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Kultur/Religion

TV-Tipp: Wenn aus „Nina“ plötzlich „Fatima“ wird

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Ein junges Mädchen im Teenager-Alter bekennt sich zum Islam – das erweist sich für die Eltern als ziemlicher Schock.

Besonders leicht mit ihrer rebellischen Tochter Nina haben es die Eltern in diesem Film ohnehin nicht gerade. So richtig kompliziert wird es aber, als das 16-jährige Mädchen plötzlich und online zum Islam übergetreten ist und mit einem Schleier aufkreuzt. Diese recht spezielle Geschichte erzählt die Gesellschaftskomödie „Womit haben wir das verdient“ an diesem Freitag um 20.15 Uhr auf Arte.

Nina (Chantal Zitzenbacher) heißt jetzt Fatima, trägt fortan Kopftuch, betet regelmäßig gen Mekka, isst halal und hat dem Alkohol- und Drogenkonsum samt wilden Partys völlig entsagt. Ihre linksliberale – und nunmehr ziemlich konsternierte – Mutter Wanda (Caroline Peters) zeigt sich ganz besonders davon sehr überrascht.

Akzeptanz, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit

Ihr geschiedener Mann und Ninas Vater Harald (Simon Schwarz) und auch ihr jetziger Freund Tom (Marcel Mohab) schon weniger – sie erweisen sich beide als ausgesprochen konfliktscheu und stellen für die überzeugte Feministin Wanda keinerlei Hilfe dar. Selbst ein gemeinsam hervorgebrachtes „So haben wir Dich nicht erzogen“ ändert nichts: Fatima will einen solidarischen Akt gegenüber einer Mitschülerin vollziehen und „kein ferngesteuertes Opfer des Kapitalismus“ mehr sein.

Autorin Eva Spreitzhofer (54, „Schnell ermittelt“) gibt hier ihr Regiedebüt und legt eine ebenso bissige wie pointierte und spitzfindige Komödie mit frechen Dialogen („Könntest Du nicht einfach katholisch werden?“) zum Thema Akzeptanz, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit vor. Dabei beweist sie exzellentes Timing und liefert wunderbare Wortgefechte sowie die Umkehrung gängiger Pubertätsklischees.

Tochter erwachsener als Eltern

Die Tochter zeigt sich erwachsener und realistischer als ihre Eltern, die sich in der Tat fragen müssen, ob sie das alles – in Anspielung auf den Filmtitel – nicht völlig zu Recht „verdient“ haben. Ganz nebenbei bekommt hier das geradezu bilderbuchhafte Modell einer Patchworkfamilie ordentlich Fett ab, diverse Ansichten und Befindlichkeiten prallen heftig aufeinander, und es werden so manche Lebensentwürfe in Frage gestellt – selten auf alberne, sondern meist auf lustige Weise.

Keine Frage sind die großartigen schauspielerischen Leistungen in diesem Film. Allen voran zeigt Chantal Zitzenbacher (26, „Die letzte Party Deines Lebens“) als heftig pubertierende Tochter erfrischend klar, wie schnell und radikal sich die angeblich progressiven Werte ihrer bildungsbürgerlichen Vorzeige-Eltern infrage stellen lassen. Und Caroline Peters (49, „Mord mit Aussicht“) zeichnet das Bild einer zunehmend überforderten Mutter, deren atheistische und ökologisch ach so korrekte Weltanschauung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Anders gesagt: Der Schleier wird gelüftet.

dpa/dtj

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