Connect with us

Politik

Kind vor Karriere – noch dementiert Schröder

Spread the love

Ihr Projekt einer Frauenquote ist gescheitert, sie sagt Termine ab, ihrem Landesverband ist sie offenbar nicht rechts genug: Frauen- und Familienministerin Schröder wird wohl nach der Bundestagswahl nicht mehr in ihrem Amt bleiben. (Foto: dpa)

Published

on

Kind vor Karriere - noch dementiert Schröder
Spread the love

Wie die „Bild am Sonntag“ berichtet, gehen führende Christdemokraten davon aus, dass die Familienministerin Kristina Schröder im Falle eines Wahlsieges der Union bei den Bundestagswahlen nicht erneut einem Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angehören wird.

Für die Entscheidung gebe es nach Angaben des Blattes vor allem einen privaten Grund: ihre knapp zweijährige Tochter Lotte.

Bereits im März hatte Kristina Schröder auf die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl in Hessen verzichtet. Offiziell wurde die Entscheidung mit Meinungsdifferenzen zwischen ihr und ihrem Landesverband in der Frage der Gleichstellungspolitik zu Gunsten gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften begründet. Während Schröder zumindest in dieser Frage dem Prinzip „Leben und leben lassen“ huldigte, favorisiert die ohnehin für eine offene Beziehung mit ultrarechten Positionen berüchtigte hessische CDU (Stichworte: Koch, Steinbach, Tipi, CDU Dietzenbach, Irmer) auch bei diesem Thema für einen Kurs der Fundamentalopposition.

Tatsächlich dürfte Schröder jedoch zu der Auffassung gelangt sein, dass die Führung eines Bundesministeriums allen langjährigen Sonntagsreden und Lippenbekenntnissen von Politikern aus allen Parteien zum Trotz immer noch bei weitem nicht mit den Aufgaben, die eine verantwortungsvolle Mutterschaft mit sich bringt, vereinbar ist.

Kanzlerin erteilt Ratschläge für familiäre Arbeitsteilung

Schröder ist die erste Ministerin, die im Amt Mutter wurde. Am 30. Juni 2011 wurde Tochter Lotte geboren. Nur 10 Wochen nach der Geburt nahm die Ministerin ihre Amtsaufgaben wieder wahr. Da Kristina Schröder stillte, musste sie ihren Terminkalender mit den Stillzeiten abstimmen und manche Sitzungen früher verlassen. Ihr Landesverband beklagte sich, dass Schröder unter Verweis auf ihre Mutterschaft kaum noch Termine in den Stimmkreisen wahrnehmen würde.

„Bild am Sonntag“ zufolge soll die – kinderlose – Kanzlerin „genervt“ reagiert haben, wenn Termine der Ministerin unter Hinweis auf ihre familiäre Situation ausfielen. Beim Familiengipfel der Bundesregierung am 12. März soll sie sogar Ratschläge hinsichtlich der Arbeitsteilung im Rahmen der familiären Abläufe erteilt haben. Das Boulevardblatt zitiert Merkel mit dem Satz: „Ich würde jetzt übertreiben, wenn ich sagen würde, dass es nicht manchmal auch ein kurzes Innehalten gibt und man überlegt, ob man nicht vielleicht den Vater noch einmal in die Pflicht nehmen könnte. Das ist bei ihr nun nicht so einfach, weil auch der politisch aktiv ist.“

Laut einer Emnid-Umfrage für „Bild am Sonntag” würde eine Mehrheit der Deutschen Kristina Schröder als Ministerin nach der Bundestagswahl nicht vermissen. 56 Prozent der Bundesbürger halten Schröder demnach für keine erfolgreiche Ministerin, für 27 Prozent ist sie erfolgreich.

Bei den Frauen sind sogar nur 22 Prozent von ihr überzeugt, 55 Prozent nicht. Bei den Unionsanhängern halten 36 Prozent Schröder für erfolgreich, 49 Prozent nicht. Lediglich 36 Prozent der Deutschen wollen Schröder laut der Umfrage nach der Wahl als Familienministerin behalten, 53 Prozent nicht.

