Wirtschaft
Wann sollte man sich für welche Ausbildung bewerben?
Im ersten Teil unserer kleinen Serie zum Thema Ausbildung haben wir uns damit befasst, wo man am besten nach der idealen Stelle suchen sollte. Heute geht es unter anderem darum, was Betriebe von ihren Bewerbern erwarten. (Foto: dpa)

Wer sich für eine bestimmte Ausbildung im kommenden Jahr interessiert, sollte jetzt schon mit der Bewerbung beginnen. Und auf sein Halbjahreszeugnis achten. Meist ist es dieses, was den Betrieben als erste Orientierungsrichtschnur gilt.
Wann sollte ich mich für eine Ausbildung im nächsten Jahr bewerben?
Das ist je nach Beruf und Unternehmen verschieden. Für die Ausbildung zum Bankkaufmann solltet Ihr Euch mitunter eineinhalb Jahre vor Beginn der Ausbildung bewerben.
Für kaufmännische oder gewerblich-technische Berufe in großen Unternehmen, bei Versicherungen, dem öffentlichen Dienst oder den Krankenkassen meistens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn. Dies gilt auch für Gesundheits- und Pflegeberufe sowie für die Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die meisten kleineren Betriebe im Handwerk erwarten Bewerbungen nach dem letzten Halbjahreszeugnis.
Gibt es besondere Termine für den Ausbildungsbeginn?
Traditionell ist Start für die Ausbildung Anfang August oder September.
Ein Einstieg in die Berufsausbildung kann aber auch in Einzelfällen bis November erfolgen. Voraussetzung ist unter anderem jeweils, dass die Teilnahme am Berufsschulunterricht sichergestellt wird und möglicher verpasster Unterrichtsstoff schnell aufgeholt werden kann.
Wann sollte ich mich für eine Ausbildung in Pflege- und Gesundheitsberufen im kommenden Jahr bewerben?
Ihr solltet Euch schon nach den diesjährigen Sommerferien für die Berufsausbildung an einer staatlichen oder privaten Schule bewerben. Oft ist für die dreijährigen Ausbildungen in diesem Bereich Voraussetzung, dass Ihr das 18. Lebensjahr vollendet habt und die Realschule abgeschlossen habt. Viele Schulen empfehlen vor Ausbildungsbeginn ein Praktikum im medizinischen, sozialpädagogischen oder pflegerischen Bereich. Anschriften der Schulen sind unter www.kursnet.arbeitsagentur.de einzusehen.
Wie stehen die Chancen der Bewerberinnen und Bewerber, die bereits ein kleines Kind versorgen müssen? Haben sie Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden?
Viele Handwerksbetriebe wie Bäcker, Fleischer oder Friseure ermöglichen beispielsweise für junge Mütter eine Teilzeitausbildung. Damit findet eine junge Mutter auch Zeit für ihr Kind und kann gleichzeitig die Ausbildung absolvieren.
Haben derzeit Bewerber für einen Ausbildungsplatz Chancen, nach der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis im Betrieb übernommen zu werden?
Nach erfolgreicher Ausbildung müssen sich die meisten jungen Menschen keine Sorgen machen und werden nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht sein. Selbst wenn Auszubildende nicht vom Ausbildungsbetrieb übernommen werden sollten, haben sie als gut ausgebildete Fachkräfte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wenn es nach abgeschlossener Ausbildung zur Übernahme kommt, bieten die Betriebe meist ein erstes befristetes Arbeitsverhältnis an.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten habe ich bei einer betrieblichen Ausbildung?
Das kommt darauf an, welchen Beruf Sie einschlagen. Nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung können Sie sich beispielsweise zum Fachwirt/-in, Meister/-in, Techniker/-in, Industriemeister/-in, IT-Consultant/-in und nach einer weiteren Stufe zum/zur Betriebswirt/-in, Technischen Betriebswirt/-in oder zum IT-Business Engineer qualifizieren.
Schon bei einem Abschluss auf der Meisterebene haben Sie die gleiche Verantwortung und oft auch Vergütung wie Hochschulabsolventen mit Bachelor-Abschluss.
Erwartungen der Betriebe
Sind Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil? Sollte ich diese Kenntnisse im Bewerbungsschreiben erwähnen?
