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Gesellschaft

„Erdbeben-Diplomatie“: Wie die Katastrophe alte Feinde eint

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Griechenland reagierte schnell und mit großer Anteilnahme auf das Erdbeben in der Türkei. Armenien leistete nach jahrelangen Feindseligkeiten Hilfe im Katastrophengebiet. Eine neue „Erdbeben-Diplomatie“ könnte den Weg in eine friedlichere Zukunft ebnen. 

Nachbar Griechenland war eines der ersten Länder, das Hilfe in der Türkei leistete. Kurz nach der Erdbeben-Katastrophe trafen zwei Dutzend speziell für die Erdbeben-Rettung ausgebildete Feuerwehrleute mit Suchhunden, Räumgerät, vier Ärzten und weiteren Spezialisten in der Südosttürkei ein.

Auch in der griechischen Bevölkerung ist das Mitgefühl groß. „Im Leid sind wir alle Türken“, schrieb ein renommierter Journalist in der Athener Tageszeitung „Ta Nea“ über das kollektive Empfinden der Griechinnen und Griechen. Trotz der jüngsten Feindseligkeiten ist die Solidarität groß.

Historisches Zeichen der Verbundenheit

Die bilaterale Kommunikation auf höchster Ebene – neben dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotaki meldete sich nach dem Beben auch Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou umgehend beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan – unterstreicht: In der Krise ist Menschlichkeit gefragt.

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Dass die Konflikte in den Hintergrund treten, zeigt sich auch in der herzlichen Umarmung der beiden Außenminister Nikos Dendias und Mevlüt Çavuşoğlu. Ein historisches Zeichen der Verbundenheit. Obwohl die Liste der Konfliktthemen zwischen Athen und Ankara lang ist – Geflüchtete, Seehoheitsrechte, Gasbohrungen.

„Armenien streckt helfende Hand aus“

Auch das benachbarte Armenien, das mit der Türkei eine Jahrzehnte lange Feindschaft pflegt, hilft in der Not. 30 Jahre nach Schließung der gemeinsamen Grenze rollten LKW über den Landweg ins Katastrophengebiet.

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Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan höchstpersönlich hatte die Hilfe angeordnet. Und der armenische Außenminister Ararat Mirsojan erklärte: „Ungeachtet der schwierigen Beziehungen und Lage hat Armenien die helfende Hand ausgestreckt.“ Im Zuge der Wiederannäherung besuchte er am Mittwoch die Türkei (DTJ-Online berichtete).

Die Nachbarn eint mehr als sie trennt

Griechenland und Armenien wissen nur zu gut: Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Waldbrände kennen keine Landesgrenzen. Bereits in der Vergangenheit sorgten solche Desaster für zeitweilige Kooperationen. In der Krise zeigt sich nämlich: Die Nachbarn eint mehr als sie trennt.

Das verheerende Erdbeben bietet die Chance für eine Wiederannäherung. Sie könnte alte Feinde einen und den Weg in eine friedlichere Zukunft ebnen. Vielleicht folgt auf das viele Leid ein diplomatischer Frühling, eine „Erdbeben-Diplomatie“. Zu wünschen wäre es den gebeutelten Türkinnen und Türken allemal.

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