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Kultur/Religion

„Für Sama“: Eine Kindheit im syrischen Bürgerkrieg

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Die kleine Sama kommt in Aleppo zur Welt, inmitten des syrischen Bürgerkrieges. Ihre Mutter begleitet mit der Kamera über fünf Jahre den Alltag zwischen Bombenanschlägen, Verzweiflung und Hoffnung. Entstanden ist ein filmischer Brief an ihre Tochter: „Für Sama“.

Es ist das tägliche Grauen des Krieges in Syrien, das Waad al-Kateab mit ihrer Kamera einfängt. Verwackelte, rohe Szenen dokumentieren tagebuchartig das Leben der Menschen in Aleppo. Mehr als 1.000 Stunden Videomaterial, gesammelt in einem Zeitraum von fünf Jahren, verdichtet die junge Frau zu einem Zeitzeugenbericht – und widmet ihn ihrer im Krieg geborenen Tochter.

Der Sender Arte zeigt die mit mehr als 50 Preisen ausgezeichnete und 2020 für einen Oscar nominierte Dokumentation „Für Sama“ am Dienstag, 9. November, um 21.50 Uhr. Waad al-Kateab – der Name ist ein Pseudonym, mit dem die Filmemacherin sich und ihre Familie schützen möchte – beginnt ihre Aufzeichnungen 2012.

Aleppo wird immer gefährlicher

Damals ist sie Studentin an der Universität in Aleppo. Der Arabische Frühling hatte Syrien erreicht, die Menschen gingen auf die Straßen, um gegen das Regime von Machthaber Assad zu protestieren. Waad al-Kateab schließt sich der Bewegung an. Sie lernt den jungen Mediziner Hamza kennen. Gemeinsam demonstrieren sie. Die beiden verlieben sich.

Die Angriffe des Regimes gegen die eigene Bevölkerung werden immer brutaler. Waad al-Kateab filmt weiter, anfangs mit dem Handy, später mit einer kleinen Kamera. Luftangriffe, Heckenschützen, Fassbomben – das Leid der Menschen in Aleppo wird immer größer.

Leichen gehören zum Alltag

Hamza und seine Freunde arbeiten in einem Krankenhaus, dort sind sie mit dem täglichen Grauen besonders konfrontiert. Das Gebäude ist beschädigt, immer wieder fällt der Strom aus. Auf dem Fußboden behandeln Ärzte und Pfleger schwerst verletzte Kinder. Rundherum schlagen Bomben ein. Zwei Jungen erleben schockiert den Tod ihres Bruders. Waad al-Kateab filmt Leichen und Leichenteile. Auch Freunde des Paares kommen ums Leben.

Als Russland im September 2015 dem Assad-Regime zur Hilfe kommt, eskaliert die Gewalt. Waad und Hamza entscheiden sich dennoch gegen die Flucht: Sie wollen bleiben und weiter für die Freiheit kämpfen.

Inmitten des Grauens heiratet das Paar, ein Moment des Glücks und der Hoffnung. Die junge Frau wird schwanger, am 1. Januar 2016 kommt ihre Tochter zur Welt. Es ist das Jahr der Schlacht um Aleppo.

Flucht in die Türkei

Bomben und Chlorgasangriffe machen den Menschen das Leben zur Hölle. Waad hat ein schlechtes Gewissen ihrer Tochter gegenüber. Welches Leben hat sie der Kleinen zugemutet? Wird Sama ihr verzeihen können?

Irgendwann geben Waad und Hamza auf. Sie fliehen mit ihrer Tochter in die Türkei. Das Grauen des Krieges haben sie dabei – in ihrer Erinnerung und auf der Kamera. Gemeinsam mit Regisseur Edward Watts macht Waad al-Kateab aus dem Material eine einzigartige, mutige und sehenswerte Dokumentation. „Sama, ich habe diesen Film für Dich gemacht“, sagt sie. Ein Film, der aufrüttelt.

dpa/dtj

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