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Gesellschaft

Diplomatie: Türkei und Israel wollen wieder Botschafter einsetzen

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Um die Jahrtausendwende waren Israel und die Türkei noch enge Bündnispartner. Seit mehr als einem Jahrzehnt gilt das Verhältnis beider Mittelmeerländer aber als belastet. Nach einer vorsichtigen Annäherung sollen nun wieder Botschafter ausgetauscht werden.

Nach jahrelangen Spannungen wollen Israel und die Türkei ihre diplomatischen Beziehungen vollständig wieder aufnehmen. Beide Länder haben entschieden, Botschafter und Generalkonsuln wieder einzusetzen, wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Jair Lapid am Mittwoch mitteilte. Dies sei ein Ergebnis von Lapids Besuch in Ankara im Juni und eines Gesprächs mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Die Türkei bestätigte die Entscheidung.

„Die Wiederaufnahme von Beziehungen mit der Türkei ist ein wichtiger Gewinn für regionale Stabilität und eine wichtige wirtschaftliche Nachricht für die israelischen Bürger“, sagte Lapid. Man werde weiter weltweit Israels Position stärken.

Çavuşoğlu zufrieden

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sagte in der Hauptstadt Ankara: „Die erneute Bestellung von Botschaftern ist wichtig für die Verbesserung der bilateralen Beziehungen. Gleichzeitig werden wir uns weiterhin für die Rechte Palästinas, Jerusalems und des Gazastreifens einsetzen.“

Die Wiederherstellung voller diplomatischer Beziehungen sei die Fortsetzung eines Annäherungsprozesses innerhalb des vergangenen Jahres, hieß es von israelischer Seite. Dies habe mit einem Besuch des Präsidenten Izchak Herzog in Ankara begonnen und sich dann mit gegenseitigen Besuchen der Außenminister in Jerusalem und Ankara fortgesetzt.

Seit vier Jahren ohne Botschafter

Zwischen den einst engen Bündnispartnern Türkei und Israel war es 2010 zum Zerwürfnis gekommen, nachdem bei der Erstürmung eines Gaza-Solidaritätsschiffs durch die israelische Marine zehn türkische Staatsbürger getötet worden waren. 2016 kam es zu einer ersten Wiederannäherung. Seit der Gaza-Krise 2018 aber, die rund um die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem eskaliert ist, hatten die beiden Länder keine Botschafter mehr im jeweils anderen Land.

Erdoğan hatte sich in der Vergangenheit immer wieder klar an die Seite des palästinensischen Volkes gestellt. Besonders zwischen Erdoğan und dem ehemaligen israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu kam es über die Jahre immer wieder zu Eklats. Erdoğan hatte Israel unter anderem einen „Genozid“ im Gazastreifen vorgeworfen und es als „Land der Kindermörder“ bezeichnet. Netanjahu konterte 2019, Erdoğan schlachte Kurden ab.

Herzogs historischer Besuch

Mit Herzog war im Mai erstmals seit zehn Jahren wieder ein israelischer Präsident in die Türkei gereist. Im Juli unterzeichneten beide Seiten eine Luftfahrt-Vereinbarung. Anfang August eröffnete Israel wieder eine Wirtschaftsvertretung in Istanbul.

Herzog begrüßte die Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen als „wichtige Entwicklung“. Diese werde zu engeren Wirtschaftsbeziehungen, gegenseitigem Tourismus und Freundschaft zwischen beiden Völkern führen, sagte er nach Angaben seines Büros. „Gute nachbarschaftliche Beziehungen und partnerschaftlicher Geist im Nahen Osten sind für uns alle wichtig“, sagte Herzog. „Mitglieder aller Glaubensrichtungen – Muslime, Juden und Christen – können und müssen in Frieden zusammenleben.“

dpa/dtj

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