Ja, viele Unternehmen, die exportieren oder Reisen anbieten, aber auch Metall-, Kfz-, Pharma- oder Textilunternehmen und insbesondere seit einigen Jahren der Öffentliche Dienst und auch das Handwerk suchen junge Menschen mit Sprachkenntnissen und interkulturellem Hintergrund. Junge Menschen, die mehrsprachig aufgewachsen sind, haben daher gute Chancen. Gerade jetzt ist eine Initiative der Bundesbehörden gestartet worden, die ebenfalls unter www.wir-sind-bund.de freie Ausbildungsstellen anbietet (Aktuelle Ausbildungsplätze in der Bundesverwaltung, Informationen über Ausbildungsberufe und Ausbildungsmöglichkeiten in der Bundesverwaltung).
Was erwarten die Betriebe?
Kenntnisse in Mathematik, Deutsch, Englisch und je nach Beruf auch Physik. Insbesondere soziale Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Fleiß und Höflichkeit. Schulabgänger, die am jeweiligen Beruf und am Ausbildungsbetrieb Interesse zeigen, sollten sich aber nicht den Mut verlieren. Wichtig ist, dass Ihr als Auszubildende dem Unterricht an der Berufsschule und im Betrieb folgen könnt.
Kann ich ohne Schulabschluss oder mit schlechten Noten einen Ausbildungsplatz finden?
Dies kommt auf den Ausbildungsberuf und das Unternehmen an. Zeugnisnoten sind nicht alleinige Bewertungskriterien. Insbesondere für kleinere inhabergeführte Betriebe zählen Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Leistungsbereitschaft und Höflichkeit.
Wer mit diesen Werten einen Betrieb überzeugen kann, kann damit manchmal schwache Zeugnisnote oder sogar den fehlenden Schulabschluss wettmachen. Für den Betriebsinhaber ist es sehr wichtig, dass er sich jederzeit auf seine Mitarbeiter verlassen kann.
Manche Auszubildende haben mit den Anforderungen im Betrieb und an der Berufsschule Schwierigkeiten. Gibt es dafür besondere Hilfen?
Ja, wer Schwierigkeiten hat, kann kostenlose ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) in Anspruch nehmen. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit bietet einen zusätzlichen Unterricht bei einem Bildungsträger an. Mit diesem individuellen Nachhilfeunterricht in kleinen Gruppen könnt Ihr in der Berufsschule den Anschluss halten. Der Unterricht findet in der Regel nach der Berufsschule oder auch nach der Arbeitszeit statt.
Haben Bewerber mit Fehlzeiten im letzten Zeugnis Chancen auf einen Ausbildungsplatz?
Die meisten Unternehmen sehen Fehlzeiten, insbesondere unentschuldigte Zeiten, nicht gerne.
In vielen Berufen müssen auch die Auszubildenden besonders zuverlässig sein. Dennoch sollten Bewerber mit unentschuldigten Fehlzeiten nicht den Kopf hängen lassen.
Sie sollten in Ihrem Bewerbungsschreiben schlüssig begründen, warum sie Fehlzeiten haben und mit einem freiwilligen kurzen Praktikum ihre Leistungsbereitschaft beweisen. Sie müssen damit rechnen, dass die Unternehmen für die Prüfung Ihrer Bewerbung ihre letzten drei Zeugnisse sehen möchten.
Kann eine Ausbildung verkürzt werden?
Eine Verkürzung der Berufsausbildung ist für Bewerber mit Realschulabschluss um sechs Monate und für Abiturienten um zwölf Monate nur dann möglich, wenn der Ausbildungsbetrieb einverstanden ist. Eine höhere schulische Qualifikation rechtfertigt nicht in jedem Fall eine Verkürzung der Ausbildung.
Wenn die Leistungen im Betrieb und in der Berufsschule gut sind, können Auszubildende hingegen auch beantragen, vorzeitig zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden.
Gibt es eine Altersgrenze bei der Erstausbildung?
Nein, für eine duale Berufsausbildung im Betrieb und an der Berufsschule sieht das Berufsbildungsgesetz keine Altersbegrenzung für eine Erstausbildung oder für eine entsprechende Umschulung vor. Sie müssen aber ein Unternehmen finden, das bereit ist, Sie auszubilden.