DAX-Konzerne kündigen Zusammenarbeit auf

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, lehnen es die Dax-30-Konzerne vor dem Hintergrund der politischen Debatte um die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote ab, den diesjährigen Statusbericht zu Frauen in Führungspositionen wie üblich mit Kristina Schröder öffentlich vorzustellen. Die Personalvorstandsfrau von Eon, Regine Stachelhaus, sagte der Zeitung „Welt am Sonntag”, die jährliche Vorlage eines Statusberichts gehe auf die Initiative der Wirtschaft und nicht der Regierung zurück. Dass die führenden Dax-Unternehmen den Bericht dieses Jahr ohne die Ministerin präsentierten, zeige nur, dass dies ihr „eigenes unternehmerisches Thema” sei. „Wir sitzen im Cockpit und bleiben dort auch“, ergänzte die Managerin.

Der Statusbericht „Frauen in Führungspositionen” geht auf eine Verabredung zurück, die die Personalvorstände der 30 größten Dax-Konzerne im Herbst 2011 mit Familienministerin Schröder getroffen hatten. Im vergangenen Jahr legten die Konzern und die Ministerin den Bericht gemeinsam in Berlin vor. Am Donnerstag hatte die Koalition im Bundestag einen Gesetzentwurf des Bundesrats abgelehnt, der für Spitzenpositionen in Unternehmen ab 2018 eine Mindestquote von 20 Prozent und ab 2023 von 40 Prozent vorsah.

Durchwachsene Regierungsbilanz, Misstrauen in der Migrantencommunity

Auch abseits des Scheiterns einer vom Staat verordneten Frauenquote gilt die bisherige Regierungsbilanz der zweitjüngsten Ministerin aller Zeiten als durchwachsen.

Als durchaus mutig konnte es erscheinen, dass Schröder die paternalistischen und etatistischen Attitüden von Feministinnen wie Alice Schwarzer und Strukturkonservativen wie Eva Herman kritisierte, die gemeinsam hätten, zu wissen zu glauben, „wie das richtige Frauenleben auszusehen hat“. In diesem Zusammenhang erschien auch ihr Projekt eines Kinderbetreuungsgeldes, das die Wahlfreiheit von Eltern stärken sollte, als konsequent. Gleichzeitig rettete Schröders Ministerium mit € 150.000,00 aus Steuergeldern den offenbar nicht markttauglichen und dadurch schwer defizitären „FrauenMediaTurm“ Schwarzers in Köln und erntete Kopfschütteln für ihr Bekenntnis, ihrer Tochter Kinderbücher in „gendergerechter“ Sprache vorzulesen.

Innerhalb der Migrantencommunity verspielte Schröder jedweden Kredit, als sie von einer angeblichen Zunahme „deutschfeindlicher Gewalt“ unter Migranten sprach und kurz nach Amtsantritt zweifelhafte Interpretationen zu selbst in Auftrag gegebenen Studien lieferte, die nach Auffassung Schröders rechtsextreme Räuberpistolen wie einen „Zusammenhang zwischen Zwangsheiraten und Islam“ oder dass die Gewaltbereitschaft unter jungen, männlichen Muslimen „deutlich höher“ wäre als bei nichtmuslimischen Vergleichsgruppen, bestätigen würden. Bei anderer Gelegenheit meinte sie, vor einem „europäischen Kalifat“ warnen zu müssen.

Eine Interviewanfrage unseres Portals zum Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lehnte Schröders Büro unter Verweis auf Terminschwierigkeiten ab. Berichte, die Ministerin wolle künftig „nur noch in Teilzeit berufstätig“ sein, wurden zurückgewiesen, die derzeitige Berichterstattung in deutschen Medien wollte man nicht kommentieren.

Insgesamt dürfte der mit hoher Wahrscheinlichkeit bevorstehende Rückzug Schröders nicht nur in der Migrantencommunity mit Erleichterung aufgenommen werden. Durch eine Entscheidung für die Familie und gegen eine weitere Tätigkeit als Ministerin scheint auch für Kristina Schröder und ihre kleine Tochter eine Win-Win-Situation zu entstehen.

Mit Blick auf die Tatsache, dass die Hessen-CDU zweifellos ein Wort bei der Nachfolge mitzureden haben wird, sollte man den Tag dennoch nicht vor dem Abend loben.