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Kultur/Religion

Kayseri: Heimat der tüchtigen Geschäftsleute und von Mimar Sinan

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Cumhuriyet Meydanı in Kayseri
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Wenn man sich die historischen Karten aus der Antike ansieht, ist eine Stadt aus Zentralanatolien immer deutlich erkennbar. Zur Zeiten der Hethiter hieß sie Mazaka, zu Beginn des 3. Jahrhunderts trug sie den Namen Caesarea. Aus Ceaserea wurde Kasseria und schließlich Kayseri. Das an der alten Seidenstraße gelegene Siedlungsgebiet war nach Konya die zweite Hauptstadt des seldschukischen Reiches und ist heute einer der wirtschaftlich bedeutendsten Städte der Türkei.

Unter anderem kommen 80 Prozent der türkischen Möbelproduktion aus Kayseri.

Viele der größeren Firmen des Landes, wie unter anderem „Sabancı Holding“, „Narin Tekstil“, „Has Holding“, „Anadolu Grubu“, „Boydak Holding-İstikbal“ und „Saray Halı Türkei“, gehören Geschäftsleuten aus der anatolischen Stadt.

Der Tiger Zentralanatoliens 

Kayseri ist in den vergangenen 35 Jahren mit rasanter Geschwindigkeit gewachsen: Zählte man 1973 gerade mal 170.000 Einwohner, so steuert die Stadt heute auf 1,5 Millionen Bewohner zu. Das liegt auch daran, dass aus umliegenden Städten wie Yozgat, Nevşehir und Sivas viele Menschen aus in erster Linie wirtschaftlichen Gründen in Kayseri niederlassen.

Die Metropole ist ein Verkehrsknotenpunkt innerhalb der Türkei. Sie verfügt über einen bedeutenden Flughafen (Erkilet Airport) und zentrale Eisenbahnanbindungen. Die Straßenverbindungen in andere Städte sind mit Autobahnen und breiten Landstraßen gut ausgebaut.

Zudem wurde im August 2009 eine erste Straßenbahnlinie errichtet, um den motorisierten Verkehr in der Stadtmitte zu reduzieren. Das Straßenbahnnetz verfügt über eine Länge von rund 41 km und hat 42 Haltestellen (Stand 2014). Auch der aus Kayseri stammende frühere Staatspräsident der Türkei, Abdullah Gül (2007-14) , leistete einen enormen Beitrag zum Wachstum der Stadt.

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(Eine klimatisierte Straßenbahn fährt an der Kurşunlu-Moschee vorbei. Diese wurde im 16. Jahrhundert vom bekannten Architekten Mimar Sinan errichtet)

Auf den Spuren der Seldschuken, Osmanen und der modernen Türkei

Im Zentrum liegt der Cumhuriyet Meydanı (dt. Platz der Republik), an dem sich eine alte Befestigung aus dem 12. Jahrhundert befindet. Sie besitzt zwei Eingänge mit kleinen Vorhöfen und einen dritten aus neuerer Zeit. Typisch für diese Gegend und alle historischen Gebäude ist der harte Basaltstein, der verbaut wurde. Von der äußeren Befestigungsanlage sind nur noch im Westen des alten Stadtkerns einige Reste erhalten.

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(Cumhuriyet Meydanı, fotografiert von der Terasse des Einkaufszentrums Almer)

So ähnlich wie der Ägyptenbasar in Istanbul verfügt Kayseri ebenfalls über einen großen, überdachten Basar. Zu den beliebtesten Waren zählen Goldschmuck, Lederwaren, Teppiche, Keramikfiguren, Wasserpfeifen sowie Textilprodukte. Wie auf jedem anderen orientalischen Basar darf auch hier das Feilschen nicht fehlen. Das heißt keine Interesse zeigen, den Preis zuerst vom Verkäufer nennen lassen, mindestens die Hälfte des Preises vorschlagen und immer freundlich bleiben.

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(Ein traditionelles Gewand, das Jungen während der Beschneidungszeremonie, türk. „Sünnet“, tragen)

Unweit vom Basar befinden sich zahlreiche alte Moscheen aus dem 13. Jahrhundert, Kuppelgräber, Hamame und sonstige historische Gebäude. Kayseri hatte laut historischen Quellen schon in seldschukischen Zeiten bis zu 400.000 Einwohner.

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(Das Grabdenkmal von Seyyid Burhaneddin. Er war der Lehrmeister Mevlana Celaleddin Rumi)

Auch in osmanischer Zeit ist eine große Anzahl an Bauobjekten entstanden. Eines davon ist die Kurşunlu-Moschee aus dem 16. Jahrhundert, welche vom bedeutenden Architekten Mimar Sinan entworfen wurde. Der im Jahre 1490 geborene Sinan stammt aus Kayseri und wuchs im Dorf Ağırnas auf.

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(Ein Denkmal des Architekten Sinan vor der Selimiye-Moschee in Edirne, die als sein Meisterwerk)

 

Wenn man durch die Straßen Kayseris flaniert, ist der 3917 Meter hohe Berg Erciyes stets im Hintergrund zu sehen. Er ist ein ruhender Vulkan.

Der antike griechische Geograph Strapon (63 v.Chr. – 23 n.Chr.) berichtete über die umliegenden Ebenen um Erciyes. Sie seien mit Feuergruben übersät, wo nachts die Flammen aus dem Boden stiegen. Laut Strabo gab es zu seiner Zeit schwefelhaltige heiße Wasserdämpfe am Erciyes-Berg.

Heute ist der Erciyes ein wichtiges Wintersport- und Erholungsgebiet. Darüber hinaus ist er eine wichtige Wasserversorgungsquelle der Stadt.

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Die Stadt ist zudem berühmt für die gefüllten Teigtaschen Mantı, ihren luftgetrockneten Rindfleisch-Schinken Pastırma und die Knoblauchwurst Sucuk. Im Volksmund heißt es zum Mantı etwa: „Erst wenn 40 Mantı-Stücke in einen Esslöffel passen, kann man von Mantı aus Kayseri sprechen“.