlagstöcke eingesetzt, berichtete die Zeitung „Haaretz“ am Montag. Aufnahmen aus der Altstadt von Jerusalem von Sonntagabend, die in israelischen und sozialen Medien verbreitet wurden, sollen zeigen, wie Polizisten eine Menge mit Schlagstöcken zurückdrängt. Warum, war zunächst unklar. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Medien meldeten starkes Gedränge und vereinzelte Zusammenstöße in Jerusalem. Mehreren jungen Menschen gelang es laut „Haaretz“ dennoch, auf den Tempelberg zu kommen und das sogenannte Tarawih-Gebet zu verrichten.

Israels Regierung hatte in der vergangenen Woche angekündigt, Muslimen im Fastenmonat Ramadan, der gestern begann, das Beten auf dem Jerusalemer Tempelberg vorerst ermöglichen zu wollen. Allerdings soll demnach die Sicherheitslage wöchentlich bewertet werden. Israel rechnet im Westjordanland und rund um die heiligen Stätten in der Altstadt von Jerusalem mit erhöhten Spannungen im Ramadan. Nach Einschätzung des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad ist die Hamas bestrebt, die Region während des Fastenmonats „in Brand zu setzen“.

Zugang nur für Frauen über 40?

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf Augenzeugen am Montag, israelische Einsatzkräfte hätten Menschen den Zugang zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verweigert und auch mehrere Personen festgenommen. Den Angaben nach soll nur Frauen ab 40 Jahren Zutritt zu der Moschee gewährt worden sein. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Israels Polizei äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Der Tempelberg, auch Haram al-Scharif genannt, ist sowohl Juden als auch Muslimen heilig. Mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee auf seinem Plateau gilt er als drittwichtigste heilige Stätte des Islam. Die Anlage liegt in der Jerusalemer Altstadt, die Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 von Jordanien erobert hat. Die muslimischen Heiligtümer auf dem Plateau des Tempelbergs werden von einer jordanischen Stiftung verwaltet, allerdings kontrollieren die israelischen Sicherheitskräfte seit 1967 alle Zugänge und entscheiden damit, wer sie aufsuchen und dort beten kann.

Biden spricht über Leid im Gazastreifen – Zwei-Staaten-Lösung „einziger Weg“

US-Präsident Joe Biden hat derweil betont, wie wichtig er das Leid der Bevölkerung im Gazastreifen nimmt. „Wenn sich Muslime in den kommenden Tagen und Wochen auf der ganzen Welt versammeln, um ihr Fasten zu brechen, wird für viele das Leid des palästinensischen Volkes im Vordergrund stehen. Es steht für mich im Vordergrund“, erklärte er am Sonntag (Ortszeit) anlässlich des Beginns des Ramadan.

Die USA setzten sich weiterhin unermüdlich für einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand zwischen der israelischen Armee und der islamistischen Hamas von mindestens sechs Wochen ein, der Teil einer Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen sein solle. „Und wir werden weiter auf eine langfristige Zukunft mit Stabilität, Sicherheit und Frieden hinarbeiten. Dazu gehört eine Zwei-Staaten-Lösung, die Palästinensern und Israelis gleichermaßen Freiheit, Würde, Sicherheit und Wohlstand garantiert. Dies ist der einzige Weg zu einem dauerhaften Frieden“, so Biden.

Waffenstillstand in weiter Ferne

Die internationalen Hoffnungen auf eine Waffenruhe im Gazastreifen vor dem Ramadan hatten sich zuvor zerschlagen. Wenige Stunden vor Beginn bekräftigte der in Katar residierende Chef der Hamas, Ismail Hanija, die Forderung nach einem dauerhaften Waffenstillstand. Die Geiseln würden nicht freikommen, solange Israel den Krieg nicht beende und die Truppen abziehe. Israel gab dagegen der Hamas die Schuld, dass die Verhandlungen der Vermittler Katar, Ägypten und USA bislang zu keinem Abkommen geführt haben.

Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten. Auslöser des Gaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei kamen mittlerweile über 30.000 Menschen ums Leben, davon der Großteil Zivilisten.

dpa/dtj