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Wirtschaft

„Weißer Strom“: Baku entdeckt sein Interesse am Gas-Pipeline-Projekt

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Nach anfänglichem Zögern gab Aserbaidschans Präsident Aliyev kürzlich zu erkennen, dass sein Land künftig das neue Pipelineprojekt in Südosteuropa mittragen möchte. Es soll den jährlichen Transport von 8 Milliarden m³ Gas ermöglichen. (Foto: ap)

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„Weißer Strom“: Baku entdeckt sein Interesse am Gas-Pipeline-Projekt
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Alle großen Gas-Pipeline-Projekte, die in den letzten Jahren geplant wurden, wurden „Ströme” genannt, wie z.B. der Blaue Strom 2, Nordstrom und Südstrom. Sie sind namhafte und allgemein bekannte Projekte. Jedoch gibt es ein Projekt, das weder das eine noch das andere ist. Dieses Projekt nennt sich „Weißer Strom”.

Das Projekt „Weißer Strom” wurde erstmals von ukrainischen Beamten im Jahre 2005 vorgeschlagen. Danach wurde es auf diversen internationalen Energiekonferenzen diskutiert und erreichte dadurch nach und nach den Projekt-Status. Im Mai 2007 wurde es im Wiener Gas-Forum und am 11. Oktober 2007 in Wilna auf dem Gipfeltreffen der Energiesicherheitskonferenz präsentiert. Am 28. Januar 2008 bat die damalige ukrainische Premierministerin Yulia Tymoshenko die EU darum, eine Teilnahme an diesem Projekt in Betracht zu ziehen. Am 28. Mai 2008 erklärte die Europäische Kommission das Projekt zu einem „Projekt von gemeinsamem Interesse“ und akzeptierte es darüber hinaus sogar als „Prioritätsprojekt”.

Neben einem anderen gut bekannten Projekt, Nabucco, ist es eines von diversen „Erweiterungsprojekten” im südlichen Gas-Korridor, welches von der EU gefördert wird, die bereits damit begonnen hat, die Projektfirma hinter dem TEN-E-Programm („Transeuropäische Energienetze“) mitzufinanzieren, um Studien hinsichtlich des Vorhabens durchführen zu können. In dieser Hinsicht war die erste TEN-E-Zuwendung von der rumänischen Regierung gewährt worden. Die zweite wurde von den Regierungen Rumäniens, Polens und Litauens zugedacht.

Konsortium privater Unternehmen aus anglo-amerikanischem Raum

Der Hauptunterschied zwischen dem „Weißen Strom” und den anderen großen Projekten ist, dass hinter Ersterem Privatbetriebe stehen und diese von einem Konsortium aus einigen Firmen aus London gefördert werden, wozu unter anderem auch die White Stream Pipeline und die Pipeline Systems Engineering Firmen gehören.

Die vorgeschlagene Pipeline würde von der Süd-Kaukasus-Pipeline in der Nähe der georgischen Hauptstadt abzweigen und 133 km durch Georgien hindurch nach Supsa führen, dem georgischen Hafen am Schwarzen Meer. Von Supsa aus gibt es zwei mögliche, küstennahe Routen: Die erste wäre die direkte Unterseeleitung von Supsa nach Constanza in Rumänien und 1.105 km lang; die zweite würde von Supsa nach Constanza über Land durch Crimea mit einer kurzen zusätzlichen Unterwasserpipeline führen.

Den Angaben des Projektmanagers, Roberto Pirani, zufolge hofft das Unternehmen darauf, im Jahre 2010 einen Rahmenvertrag für das Projekt unterschreiben zu können, das Design bis 2011 fertig zu haben, bis 2012 eine Anlageentscheidung zu erhalten, die Bauarbeiten 2013 beginnen zu lassen und das erste Gas bis 2016 fließen zu sehen.

Letzten Monat erhielt das Projekt unerwartete Unterstützung von einem wichtigen Land. Dieses Land ist Aserbaidschan, welches sich bis zum letzten Monat mit der Unterstützung des Projektes zurückhielt. Während der Sondersitzung der Regierung zum Thema „Gas- und Energieprobleme“ erwähnte Präsident Ilham Aliyev den potenziellen Export von Gas aus Aserbaidschan durch das Schwarze Meer. In diesem Zusammenhang bezog er sich sowohl auf den „Weißen Strom“ als auch auf das flüssige Naturgas (LNG) als mögliche Lösungen, die aktuell in Betracht gezogen werden.

Geopolitische Bedeutung des Kaukasus steigt noch weiter an

Das erste Mal besprach Aliyev den Vorschlag des „Weißen Stroms“ mit dem Rumänischen Präsidenten Trajan Basescu im späten September in Bukarest, wo die beiden Präsidenten ein strategisches Partnerschaftsabkommen unterschrieben. Mit der Unterstützung der Azeris wurde das Projekt Weißer Strom zur neuen Hoffnung sowohl für die EU als auch für Georgien und die Ukraine.

Tatsächlich ist der „Weiße Strom“ eine Alternative zu Nabucco und dem Südstrom. Er soll 8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr vom kaspischen Becken nach Europa transportieren. Es ist selbstverständlich noch zu früh, um etwas über den Fortschritt des Projektes zu sagen, aber nichtsdestotrotz wird es nach den Äußerungen und Aktivitäten Aliyevs ernsthaft diskutiert. Dadurch hat es die Kaspische Gas-Gleichung als neue Variable betreten, die nicht außer Acht gelassen werden darf. Angesichts der Schwierigkeiten und Unsicherheiten der anderen „Ströme” könnte der „Weiße Strom“ künftig zu einem durchaus existenzfähigen Unternehmen werden.