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Fahrt nach Samsun: Handelte Atatürk doch im Auftrag des Sultans?

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Der heutige Tag wird in der Türkei offiziell als Tag der Jugend und des Sports gefeiert. Er erinnert an den 19. Mai 1919, an dem Atatürk mit dem kleinen Dampfer Bandırma in Samsun landete, um den Befreiungskampf Anatoliens gegen die Besatzungsmächte einzuleiten. Das Osmanische Reich, das auf Seiten Deutschlands und der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg eingetreten war, hatte den Krieg verloren. In der Folge geriet Anatolien unter Besatzung. Auch die Reichshauptstadt Istanbul war besetzt.

Die offizielle Geschichtsschreibung sieht eine zentrale Rolle Atatürks bei dem nun einsetzenden Befreiungskampf Anatoliens. Türkische Kinder lernen in der Schule, dass Atatürk einsah, dass die osmanische Dynastie für die Befreiung des Landes nichts mehr tun könne und wolle. Deshalb habe er sich eigenmächtig mit einem Dampfer nach Samsun in Bewegung gesetzt. Doch regelmäßig werden Zweifel an dieser Version laut.

Türkische Geschichte neu schreiben?

Nun behauptet der nicht immer unumstrittene Historiker und Journalist Murat Bardakçı in der Zeitung Habertürk, dass Atatürk in Wahrheit vom osmanischen Sultan nach Samsun entsandt worden wäre. Bardakçı verweist auf die Zeitung Takvim-i Vekayi, in der damals offizielle Verlautbarungen verbreitet wurden. Die Ausgabe vom 5. Mai 1919 enthalte eine Meldung von der Entsendung Atatürks nach Samsun. Demnach haben Sultan Vahdettin sowie der Chef der osmanischen Regierung, Sadrazam Damat Ferit Paşa, Atatürk gemeinsam nach Samsun beordert.

Entsprechen die Informationen der Wahrheit, so müsste die türkische Geschichte neu geschrieben werden. Danach stünde die alte Regierung in Istanbul nicht als Verräter dar und Atatürk hätte nicht diese außerordentliche Stellung im Kampf um die Befreiung Anatoliens. In der von Atatürk gegründeten neuen türkischen Republik wurde die osmanische Ordnung verurteilt. Atatürk führte eine Reihe von radikalen Reformen ein, um das Land zu modernisieren.