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Politik

IS-Terroristen überfallen christliche Städte im Irak

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Die Terrorgruppe Islamischer Staat setzt die Angriffe auf religiöse Minderheiten im Nordirak massiv fort. Nach den irakischen Schiiten, Turkmenen und Jesiden sind nun abermals zehntausende Christen auf der Flucht. (Foto: rtr)

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Die Terrormiliz Islamischer Staat setzt die Angriffe auf religiöse Minderheiten im Irak massiv fort. Nach den irakischen Schiiten, Turkmenen und Jesiden sind nun abermals Zehntausende Christen auf der Flucht.
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Die extremistische Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) – ehemals ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) rückt im Norden des Iraks weiter vor. Einheiten der Terrororganisation eroberten in der Nacht zu Donnerstag mehrere christliche Ortschaften im Nordirak, darunter auch die historischen assyrischen Orte Karakosch und Tal Kaif. Medienberichten zufolge brach unter den christlichen Bewohnern Panik aus, als sie von den heranrückenden IS-Einheiten erfuhren. Zehntausende Bewohner sind den Berichten zufolge aus der Region in Richtung des Kurdischen Autonomiegebiets geflohen.

Der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Louis Raphael I. Sako, sagte, dass mehr als 100 000 Christen nun aus ihren Häusern in der nördlichen Provinz Ninive geflohen seien. Einige versuchten sogar zu Fuß, die kurdische Autonomieregion zu erreichen.

Aus Karakosch waren bereits Ende Juni bis zu 15 000 Christen nach Mörserangriffen geflohen, eine Woche später jedoch zum großen Teil wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, nachdem kurdische Peschmerga-Kämpfer in der Region Stellung bezogen. Das Nachrichtenmagazin ViceNews dokumentierte die Flucht mit einem Kamerateam. Doch die Kämpfer zogen sich verschiedenen Medienberichten zufolge in der Nacht vom Donnerstag anscheinend zurück. „Al-Jazeera“ zitierte einen geflohenen christlichen Bewohner aus Tal Kaif mit den Worten: „Tal Kaif ist in der Hand des Islamischen Staats. Sie sind auf keinen Widerstand gestoßen und sind kurz nach Mitternacht angekommen. Ich habe letzte Nacht Gewehrfeuer gehört und als ich aus dem Fenster schaute, habe ich einen Militär-Konvoi des IS gesehen.“ Über die Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Schabak, die ebenfalls in dem Gebiet beheimatet sind, Lagen zunächst keine gesicherten Informationen vor.

Zu Fuß auf der Flucht vor den Konvois des IS

Papst Franziskus rief die internationale Gemeinschaft am Donnerstag in einem flammenden Appell zu einem verstärkten Einsatz für die von Gewalt und Vertreibung betroffenen Menschen in der Region auf. Frankreich will angesichts des IS-Vormarsches eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates.

Die internationale Gemeinschaft solle mobilisiert werden, um dem Vormarsch der Terroristen Einhalt zu gebieten, sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius. Die Bevölkerung müsse vor nicht hinnehmbaren Übergriffen geschützt werden.

Der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Louis Raphael I. Sako, sagte, dass mehr als 100 000 Christen nun aus ihren Häusern in der nördlichen Provinz Ninive geflohen sind. Einige versuchten zu Fuß, die kurdische Autonomieregion zu erreichen. (rtr)

Am Wochenende waren Einheiten des IS auch in der benachbarten und hauptsächlich von Jesiden bewohnten Region Shingal eingefallen und hatten dort ebenfalls zehntausende Menschen vertrieben und etliche umgebracht oder gefangengenommen. Jesidische Anwohner erhoben auch dort schwere Anschuldigungen gegen die kurdischen Peschmerga, die sich anscheinend heimlich zurückgezogen und so den Weg für die IS-Kämpfer freigemacht hatten. In der hauptsächlich von Turkmenen bewohnten Stadt Tal Afar und der irakischen Metropole Mossul hatten die IS-Kämpfer im Juni bereits zehntausende Menschen vertrieben.

Gewalt treibt hunderttausende Iraker nach Norden

In der gesamten Region sind durch die jüngsten Vorstöße der Extremisten hunderttausende Menschen auf der Flucht. Die meisten von ihnen strömen in die überfüllten kurdischen Großstädte Arbil, Sulaimaniyya und Dohuk. Nach Angaben der Vereinten Nationen flohen im gesamten Irak bisher rund 1,2 Millionen Menschen vor der Schreckensherrschaft der IS-Extremisten. Unter den Flüchtlingen befinden sich Angehörige aller Volksgruppen des Iraks. Der kurdische Norden ist darüber hinaus auch Zufluchtsort für zigtausende Flüchtlinge aus Syrien.

Zwar intensivierten die irakischen Streitkräfte in den letzten Tagen ihre Operationen gegen die Terrorgruppe und töteten eigenen Angaben zufolge Dutzende feindliche Kämpfer. Doch der Vormasch der Gruppe gerade im Norden des Landes setzt sich auch dank der zweifelhaften Rolle der kurdischen Peschmerga bislang fort. Außerdem scheinen extremistische Gruppen weiterhin über intakte Netzwerke im Zentralirak zu verfügen, die es ihnen erlauben, gezielte Terroranschläge durchzuführen. So tötete in Bagdad am Donnerstag ein Selbstmordattentäter in einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil 14 Menschen. Auch in der mittlerweile von kurdischen Sicherheitskräften kontrollierten Stadt Kirkuk kam es zu einem tödlichen Angriff. Vor einer schiitischen Moschee explodierten „al-Jazeera“ zufolge zwei Autobomben und töteten neun Menschen. (dtj/dpa)