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Kultur/Religion

Mahnung an die Deutschen: 120 Quadratmeter für Aylan Kurdi

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In Frankfurt haben zwei Künstler das Foto der Leiche von Aylan Kurdi zu einem öffentlichen Kunstwerk verarbeitet. Sie wollen damit auf das schwere Schicksal der Millionen von Flüchtlingen aufmerksam machen.

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Graffiti des toten Aylan Kurdi
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In Frankfurt am Main haben zwei Künstler ein Bild des toten syrischen Jungen Aylan Kurdi auf eine 120 m² große Mauer gesprüht. An der Osthafenmole haben die beiden Künstler Oğuz Şen und Justus Becker das Foto des Flüchtlingskindes zu einem Kunstwerk verarbeitet. Titel des Werkes, das nahe der Europäischen Zentralbank (EZB) zu sehen ist: „Europa tot – Der Tod und das Geld“.

Mit dem Kunstwerk wollen die beiden Künstler das Interesse der Menschen auf das harte Schicksal der Flüchtenden lenken, die zu Millionen ihr Leben riskieren, um in Europa Schutz vor Krieg und Terror zu suchen. „Das Bild hat mich halt sehr bewegt“, erklärt Justus Becker der Hessenschau die Wahl des Motivs. „Und ich dachte, es wäre wichtig, das auch mal hierher zu bringen. Weil es die Leute ja erst interessiert, wenn es vor ihrer eigenen Haustür passiert.“

Anfangs hätten sie damit gehadert, das Foto zu verwenden. „Ich habe gedacht: Das kann ich nicht, ich will es auch gar nicht“, erzählt der aus Bornheim stammende Oğuz Şen, der bereits früher seine Erfahrungen als „Gastarbeiterkind“ künstlerisch verarbeitet hat. Doch all die Menschenverachtung, die in den letzten Monaten in der öffentlichen Debatte zu spüren sei, habe ihn motiviert, an dem Graffito mitzuwirken. Die Wand gehört der Stadt und wird regelmäßig Künstlern zur Verfügung gestellt, finanziert hätten sie das Kunstwerk aber selbst, sagen sie. In mehreren Schritten wurden die Schattierungen gesprüht, um das Bild möglichst echt aussehen zu lassen.

Das Foto der Leiche des 3-jährigen syrischen Jungen Aylan Kurdi ging vergangenes Jahr um die Welt und wurde zu einem Symbol für die katastrophale Situation von Millionen Flüchtenden und ihre Versuche, Europa zu erreichen. Die Familie des Jungen war vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen und hatte versucht, per Boot vom südwesttürkischen Urlaubsort  Bodrum auf die 5 Kilometer entfernte griechische Insel Kos überzusetzen. Als das Boot kenterte, kamen Aylan, sein Bruder Galip und seine Mutter Rehan ums Leben. Lediglich Vater Abdullah Kurdi überlebte, nachdem er fünf Stunden im Wasser trieb und dann von der Küstenwache gerettet wurde. Anfang September wurde Aylans Leiche an einem Strand nahe Bodrum angespült, das Foto des verstörenden Anblicks ging daraufhin durch die internationalen Medien.

Zwei der Schleuser der Familie sitzen mittlerweile in der Türkei im Gefängnis. In Bodrum wurden sie wegen Menschenschmuggels zu je 4 Jahren und 2 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung sprach sie das türkische Gericht jedoch frei. Vater Abdullah Kurdi lebt mittlerweile im Irak, sein Bruder Mohammed Kurdi hat mit seiner Frau und fünf Kindern Asyl in Kanada erhalten.