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Menschenrechte

Türkischer Grafikdesigner hinter Gittern: Am Umsturz mitgezeichnet?

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Ausstellung Fevzi Yazıcı New York.
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Fevzi Yazıcı gehört vermutlich zu den besten Grafikdesignern und Zeitungslayoutern der Türkei. Jetzt sitzt er hinter Gittern, weil er einst für die inzwischen verbotene Tageszeitung „Zaman“ gearbeitet hat. Eine Ausstellung in New York zeigt nun seine Werke, die sehr viel über seine Haftsituation verraten.

Fevzi Yazıcı hat in seiner Zeit als Grafikdesigner mehr als 100 Preise gewonnen. Bekannt wurde er vor allem durch sein Layout für die Tageszeitung „Zaman“, wo er auch lange Jahre beschäftigt war. Vor dreieinhalb Jahren aber, kurz nach dem die Zeitung von der Regierung verboten wurde, wurde der damals 44-jährige Grafikdesigner und Layouter festgenommen. Eigentlich war sein Job eher unpolitischer Natur. Dennoch: Die Machthaber in der Türkei bezichtigen ihn der Beteiligung an einem Umsturzversuch. Er habe durch die optische Gestaltung der Zeitung an einem möglichen Putschversuch mitgewirkt, weil die Zeitung laut Regierung ein Instrument gewesen sei, um die Regierung zu stürzen.

Animationsfilm soll versteckte Botschaft für Umsturzplan beinhaltet haben

Die türkische Tageszeitung Zaman ist mit ihrer Nähe zur Hizmet-Bewegung um den in Teilen der Türkei umstrittenen Islam-Gelehrten Fethullah Gülen bekannt. Diese macht die Regierung für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich, belegt ist das aber auch fast vier Jahre danach nicht. Noch konkreter sei Yazıcı für einen Animationsfilm verantwortlich, in der die Regierung eine versteckte Botschaft für einen Umsturzplan sah. 

Der preisgekrönte Grafikdesigner und Layouter sitzt heute hinter Gittern. Im November 2019 wurde Yazıcı zu 10 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Für einen Künstler wie Yazıcı ist die Zeit hinter Gittern nicht einfach. Dennoch versucht er das Beste daraus zu machen und verbringt seine Zeit mit Zeichnungen, die jetzt in der New Yorker Yeh Art Gallery ausgestellt werden.

Yazıcıs dunkel-weiße Welt

In der Ausstellung werden auch Werke aus seiner früheren Zeit gezeigt. Bei der Wahl des Titels seiner Ausstellung hat Yazıcı sich von den Lichtverhältnissen in seiner Zelle inspirieren lassen. Das erklärt er in einem Begrüßungstext: „Willkommen in meiner Welt. dunkelweiß. Silivri Haftanstalt, C-9/72 Istanbul, Türkei. (…) Ich habe das Weiße seit meinem Eintritt in diese kleine Zelle nie wirklich gesehen, weil die weißen Papiere hier die Sonnenstrahlen nie direkt aufnehmen. (…) Ich habe die von den Wänden des kleinen Raumes reflektierenden Lichter nutzen müssen. Deshalb habe ich das weiß meiner Zelle ‚dunkelweiß‘ genannt.”

Auch sein Werkzeug habe eine ähnliche Geschichte. Er habe zwar von der Gefängnisverwaltung einige Malwerkzeuge angefordert, doch diese nie erhalten. Der Grafiker zeigt sich aber stark: „Ich habe nie meine Motivation verloren. Ich versuche immer weiter mit den Werkzeugen zu zeichnen, die mir zur Verfügung stehen.“

„Sie haben mir meine Jahre geklaut“

Yazıcı beklagt sich über seine Inhaftierung: „Sie haben mir, meiner Frau und meinen Kindern dreieinhalb Jahre geklaut. Diejenigen, die mich verurteilt haben, wissen selbstverständlich, dass ich unschuldig bin.“

Dennoch schreibt er auch über seine Liebe zur Türkei. Er hoffe auf eine baldige Verbesserung der Lage, denn es gebe noch viel zu tun, so der Grafikdesigner.

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