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Politik

Türkei-Wahlen: Welche Deutsch-Türken nun im Parlament sitzen

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Die türkischen Wahlen gehen in die Verlängerung. Wer wird der neue Präsident? Das muss die Stichwahl zeigen. Indes stehen die neuen Parlamentarier fest. Einige kommen aus Deutschland. Doch, wer sind die Deutsch-Türken, die es ins türkische Parlament geschafft haben?

Die AKP hat Erfahrung damit, aus Deutsch-Türken Politiker zu formen. Dazu greift die Regierungspartei seit vielen Jahren auf eigene Strukturen, wie die Union Internationaler Demokraten, kurz UID (einst Union Europäisch Türkischer Demokraten, UETD), zurück. Doch auch auf bestehende, Jahrzehnte alte Strukturen wie die Ditib, IGMG (Milli Görüş) und regionale Eltern- bzw. Heimatvereine hat die AKP einen starken Zugriff.

Schließlich buhlt die AKP, anders als die Mitstreiter, bereits seit 2014 aktiv um die Gunst der Deutsch-Türken. So war es Mustafa Yeneroğlu, der als erster deutsch-türkischer Abgeordneter für die AKP gewählt wurde. Yeneroğlu war von 2015 bis 2018 Abgeordneter der AKP im türkischen Parlament, der Großen Nationalversammlung der Türkei.

Mustafa Yeneroğlu einst AKP, heute DEVA

Während seiner Zeit als Abgeordneter war er Mitglied des Menschenrechts- und des Justizausschusses. Er hat sich insbesondere für den Schutz der Menschenrechte eingesetzt. Seine Erlebnisse in dieser Funktion führten schließlich zu einem geräuschvollen Austritt aus der AKP.

Im November 2019 verließ Yeneroğlu die AKP und wurde 2020 zum Mitgründer der DEVA-Partei. Aufgrund der Koalition im Bündnis des Volkes (Millet İttifakı) hat der ehemalige IGMG-Generalsekretär erneut den Einzug ins Parlament geschafft. Ohne die CHP wäre es Yeneroğlu oder einem anderen DEVA-Kandidaten allerdings nie gelungen.

Oğuz Üçüncü zieht ins Parlament ein

Ein weiterer Deutsch-Türke, der bei den türkischen Wahlen ins Parlament einzieht, ist Oğuz Üçüncü. Üçüncü, der im nordrhein-westfälischen Hamm aufgewachsen ist, war zwischen 2002 und 2014 Generalsekretär der religiösen Vereinigung IGMG. Seitdem betreibt Üçüncü ein Küchenstudio in Dortmund. Nun startet er eine politische Karriere in der Türkei.

In einem Tweet vom 10. April gab der Familienvater seine Kandidatur bekannt: „Liebe Geschwister, unser Präsident Herr Erdoğan hat mich zum Kandidaten unserer Stadt Istanbul ernannt. Ich freue mich darauf, unseren Menschen in Istanbul und im Ausland zu dienen. Möge Allah diese Gelegenheit segnen.“

Zafer Sırakaya: Erdoğans Musterschüler

Zafer Sırakaya, der ehemalige Vorsitzende der UID, wurde 2018 ins türkische Parlament gewählt. Der in Herne geborene ehemalige Betreiber eines Reisebüros in Nordrhein-Westfalen wurde zu einem der wichtigsten Pioniere Erdoğans in Deutschland. Aus der Ferne soll er die Strippen innerhalb der UID gezogen haben.

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Auch bei diesen Wahlen hat Sırakaya in Deutschland die Menschen im Sinne der AKP mobilisiert. Ihm wird nachgesagt, die wirtschaftlichen Potentiale türkischer Unternehmen und ihrer Produkte in Deutschland zu seinen Gunsten auszuschöpfen. Jedenfalls ist er ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Karriere innerhalb der AKP durch einen erbitterten Einsatz für die UID. Andere UIDler eifern ihm nach.

Meryem Göka erste Deutsch-Türkin als AKP-Abgeordnete

Die in Ettlingen zur Welt gekommene Deutsch-Türkin Meryem Göka ist seit vielen Jahren die Vertreterin der AKP in Deutschland. Nun darf sie ihre politische Überzeugung mit dem Abgeordneten-Status krönen. Aufgestellt war die Deutsch-Türkin in Konya. Durch die guten Wahlergebnisse in dieser Stadt hat Göka den Einzug ins Parlament geschafft. Doch eine bekannte Person ist sie (noch) nicht.

Auch in Deutschland trat die einstige AKP-Vertreterin nur sporadisch auf. Häufig musste sie den Platzhirschen der UID weichen und eher im Hintergrund agieren. Auf ihrem Twitter-Profil hat Göka einen kurzen Auftritt im ZDF aus dem Jahre 2017 angeheftet. Auch fällt auf, dass ihre eigenen Tweets nicht mehr als ein bis zwei Kommentare erzielen. Dennoch wurde sie mit dem Einzug ins Parlament belohnt.

Wer ist eigentlich dieser Ali Yüksel?

Ali Yüksel wurde in der Stadt Konya zum Abgeordneten der Yeniden Refah Partisi, kurz YRP, gewählt. Über ihn ist kaum etwas bekannt. Trotz seiner langjährigen Karriere bei Institutionen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş und der Ditib ist Yüksel weitgehend unbekannt. Die meisten Informationen über ihn stammen aus regionalen Quellen aus der Stadt Konya.

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Demnach war der 74-jährige Yüksel zeitweise Imam in der Millî-Görüş-Moschee in Dortmund und ab 1980 in der Ditib-Moschee in Dortmund-Hombruch. Anschließend wurde Yüksel 1984 zum Generalsekretär der IGMG gewählt und 1990 sogar zum Schaich al Islam ernannt. Diesen Ehrentitel legte Yüksel 1995 ab, weil er für die ehemalige Refah-Partei aus Antalya als Abgeordneter kandidierte. Nun ist ihm der Einzug ins Parlament doch geglückt.

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