Wirtschaft
ADAC-Tochterfirma soll türkischen Unternehmen Millionensummen schulden
Mit dem ADAC ist eine der bedeutendsten Institutionen Deutschlands in den letzten Wochen durch Skandale ins Zwielicht geraten. Nun droht neues Ungemach: Er soll türkischen Kleinunternehmern gegenüber säumiger Zahler gewesen sein. (Foto: reuters)
Der ADAC kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Der Automobilclub soll die Rechnungen Hunderter türkischer Kleinunternehmer nicht beglichen haben. Der Club hat in Aussicht gestellt, die Vorwürfe prüfen zu wollen. Allerdings sind die Vorwürfe nicht neu. Manche Unternehmer haben dadurch ihre Existenzgrundlage verloren.
Laut einem Bericht des ARD-Magazins Report Mainz sollen hunderte Kleinunternehmer in der Türkei auf unbezahlten Rechnungen sitzen, die an den ADAC gestellt wurden und zum Teil noch in die Jahre 2008 bis 2010 zurückreichen. „800 Betriebe sind betroffen“, zitiert der Focus den Istanbuler Anwalt Güngor Ciğerli, der viele Betriebe vertritt.
Es handelt sich dabei auch nicht um unbedeutende Summen. Inklusive Zinsen seien noch Rechnungen in Höhe von zehn Millionen Euro offen.
Im Jahre 2008 hatte der ADAC in der Türkei eine Tochterfirma gegründet. Mit ihrer Hilfe baute der Automobilclub dort eine eigene Flotte von Pannenhelfern auf, um türkische Autofahrer als Mitglieder für eine Tochterfirma zu gewinnen, die in der Türkei ihre Dienste anbieten sollte. Im Dezember 2010 ging die Tochterfirma jedoch abrupt Pleite.
Direkte Steuerung von Deutschland aus
Die ADAC-Tochter „ADAC Service A.Ş.“ soll über Monate hinweg die Rechnungen der Unternehmer, mit denen man zusammengearbeitet hatte, nicht mehr bezahlt haben. Zudem soll der Automobilclub diese vor Beginn seines Türkeigeschäfts aufgefordert haben, mit eigenem Geld in dessen Tätigkeit zu investieren. Ein Unternehmer habe dabei in einen Fuhrpark investiert und mittlerweile 35 Fahrzeuge unter Wert wieder verkaufen müssen. Die ADAC-Tochter habe Rechnungen im Umfang von 200 000 Euro nicht bezahlt. Er selbst habe heute noch Schulden. Und das ist Report Mainz zufolge kein Einzelfall.
Der ADAC hat nun zwar eine Prüfung zugesagt – allerdings war er bereits längst über die Situation informiert. Die türkische Botschaft wollte 2011 Auskunft zu den Vorwürfen der Dienstleister, in einem Antwortschreiben betonte ADAC-Präsident Peter Meyer jedoch, von Deutschland aus keinen Einfluss auf das Geschäftsgebaren der türkischen ADAC-Tochterfirma zu haben.
Report Mainz gibt an, im Besitz von Dokumenten zu sein, die zeigen sollen, dass die türkische Tochterfirma „ADAC Service A.Ş.“ von der ADAC-Zentrale kontrolliert und gesteuert worden wäre. Der ADAC, so Kritiker, hätte sich im Türkeigeschäft wie ein „Unternehmenshai“ verhalten.
ACE: 29 000 Klicks auf „Mitglied werden“ seit ADAC-Affäre
Unterdessen könnte der Auto Club Europa (ACE) zum Profiteur der ADAC-Affäre werden. Seit dem Eingeständnis manipulierter Zahlen bei einem Autopreis des Marktführers Mitte Januar sei auf der ACE-Internetseite rund 29 000 mal der Button „Mitglied werden“ angeklickt worden. „Das ist für unsere Verhältnisse recht beachtlich“, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner am Dienstag in Stuttgart. Auch das hauseigene Callcenter sei „völlig überlastet“, viele Anrufe könnten gar nicht entgegengenommen werden.
Eine Bilanz über neue Mitglieder sei aber noch nicht möglich. Zum einen, weil Club-Wechsler eine dreimonatige Kündigungsfrist hätten. Zum anderen könnten Eintritte kurzfristig storniert werden. Der ADAC hatte am Montag mitgeteilt, er gehe bislang von rund 15 000 Kündigungen von Mitgliedern aus. Die Zahl könnte sich aber noch vervielfachen. Der ACE hat nach eigenen Angaben als zweitgrößter deutscher Autoclub 580 000 Beitrag zahlende Mitglieder – der ADAC knapp 18,9 Millionen. (dtj/dpa)
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