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Gesellschaft

Muslim, Christ, Jude oder Atheist: Gemeinsam Stimme gegen Hass und Unrecht erheben

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Gegen Terror, Hass und Ungerechtigkeit sollten alle – gleich ob Muslim, Christ, Jude oder Atheist – gemeinsam entschieden entgegentreten. DTJ-Online dokumentiert den Predigttext zum Tag „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“ am 19.09.2014.

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Die Integrationsbeauftrage von Niedersachsen, Doris Schröder-Köpf sitzt am 19.09.2014 in der Moschee Ey¸p Sultan Camii in Ronnenberg in der Region Hannover (dpa)
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Am Freitag haben Zehntausende Muslime mit einer bundesweiten Aktion ein klares Zeichen gegen Judenhass und IS-Terror gesetzt. Unterstützt von Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, solidarisierten sie sich mit allen Opfern des IS-Terrors. Gegen Terror, Hass und Ungerechtigkeit sollten alle – gleich ob Muslim, Christ, Jude oder Atheist – gemeinsam entschieden entgegentreten. Der internationale Terrorismus in seinen unterschiedlichen Facetten kann nicht nur von Staaten und Regierungen alleine besiegt werden. Da der Terror manchmal die Religion, manchmal die Nationalität und ein anderes mal die Konfession instrumentalisiert, Menschen tötet und historische Kulturschätze und die Natur zerstört, ist es ein er ein Angriff auf die Menschlichkeit. In sofern ist es begrüßenswert, dass die muslimischen Verbände mit einer Aktion, an der über 2000 Moscheen teilnahmen, ihre Stimme erheben. Genauso wichtig ist es aber, dass diese Stimme in der deutschen Öffentlichkeit Gehör und Anerkennung findet.

In den an der Aktion beteiligten Moscheen wurde am Freitag der folgende Text als Predigt verlesen. DTJ-Online dokumentiert die Predigt.

Ansprache des Koordinationsrat der Muslime (DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD) zum Tag „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“ am 19.09.2014:

Assalamu alaikum!

Mit diesem Friedenswunsch begrüßen wir stets einander. Er erinnert uns bei jeder Begegnung daran, dass Frieden, Zufriedenheit, Glück und Wohlbefinden die Zustände sind, die Allah uns empfiehlt und die wir für uns und andere erstreben sollen.

Wir erleben aber seit Jahren und ganz besonders auch in den letzten Tagen und Wochen, dass zwischen den Menschen in Deutschland und weltweit Zwietracht, Misstrauen und Hass gedeihen. Wir erleben, wie Menschen im Namen Allahs Grausamkeiten begehen, andere Menschen quälen, sie aus ihren Häusern vertreiben und ermorden. Sie handeln unter dem Banner des Propheten (s.a.v.), zeigen mit ihren Verbrechen aber, dass sie kein Wort davon verstanden haben, was Allah uns offenbart hat und wie unser Prophet (s.a.v.) nach diesen Geboten gelebt hat.

Wir erleben, wie hier in Deutschland unsere Moscheen angegriffen und in Brand gesteckt werden, seit 2012 allein in über 80 Fällen. Unsere Gemeinden sind besorgt und verunsichert, dass wir als Muslime immer stärker ausgegrenzt und angefeindet werden . Wir erleben, wie Menschen hier in Deutschland einander beschimpfen und angreifen – obwohl wir alle das Wort Allahs empfangen haben, obwohl wir die gleichen Propheten verehren, obwohl wir zu dem gleichen Schöpfer beten. Obwohl Allah keinen Unterschied zwischen den Menschen macht und sie im Jenseits alle nach ihrem Glauben und ihren Taten beurteilen wird, maßen Menschen es sich an, sich über andere Menschen zu stellen und über sie im Diesseits zu richten.

Es kann Allah nicht gefallen, wenn Menschen voreinander Angst haben und einander misstrauen, nur weil sie einen anderen Glauben haben. Allah erinnert uns im Koran (Sure 7, Vers 43) daran, dass es die Eigenschaft der Menschen ist, die ins Paradies einziehen, dass Hass von ihren Herzen genommen sein wird. Wie können Menschen dann glauben, dass sie von Allah angenommen werden, wenn sie ihre Mitmenschen hassen und ihnen Unrecht antun? Allah lehrt uns im Koran (Sure 5, Vers 48), dass wir so unterschiedlich erschaffen wurden, damit wir voneinander lernen und im Diesseits um die guten Dinge wetteifern. Er lehrt uns im Koran (Sure 41, Vers 34), gerecht zu sein, auch wenn wir Ungerechtigkeit erfahren und einer schlechten Tat mit einer guten Tat zu begegnen. Denn Allah liebt die, die gerecht handeln. (Sure 5, Vers 42)

Deshalb wird jetzt in diesem Augenblick dieser Text in vielen hundert Moscheen in Deutschland verlesen, damit deutlich wird, nach welchen Geboten unseres Schöpfers wir Muslime leben, dass wir Muslime im Angesicht von Hass und Unrecht stets dazu berufen sind, aufzustehen und die Verfolgten und Notleidenden und alle, die Unrecht erfahren, in Schutz zu nehmen. Denn Allah gebietet im Koran (Sure 22, Vers 40), dass die Menschen einander vor Unrecht schützen.

Wir glauben, dass jeder Mensch mit seinem Angesicht Allah zugewandt ist. Dann können wir aber nicht einander in Hass und Verachtung den Rücken zuwenden. Deshalb freuen wir uns, dass heute unsere Gäste bei uns sind und damit deutlich machen, dass wir alle im Angesicht unsers Schöpfers zusammengehören . Deshalb wünschen wir uns, dass alle Menschen in Deutschland an unserer Seite stehen und gemeinsam mit uns sich gegen Hass und Unrecht erheben.

Wir laden alle Menschen ein , am 03. Oktober, am Tag der Einheit, am Tag der Offenen Moschee, bei uns und mit uns zu sein, und damit ein Signal in Deutschland und in der ganzen Welt zu setzen, dass wir alle zueinander halten und uns füreinander einsetzen, gleich woran wir glauben, wie wir aussehen oder welche Sprache wir sprechen, dass wir gemeinsam ein Schloss gegen das Böse und ein Schlüssel für das Gute sind. Denn Allah lehrt uns im Koran (Sure 3, Vers 104), dass wir eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, gebietet, was recht ist und verbietet, was verwerflich ist. Um dies zu bekräftigen werden wir gleich ein Bittgebet für uns, unsere Gemeinden, aber auch für alle Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt sprechen; ein Gebet, das unsere Herzen für die Gnade unseres Schöpfers öffnen und gegen Zwietracht und Hass versiegeln soll.

Allah schütze jede und jeden von Euch, Frieden sei mit allen!