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Gesellschaft

Datteln und Wasser – Der Ramadan

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Wie jedes Jahr gab es auch dieses Mal wieder Startprobleme. Doch mittlerweile hat der Ramadan nahezu jeden Muslim erfasst. Hohe Temperaturen, lange Tage machen das Fasten nicht leichter, aber den erhofften Segen umso größer. (Foto: ap)

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Datteln und Wasser – Der Ramadan
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Es ist wieder soweit…Der von den Muslimen lang ersehnte Fastenmonat Ramadan hat begonnen. Laut Statistik fasten jährlich 96% der Muslime weltweit in diesem heiligen Monat. Hierzulande ist es jedoch kaum nachvollziehbar, was der Antrieb dafür ist, mittlerweile 17,5 Stunden lang ohne Essen und Trinken durch den Tag zu kommen. Was ist die Motivation für solch eine große Enthaltsamkeit? Wie ändert sich der Alltag eines Muslims im Ramadan?

Um diese Fragen überzeugend beantworten zu können, sollten wir uns zunächst der Bedeutung des Ramadan widmen.

Das Ritual, dass man im Ramadan 29 bzw. 30 Tage lang vollzieht, nennt sich Fasten, auf Arabisch „sawm“. Die wortwörtliche Bedeutung dieses Wortes ist „stillstehen, ruhen, schweigen und sich enthalten“. Diese Bedeutung weist daraufhin, dass der Fastende sich in Geduld üben muss; in Bezug auf Sünden, aber auch auf (mögliche) Unwägbarkeiten, die das Fasten erschweren.

Das Fasten soll den Gläubigen Gott näher bringen

Befasst man sich nun noch zusätzlich mit der weitergehenden Wortbedeutung, wird einem Außenstehenden vielleicht auch klarer, warum Muslime sich solch einer großen Entbehrung unterziehen. Ramadan heißt übersetzt: Verbrennen oder Schmelzen. Beide Wortbedeutungen zusammengenommen würden demnach bedeuten: Übt sich ein Muslim in Geduld darin, keine Sünden zu begehen und das Fasten einzuhalten, „verbrennt“ Gott ihm seine Sünden, indem er ihm vergibt.

Im Ramadan werden Muslime von Gott dazu aufgefordert, tagsüber, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, weder zu essen, trinken, rauchen, Geschlechtsverkehr zu haben, noch sich anderen weltlichen Genüssen hinzugeben. Alle Muslime sind verpflichtet, den Ramadan fastend zu verbringen, ausgeschlossen sind hiervon Kranke, Schwangere und Kinder, die das Pubertätsalter noch nicht erreicht haben.

Der Muslim ist in diesem Monat Gott am nächsten. Das durchgehenden Fasten erinnert den Muslim immer an Gott. Er wird dann daran erinnert, wie sehr er abhängig von seinen eigenen Bedürfnissen und wie sehr er auf Gottesgaben und Gottessegen angewiesen ist.

Warum fasten Muslime? Was ist die Weisheit?

Der Sinn und Zweck des Fastens besteht nicht nur darin, mit leerem Magen den Tag zu verbringen. In diesem Monat soll sich der Muslim neben dem Essen und Trinken auch fern von Geschlechtsverkehr und anderen weltlichen Gelüsten halten. Der Muslim hält sich von jeglichen Sünden fern, um Gottes Gunst und Wohlgefallen zu erlangen. Der Fastende denkt mehr an Gott, an die Schöpfung und insbesondere an die armen Menschen, die einen Großteil des Jahres hungernd verbringen müssen.

Daher ist der Ramadan auch die Zeit der Almosen und Spenden. Durch das Fasten wird das Empathie- und Solidaritätsgefühl gegenüber den Armen und Hilfsbedürftigen gestärkt, sodass der Fastende großzügiger und freigiebiger wird, was zur sozialen Gerechtigkeit auf der Welt führt bzw. führen sollte.

Der Höhepunkt des Ramadan ist das große Fest nach dem Fastenmonat, das drei Tage dauert und hierzulande fälschlicherweise als „Zuckerfest“ betitelt wird. An diesem Fest ist es den Muslimen nicht gestattet, zu fasten.

Ramadan in Deutschland

Das gemeinschaftliche Handeln ist im Ramadan besonders wichtig. Muslime sind angehalten, ihre Nachbarn, Freunde, Familie, ganz gleich, welchen Glaubens sie sind, einzuladen und den Kontakt zu ihnen zu pflegen. In den letzten Jahren lässt sich diese Geste immer häufiger bei in Deutschland lebenden Muslimen beobachten. Demnach ist der Ramadan in Deutschland auch eine Möglichkeit, den Dialog zwischen den Religionen zu vertiefen und sich auszutauschen.

Was machen Muslime im Ramadan? Wie ist der Tagesablauf?

Der Tagesablauf unterscheidet sich nicht wesentlich vom restlichen Jahr. Anders ist nur, dass der Muslim morgens, vor Sonnenaufgang aufsteht und mit der Familie frühstückt oder eine kleine Speise zu sich nimmt. Das Fastenbrechen zum Sonnenuntergang, das traditionell mit einer Dattel und einem Glas Wasser erfolgt, wird dagegen in geselligerer Runde begangen. So wird auch das Gemeinschaftsgefühl der Community gestärkt. Der Tag wird mit einem langen Tarawih-Gebet beendet, das auch mit der Gemeinschaft in der Moschee verrichtet wird.

Wieso verschiebt sich der Ramadan jedes Jahr um 10 Tage?

Der Ramadan ist der 9. Monat im islamischen Mondkalender. Weil sich der Islam nach dem kürzeren Mondkalender richtet, verschiebt sich der Ramadan jedes Jahr im Sonnenkalender um 10 Tage. Der Muslim wird deshalb in seinem Leben mit dem Fasten in den kurzen Wintertagen, aber auch, wie in diesem Jahr, in den langen Sommertagen konfrontiert.