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Gesellschaft

Kurban: Die Opfergabe als ein Fest und in Erinnerung an Abraham

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Am 31. Juli ist es wieder soweit. Das alljährliche Opferfest, im Türkischen als Kurban Bayramı bekannt, findet in diesem Jahr an einem Freitag statt. Das hat gleich doppelte Bedeutung.

Als der Prophet Abraham viele Jahre nicht Vater wurde, wandte er sich an seinen Schöpfer und bat ihn um einen Nachfolger. Diesen langjährigen Wunsch erwiderte Gott, belastete seinen Segen allerdings gleichzeitig mit einer schweren Pflicht. Diese Verpflichtung, die nur ein außergewöhnlicher Mensch verkraften könnte, war mit einer Opfergabe der ganz speziellen Art verbunden. Als Zeichen menschlicher Unterwerfung gegenüber Gottes unendlicher Schöpfungskraft sollte Abraham im Gegenzug sein eigenes Kind opfern, irgendwann in der Zukunft. Die Überwindung der vielleicht stärksten menschlichen Bindung: Die Liebe und die Barmherzigkeit von Eltern gegenüber ihren eigenen Kindern.

Thora, Bibel und Koran kennen alle die Geschichte Abrahams

Sowohl in der Thora, als auch in der Bibel taucht diese koranische Überlieferung auf. Das Ende dieser Geschichte ist im Gegensatz zu der enormen Spannung im Ablauf der Erzählung so feierlich, wie das islamische Opferfest, das Eid al-Adha. Denn wie die Muslime heute auch, musste Abraham doch nicht seinen geliebten Sohn Ismael, den späteren Propheten, opfern, sondern als Alternative einen Widder. Man glaubt, dass der Erzengel Gabriel in letzter Sekunde Abraham von seiner Pflicht befreite und vom Himmel mit diesem schönen Tier herabstieg.

Kurban-Faustregel: Verteilen ist angesagt

Aus diesem Grund werden auch an diesem Freitag Muslime weltweit ein Tier im Namen ihres Schöpfers schlachten und das Fleisch größtenteils an Verwandte, Nachbarn oder Bedürftige auf der ganzen Welt verteilen. Denn es ist vorgesehen, dass man selbst nur einen kleinen des geopferten Tieres behalten darf. Die Regelbücher für islamisches Handeln, auch als Ilmihal bekannt, beschreiben als Faustregel das Verhältnis von 1/3 zu 2/3. Derjenige, der ein Tier opfert, sollte nur ein Drittel davon behalten. Ein weiteres Drittel sollten, selbst wenn sie keinen Bedarf haben, an Verwandte und die Nachbarschaft verteilt werden. Das letzte Drittel sollte an Menschen verteilt werden, denen die wirtschaftliche Kraft dazu fehlt, selbst ein Tier zu schlachten.

Welche Tiere eignen sich als Kurban?

Die Frage nach einem passenden Tier spielt eine große Rolle. Denn der Islam gibt hier einen Rahmen vor, den es zu beachten gilt. Beispielsweise darf das Tier weder krank, noch verletzt sein. Mit dieser Maßnahme sollen die Menschen vor möglichen Krankheiten bewahrt werden. Zudem soll verhindert werden, dass nur solche Tiere geopfert werden, die ohnehin „mit einem Bein im Grab“ stehen. Es soll einem also nicht so leicht fallen, das Tier zu opfern. Aus diesem Grund werden in einigen Regionen der Türkei die Tiere zum Opferfest ganz besonders vorbereitet. Sie werden geschmückt, mit besonderem Futter gemästet und gereinigt. Zudem darf das Opfertier kein Geflügel und selbstverständlich kein anderes Tier sein, dessen Verzehr der Islam ohnehin nicht erlaubt. Dazu zählen neben vielen exotischen Tieren bekanntermaßen auch Schweine.

Schaf, Ziege, Lamm, Rind, Kamel und so weiter

In fast allen Regionen der Welt werden vorwiegend Ziegen, Schafe und Rinder geschlachtet. Doch in arabischen Ländern eignen sich oft auch Kamele als Opfergabe. Hierzulande berichten oftmals Pilger davon, die bei ihren Besuchen der Kaaba in Saudi-Arabien das Fleisch von Kamelen probieren. In Europa und auch in der Türkei ist ein Kamel aber bereits ein Exot, wohingegen in Australien oder Afrika möglicherweise auch andere exotische Tiere geopfert werden können. Über diese Fragen entscheiden islamische Autoritäten in den jeweiligen Regionen, in Anlehnung an ihre Rechtsschulen. Dabei sind durchaus große Auslegungsunterschiede möglich. Es gilt das Gebot der Toleranz. Wer eine andere Kultur nicht wirklich kennt, der sollte über ihre Sitten und Normen bestenfalls nicht urteilen.

Opferfest am Freitag: Die Super-Hadsch

Der Freitag ist für Muslime der heiligste Wochentag. An diesem Tag wird das gemeinschaftliche Freitagsgebet verrichtet. Dieser Tag ist fix. Was sich aber Jahr für Jahr verändert, ist das Datum des islamischen Opferfestes. Denn der Islam kennt den Mondkalender, das knapp zehn Tage kürzer ist als der Gregorianische Kalender. Während die allermeisten Muslime sich an Letzterem orientieren, richten sich die religiösen Feiertage nach dem Mond. Deshalb „wandern“ sie jedes Jahr um einige Tage zurück. Übrigens ist dies keineswegs ein rein islamisches Phänomen. Auch das christliche Ostern oder das jüdische Pessach-Fest verhalten sich ähnlich.

Wenn der Tag des Opferfestes auf einen Freitag fällt, dann spricht man von der Super-Hadsch bzw. vom Haccı-Ekber. Für die Pilger eine besondere Belohnung. Doch wie in vielen anderen Bereichen auch wird der islamische Pilgerort in diesem Jahr wegen der weltweiten Corona-Pandemie kein gewohntes Bild liefern. Während üblicherweise derzeit Abermillionen Menschen auf dem Arafat-Berg stehen würden, sind die heiligen Stätten in Mekka derzeit recht leer. Denn dieses Jahr dürfen nur die einheimischen Muslime die Pilgerreise vollziehen.

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