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Politik

Kandidatin mit Kopftuch will Bürgermeistersessel von Adapazarı erobern

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Nach der Aufhebung des Kopftuchverbotes im öffentlichen Sektor wurde Melahat Üzgün Çakır als erste Kopftuch tragende Kandidatin des Landes überhaupt für die Bürgermeisterwahlen von Adapazarı nominiert, die im März 2014 stattfinden. (Foto: iha)

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Melahat Üzgün Çakır als erste Kopftuch tragende Kandidatin der Türkei nominiert für die Bürgermeisterwahlen von Adapazarı.
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Nicht die regierende AKP und auch nicht die streng islamische Saadet, sondern eine Kleinpartei aus der Idealistenbewegung machte das Rennen um den großen PR-Coup nach Inkrafttreten des Demokratiepakets: Mustafa Destici, der Parteichef der BBP (Büyük Birlik Partisi – Partei der Großen Einheit), hat im Vorfeld der voraussichtlich am 30. März 2014 stattfindenden Kommunalwahlen die erste Kopftuch tragende Kandidatin für ein Bürgermeisteramt angekündigt.

Die 1992 von der MÇP (der späteren MHP) abgespaltene Partei will mit ihrer Kommunalpolitikerin Melahat Üzgün Çakır den Posten des Stadtoberhauptes der 223 000-Einwohner-Stadt Adapazarı (auch Sakarya) in der Marmararegion erobern. Derzeit wird die Stadt von Süleyman Dişli (AKP) regiert.

Mustafa Destici betonte in einer in Sakarya veranstalteten Pressekonferenz, dass seine regional zum Teil erfolgreiche Partei, die unter anderem den Bürgermeister von Sivas stellt, die bevorstehenden Kommunalwahlen für sehr wichtig erachten. Seit dem 7. Oktober steht die Partei im Wahlkampf.

„In Sakarya stehen wir vor einer außergewöhnlichen Situation“, erklärte Destici im Rahmen einer Zusammenkunft vor begeisterten Anhängern. „Wir werden das Kontingent des Präsidenten benutzen. Wir werden mit einer Kandidatin ins Rennen um den Bürgermeisterposten gehen. Diese Dame ist bereits Stadtteilvorsitzende des Ikizce-Müslüm-Viertels in Adapazarı… Ich erkläre Melahat Üzgün Çakır zur Kandidatin unserer Partei für das Bürgermeisteramt von Adapazarı – somit hat die BBP die erste Kopftuch tragende Kandidatin nominiert. Möge es uns zum Segen gereichen und Glück bringen. Adapazarı wird für unsere Schwester eintreten. Ich stelle unsere Kandidatin den Menschen in Adapazarı zur Wahl.”

Çakır nahm die Nominierung an und gab ihrer Freude über den Vorschlag ihres Parteivorsitzenden Ausdruck: „Es gibt ja einen Slogan, der da lautet, „Geh voran, geh voran“, und so Gott will, werden wir vorangehen. Und Sie passen auf uns auf. So Gott will, werden wir das auch in Adapazarı verwirklichen.”

„Gibt es in diesem Land immer noch eine Putschgefahr?”

Destici erklärte, dass er das Demokratisierungspaket und die Aufhebung des Kopftuchverbots im öffentlichen Sektor begrüße, allerdings mit Vorbehalt: „Es gibt nur einen Punkt, den wir als mangelhaft empfinden. Warum werden die Mitglieder der Justiz, Polizei und türkischen Streitkräfte von der Abschaffung des Kopftuchverbotes ausgenommen? Versucht uns Regierung zu sagen, dass es in diesem Land immer noch die Gefahr eines Putsches gibt? Gibt es immer noch ein Vormundschaftsregime? Wollt Ihr das sagen? Wenn es so etwas gibt, dann sollte dies dem Volk klar und deutlich erklärt werden. So etwas akzeptieren wir nicht und wir wollen, dass diese Freiheit in allen Bereichen verbreitet wird.“

Aus Sicht des BBP-Vorsitzenden gab es für das Kopftuchverbot ohnehin keine gesetzliche Grundlage: „Rechtlich gab es sowieso kein Hindernis für das Tragen des Kopftuchs. Es wurde nur willkürlich eines erstellt. Das, was wir wollen, ist, dass Politik nicht für die Anforderungen bestimmter Kreise und Bereiche gemacht wird, sondern für alle Menschen, die in diesem Land leben. Wir werden es insbesondere nicht akzeptieren, wenn versucht wird, Anliegen mit Gewalt und Zwang durchzusetzen.“

Der Sieg über das Kopftuchverbot sei ein Sieg des Volkes. „Das Recht auf Kopftuch wurde nicht nur in der Öffentlichkeit gefordert, es wurde auch am Ende durch das Parlament durchgesetzt. Hoffentlich werden auch die von uns aufgezählten Mängel noch korrigiert, auf diese Weise die Einheit und Gemeinsamkeit der Nation gewährleistet und so Vorkehrungen getroffen, die der Einheit des Landes dienen. Wir werden weiterhin warnen und mahnen.”