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Wirtschaft

Billiges Geld sorgt für große Nervosität

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Als die Fed im letzten Monat bekannt gab, ihre extrem lockere Geldpolitik fortzusetzen, atmeten die Schwellenländer zunächst auf. Doch das billige Geld sorgt auch für große Nervosität. Was ist, wenn die Investoren ihr Geld abziehen? (Foto: dpa)

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Die US-Notenbank in Washington, USA - Fed-Vizechefin Yellen soll Nachfolgerin von US-Notenbankchef Bernanke werden
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Durch die Aufschiebung des Unvermeidlichen hilft die amerikanische  Fed langfristig keinem. Die Federal Reserve behält zur Überraschung vieler Beobachter an den Finanzmärkten ihre Anleihekäufe im bisherigen Volumen von 85 Milliarden Dollar im Monat vorerst bei. Die Fed behielt zugleich den Leitzins nahe null Prozent bei und sicherte abermals zu, diesen frühestens dann anzuheben, wenn die Arbeitslosenquote auf mindestens 6,5 Prozent gesunken wäre. Mit 7,3 Prozent ist die Arbeitslosenquote dem scheidenden Fed-Chef Ben Bernanke immer noch viel zu hoch.

Kurzfristig nehmen die Amerikaner mit günstigen Krediten enormen Druck aus den globalen Märkten, doch langfristig werden sich diese Maßnahmen zum Nachteil der Märkte entwickeln. Weil die ultraniedrigen Zinsen, verursacht durch die Herabsetzung des Fed-Leitzinses auf 0,25 Prozent, Investoren dazu veranlassen, billige Kredite nicht wie eigentlich konzipiert zur Ankurbelung der Realwirtschaft zu nutzen, sondern viel lieber an den Börsen zu investieren, wird die billige Geldpolitik der Amerikaner nicht spurlos an der Welt und insbesondere an den Schwellenländern vorübergehen. Denn durch das Aufkommen von billigen Krediten kam es zu einer massiven Konzentration von sogenannten Carry Trades.  Innerhalb dieser Trades nehmen Kreditnehmer Kredite in niedrig verzinsten US-Dollars auf und investieren diese in höher rentierlichen Assets aus Schwellenländern.

Eine weiche Landung dringend nötig

Die Finanzmärkte gewöhnen sich sehr schnell an Geldschwemmen dieser Art. Beim Versuch, wieder zur Normalisierung der Märkte zurückzukehren, wirkt sich der Entzug jedoch dramatisch aus. Eigentlich sollten sich die Schwellenländer besser jetzt schon auf eine endgültige Reduktion der Zinspolitik der Federal Reserve vorbereiten, um bei einer anschließenden Anhebung des Leitzinses in den USA möglichst weich zu landen.

„Solange es noch nicht zu spät ist, sollten die Schwellenländer in den sauren Apfel beißen. Die hohe finanzielle Liquidität macht die Finanzmärkte geradezu süchtig“, beurteilt Guillermo Ortiz, Vorstandvorsitzender einer der größten Banken Mexikos,  die Situation.

Brasilien und Indien sind traditionell zwei Länder, die stets mit guten Wachstumszahlen rechnen können, doch große Wachstumssprünge sieht man nicht. Die Volkswirtschaften dümpeln vor sich her. Sie wachsen nur sehr zaghaft.  Die Regierungen vieler Schwellenländer sind häufig nicht in der Lage, die richtigen Antworten auf die Probleme ihrer Wirtschaften zu finden. Wirtschaftliche  und konjunkturelle Engpässe werden nicht angegangen, zu hohe Steuern werden eingetrieben und die Bürokratie ist oftmals aufgebläht und schwerfällig.

Die Politik des billigen Geldes sorgt für große Nervosität

Als die US-Notenbank begann, Billionen von Dollar in das Finanzsystem zu pumpen, wurde eine Welle spekulativen Kapitals an die Küsten der Schwellenländer gespült, die die Inflationsrate in die Höhe treibt und einer Spekulationsblase den nötigen Nährboden zum Gedeihen liefert. Dann im Mai signalisierte die Fed, die Politik des billigen Geldes in absehbarer Zeit herunterfahren zu wollen, was bei den Investoren, die auf günstige Kredite setzten, Panik auslöste und dazu führte, dass massiv Kapital aus den Schwellenländern abgezogen wurde. Dies führte zu einer scharfen Umkehr der Kapitalströme, die Währungen der Schwellenländer sind auf ihre Tiefststände gefallen und die Zahlungsbilanzen der Länder erodieren zunehmend.

Viele Schwellenländer kritisieren die Geldpolitik der Federal Reserve, weil sie außerhalb der USA für viel Nervosität sorgt. Der Mangel an Kommunikation machte den finanzpolitischen Kurs der Amerikaner oft nicht deutlich. Nun forderten die Staatschefs der Schwellenländer, darunter auch die Türkei, bessere Absprachen, um etwaige Marktstörungen besser verhindern zu können. Die Herausforderung für die großen Zentralbanken ist es also, dafür zu sorgen, dass Carry Trades langsam und kontrolliert aufgelöst werden können. Ein zu rascher Verkaufsdruck könnte in den Schwellenländern schlimmstenfalls einen Dominoeffekt erzeugen, der auf nahezu alle Märkte übergreifen und die Erholung der Weltwirtschaft erheblich gefährden würde.