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Menschenrechte

Corona-Tod in der Zelle: Das traurige und einsame Ende von Hüseyin Özen

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Er hat sich im Gefängnis mit Covid-19 angesteckt und versuchte sich mit Hustensaft aus der Kantine zu heilen. Nun ist Hüseyin Özen nach 15 Tagen auf der Intensivstation verstorben.

Der Tod von Hüseyin Özen wirft Fragen auf. Der seit Februar 2018 inhaftierte ehemalige Turk Telekom-Mitarbeiter in leitender Funktion wurde im Zuge der Verhaftungswelle der türkischen Justiz als ein mutmaßliches Mitglied der Hizmet-Bewegung verurteilt. In der Anklageschrift wurde dem Familienvater unter anderem vorgeworfen, dass er ein Giro-Konto bei der Bank Asya habe, mit seiner Familie Urlaub in einem Thermal-Hotel in Kızılcahamam gemacht habe und eine geschäftliche Reise nach China. Darüber hinaus sorgte eine unbekannte Zeugenaussage für das Urteil von 7 Jahren Haft.

Willkürliche Haft fordert immer mehr Tote

Das Schicksal von Hüseyin Özen ist leider keine Ausnahme. Laut der türkischen Menschenrechtsorganisation (IHD) starben seit vergangenem Jahr rund 70 Menschen in der Haft durch Krankheit. Die Corona-Pandemie sei dabei nur ein verstärkender Faktor. Einem Bericht von Bold zufolge behauptet die Ehefrau, dass seit Ausbruch der Pandemie kein einziger Arzt die Haftanstalt ihres Mannes besucht habe. Der für seinen besonderen Einsatz in Menschenrechtsangelegenheiten bekannte HDP-Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioğlu twitterte, dass Özen vor seinem Tod 15 Tage lang auf der Intensivstation gelegen habe, mit dem Befund einer schweren Lungenentzündung in beiden Lungen-Flügeln.

Dem einsamen Tod verdammt

Gergerlioğlu thematisiert regelmäßig Fälle wie die von Hüseyin Özen. „Gestern hatte ich davon berichtet. Heute teile ich die schmerzliche Nachricht mit. Der im Gefängnis von Bursa inhaftierte und an Covid-19 erkrankte Hüseyin Özen konnte nicht gerettet werden und ist gestorben“, so der Menschenrechtsaktivist. Diese Menschen seien dazu verdammt, einsam zu sterben. Der Oppositionelle mahnte auch den Justizminister Abdülhamit Gül an. Dieser habe nie Stellung zu den Todesfällen in den Gefängnissen bezogen. „Haben Sie immer noch keine Erklärung abzugeben?“, so Gergerlioğlu in Richtung Gül.

„Lasst meinen Bruder frei!“

Dabei hat der türkische Justizminister in den vergangenen Tagen Aufmerksamkeit erregt. In seiner jüngsten Rede heißt es, die Justiz achte nicht auf die politische Konjunktur. Sie schaue auch nicht darauf, was bestimmte Leute sagten. „Sie achtet nur auf Akten, auf das Gewissen, auf das Recht und die Verfassung“, so Gül. Dieser Vorstoß wurde als ein Affront gegen die Richter und Staatsanwälte gedeutet. Auch die Aussagen des Bruders von Hüseyin Özen belasten eher das gesamte Justizministerium als einzelne Richter. Laut Ahmet Özen habe sein Bruder immer wieder Fieber gehabt. Seine Krankheit habe er notgedrungen mit Hustensaft aus der Gefängnis-Kantine zu therapieren versucht. Letztlich glücklos. „Wir haben erst von seiner Lage erfahren, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nach 15 Tagen ist er dann gestorben“. Laut Ahmet Özen seien auch andere Zellen bzw. deren Mitglieder mit dem Virus infiziert.

Auch Gökhan Açıkkollu ein prominentes Todesopfer in türkischer Haft

Gökhan Açıkkollu war wenige Monate nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 verhaftet worden. Der Lehrer starb aber nur 13 Tage nach seiner Verhaftung einen besonders qualvollen Tod. Wie Mitinsassen beschreiben, wurde dem Diabetiker der Zugang zu seinen Medikamenten verweigert. Zudem sei er massiv gefoltert worden. „Sie haben ihn wie ein Stück Fleisch vom Metzger auf den Boden gelegt. Es entstand dabei ein dumpfes Geräusch“, so ein Augenzeuge. Anschließend habe der ohnmächtige Açıkkollu angefangen zu zittern. „Er brach vor unseren Augen zusammen. In der Zelle direkt nebenan war offensichtlich ein Arzt eingesperrt. Er sollte schnell etwas unternehmen.“ Doch für den Lehrer kam jede Hilfe zu spät.

Ein neulich aufgetauchtes Video bestätigt diese schweren Vorwürfe.

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