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Wirtschaft

Türkische Wirtschaftsverbände rufen zum Boykott israelischer Produkte auf

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Israels Gaza-Offensive haben den wirtschaftlichen Wiederannäherungsprozess zwischen Ankara und Tel Aviv jäh zunichte gemacht. Türkische Wirtschaftsverbände rufen nun sogar zum Boykott israelischer Produkte auf. (Foto: dpa)

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Israels Gaza-Offensive haben den wirtschaftlichen Wiederannäherungsprozess zwischen Ankara und Tel Aviv jäh zunichte gemacht. Türkische Wirtschaftsverbände rufen nun sogar zum Boykott israelischer Produkte auf.
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Die Gazakrise sorgt auch in der Wirtschaft für eine jähe Unterbrechung des Wiederannäherungsprozesses, den die Türkei und Israel im Jahr 2013 vor allem im Bereich der Privatwirtschaft erleben konnten. Knapp drei Wochen nach Beginn der Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen haben Wirtschaftsverbände Initiativen gebildet, die breit angelegte Boykottaktionen gegen israelische Güter und Dienstleistungen in der Türkei organisieren wollen.

So betonte der Vorsitzende der Vereinigung türkischer Geschäftsleute und Handwerker (TESK), Bendevi Palandöken, sein Verband würde sowohl auf Supermarktketten als auch auf kleine Läden zugehen und diese dazu auffordern, keine israelischen Güter zu verkaufen. „Wir haben uns dazu entschlossen, keine Waren zu verkaufen, die in Israel produziert oder aus Israel importiert wurden“, betonte Palandöken gegenüber der Hürriyet.  

In sozialen Medien werden Listen geteilt, die Produkte nennen, die demnach boykottiert werden müssten. Darunter befinden sich große Hersteller von Reinigungsbedarf, Getränken oder Kosmetik, wobei nicht alle diese Güter auch tatsächlich in Israel hergestellt werden. Die Türkische Konsumentenvereinigung hat selbst eine Liste von Produkten erstellt, zu deren Boykott sie aufruft, weil diese, so heißt es auf ihrer Webseite, „den terroristischen Staat Israel unterstützen“. Zu den Herstellern dieser Produkte zählt der Verband unter anderem Coca Cola, Nestlé, McDonald’s oder Starbucks.

Anfang Juli stieg das Handelsvolumen zwischen der Türkei und Israel noch

Die Boykottkampagne trifft die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen wie ein schwerer Schlag. Noch zu Beginn des Monats berichteten Medien unter Berufung auf das Statistische Institut (TurkStat), dass das Handelsvolumen zwischen der Türkei und Israel von 3,4 Mrd. US$ im Jahre 2008 auf mittlerweile 5 Mrd. angestiegen war.

Während des ersten Quartals des Jahres 2014 hatte die Türkei um 27% mehr an Waren und Dienstleistungen aus Israel eingeführt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Unter den Exportpartnern der Türkei war Israel im Jahresvergleich vom 24. auf den 17. Platz gestiegen, Exporte nach Israel waren um 23% gestiegen.

Schwerpunkte im Aufschwung des bilateralen Handels waren Chemieprodukte, Gummi und elektronisches Equipment, die alleine 15,5% des Gesamthandelsvolumens ausmachten. Allerdings hatte 2013 auch der Tourismus im bilateralen Verhältnis zwischen beiden Ländern die beste Bilanz seit 2008, dem Jahr vor der „One Minute“-Rede in Davos und zwei Jahre vor dem Mavi-Marmara-Zwischenfall.

Im Jahr 2008 hatten noch mehr als eine Million Israelis die Türkei besucht. Im Gegenzug reisten in diesem Jahr 17 253 Türken nach Israel.

Einbußen im Tourismussektor

Die Zahl der israelischen Gäste in der Türkei war, wie „Al-Monitor“ berichtet, 2010, im Jahr mit den bislang am schwersten belasteten bilateralen Beziehungen, rapide auf 105 000 gefallen. Die Zahl der Türken, die Israel besuchten, fiel auf 15 050 im gleichen Jahr, 2011 waren es 14 024. Angesichts des niedrigeren Ausgangslevels ein prozentual nicht so starker, aber dennoch signifikanter Rückgang also auf dem Gebiet des Tourismus.

Noch wenige Monate vor „Mavi Marmara“ hatte das türkische Tourismusministerium noch 2 Mio. US$ in eine Kampagne investiert, die israelischen Urlaubern die Türkei schmackhaft machen solle. Die Kampagne wurde jäh gestoppt, das Geld war in den Wind geschossen.

Von Mai 2012 mit 1320 türkischen Touristen in Israel war diese Zahl im Mai 2013 bereits auf 2183 gestiegen. In diesem Jahr sollte sie sich im Vergleichsmonat auf 4523 mehr als verdoppeln. Auch auf dem Sektor des Tourismus war eine Wiederannäherung zwischen beiden Ländern spürbar.

Das israelische Tourismusministerium hatte mit der Initiative Stand With Us eine Marketingkampagne ins Leben gerufen, die dem negativen Image, das seitens der Medien zahlreicher Staaten und von Politikern und NGOs über Israel entworfen wurde, weltweit auf sozialen Medien gegensteuern sollte. Über Instagram beteiligte sich in der Türkei unter anderem das Fotografenpaar Mehmet Kirali und Çiler Geçici mit kunstvollen Bildern von Israel an dieser Kampagne und ernteten dafür neben zahlreichen Beleidigungen und hasserfüllten Kommentaren auch einige enthusiastische Unterstützungsadressen. Die nunmehrige Eskalation in Gaza und die Boykottkampagnen dürften die hoffnungsvolle Lage bezüglich einer Wiederannäherung wieder rapide umkehren.

Das größte Tourismuspotenzial für Israel liegt traditionell in Ländern wie den USA, Deutschland, Frankreich oder Russland. Das israelische Tourismusministerium bemüht sich in den letzten Jahren auch um die Erschließung von Märkten wie China, Indien oder Brasilien.