SERVICETEIL:
I. Kostenlose Broschüren/Periodika:
1. „Studien- und Berufswahl“ der Bundesagentur für Arbeit, mit einer Übersicht über Studienmöglichkeiten und Ausbildungsberufe, Anschriften sowie Tipps zu Studentenwohnungen, Versicherungen, BAföG und vieles mehr, im Internet unter www.studienwahl.de einsehbar.
2. „Beruf Aktuell“, Bundesagentur für Arbeit, Gesamtüberblick über alle Ausbildungsberufe
3. „planet-beruf.de – Mein Start in die Ausbildung“ „Meslek seciminde destek“- „Berufswahl begleiten“, Magazin für die Berufsorientierung, Agentur für Arbeit
4. „Chancen durch Integration – Ratgeber für Familien“ „Uyum ile gelen firsatlar – Ailelere rehber bilgiler“, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin
5. „Ratgeber: Mehr Chancen durch Bildung“, Tipps und Informationen unter anderem zur Berufsorientierung, zur Berufsausbildung, zur Hochschulbildung und zur Weiterbildung, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin
II. Internetadressen:
www.jobboerse.arbeitsagentur.de: Jobbörse, Anschriften von Ausbildungsbetrieben und freie Ausbildungsstellen (überregional)
www.berufenet.arbeitsagentur.de Informationen über Beruf, Ausbildung und Qualifizierung
www.kursnet.arbeitsagentur.de : Informationen über schulische Ausbildungsmöglichkeiten und Studium
www.planet-beruf.de : Hilfen für die Berufsorientierung für Schüler, Eltern und Lehrer mit Informationen zu Bewerbung und Auswahltest
www.ihk-lehrstellenboerse.de: Bundesweite Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammern (Anschriften von Betrieben und freie Ausbildungsstellen)
www.wir-sind-bund.de : Aktuelle Ausbildungsplätze in der Bundesverwaltung, Informationen über Ausbildungsberufe und Ausbildungsmöglichkeiten in der Bundesverwaltung
www.thejobofmylife.de : Informationen über Beruf, Ausbildung und Studium für Bewerber aus dem Ausland
www.handwerk.de : Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk
www.lehrstellen-radar.de: Lehrstellenbörsen im Handwerk (regional)
www.zdh.de: Verweis auf Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern in Deutschland
www.dihk.de/pakt: Informationen über Praktika im Rahmen der Einstiegsqualifizierung (EQ-Praktika)
www.jobstarter.de: Unter „kausa“ Informationen für Selbständige mit Migrationshintergrund
www.das-neue-bafoeg.de: Informationen über BAföG
www.meister-bafoeg.info: Informationen über Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Beruf (Meister-BAföG)
www.pro-fsj.de : Informationen über das Freiwillige Soziale Jahr
www.foej.de: Informationen über das Freiwillige Ökologische Jahr
www.netzwerk-iq.de: Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland
www.anerkennung-in-deutschland.de: Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland
www.berufliche-anerkennung.de: Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland
www.abi.de: Informationen über Studium und Beruf
www.ausbildungplus.de: Informationen über duale Studienmöglichkeiten
www.hochschule-dual.de: Informationen über duale Studienmöglichkeiten
www.zav-auslandsvermittlung.de : Informationen über Ausbildung, Job oder Studium im Ausland
www.wege-ins-ausland.org: Wege ins Ausland
www.rausvonzuhaus.de: Wege ins Ausland, Auslandsaufenthalte für junge Leute
www.stipendiumplus.de: Informationen über Stipendien im Hochschulbereich
www.daad.de: Förderungsmöglichkeiten für ein Studium im Ausland
www.hochschulstart.de : Informationen über zulassungsbeschränkte Studiengänge
www.bundesfreiwilligendienst.de: Informationen über den Bundesfreiwilligendienst
Anschriften / Telefonnummern:
1. Agenturen für Arbeit, Anmeldung zur Berufsberatung, Tel: 0800/4555500 (gebührenfrei)
2. Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
Staatsministerin im Kanzleramt Frau Aydan Özoğuz, M.A.
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Str. 1 in 10557 Berlin
Tel.: 030/4000-1640, Fax: 030/4000-1606
Mail: [email protected] und [email protected]