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Gesellschaft

#sendeanlat: Frauen starten Kampagne gegen sexuelle Gewalt in der Türkei

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Unter dem Hashtag #sendeanlat erzählen Frauen aus der Türkei einige Tage nach dem Mord von Tarsus ihre Geschichte über Missbrauch und sexuelle Gewalt. (Foto: Twitter)

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Am 15. Februar haben türkische Frauen eine Kampagne auf den sozialen Medien lanciert, deren Ziel es ist, Gewalt gegen Frauen zu beenden. Unter dem Hashtag #sendeanlat („Erzähl auch Du Deine Geschichte“) sprechen Frauen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung – wenige Tage nach dem brutalen Mord an einer 20-jährigen Frau in der Südtürkei.

Am 13. Februar wurde der verbrannte Leichnam der 20-jährigen Özgecan Aslan in einem Flussbett in Tarsus (Provinz Mersin) gefunden, einer Psychologiestudentin, die zuvor zwei Tage lang als vermisst gegolten hatte.

Dieser brutale Mord hat einen landesweiten Aufschrei in der Türkei ausgelöst, wo Frauen und Männer auf die Straße gingen, um zusammen ihren Protest gegen die Ermordung der jungen Frau und Gewalt gegen Frauen im Allgemeinen zum Ausdruck zu bringen.

Die #sendeanlat-Kampagne in den sozialen Medien war ins Leben gerufen worden, um die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken und betroffenen Frauen Platz zu geben, um ihre eigenen Geschichte von Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch oder Belästigung zu teilen.

Beren Saat, eine türkische Schauspielerin und Prominente, berichtete über Twitter über ihre Erfahrung dahingehend, wie schwer es sei, eine Frau in der Türkei zu sein. Sie schrieb über sexuellen Missbrauch, der in ihrer Schulzeit begonnen habe und noch in ihrer Zeit als berühmte Schauspielerin nicht geendet hätte.

Beren Saat erlebte sexuelle Gewalt noch als Prominente

„All die Cat-Calls an mich, als ich in meinem Schuluniform-Rock von der Schule nach Hause ging… meine beschleunigten Schritte in der Dunkelheit, als ich von der Vorbereitungsschule heimging… das Gesicht des Kindes, das mir sein erigiertes Geschlechtsteil in unserem Apartmenthaus zeigte und als ich mit zitternden Händen nach Hause lief und niemandem die Geschichte erzählte… mein Streit mit einem betrunkenen Programmmanager, der mir im Laufe einer Feiernacht seines TV-Kanals ans Hinterteil gefasst hat…“: Dies waren nur einige Ausschnitte dessen, was Saat an selbst erlebtem sexuellem Missbrauch zu berichten hatte.

Didem Soydan, ein bekanntes türkisches Model, twitterte, dass sie anzügliche Textmessages bekommen habe, die mit den Worten „Also Du bist ein Model…“ begannen. Die Nachrichten begannen einzutreffen, nachdem sie in einem Fall ihre Mobiltelefonnummer angegeben hatte, in dem es um eine Frau ging, die geschlagen und anschließend zum Einsteigen in ein Auto gezwungen worden war.

Unter den Geschichten, die unter dem Hashtag #sendeanlat geteilt wurden, erzählen Frauen nicht nur ihre eigenen Geschichten, sondern sprechen auch über Maßnahmen, die Frauen treffen mussten, um sexuellem Missbrauch zu entgehen.

„Einvernehmlich, weil ich über 16 Jahre alt war“

„Nicht sofort das Licht im Haus anmachen zu dürfen, damit keiner gleich sehen kann, in welcher Wohnung man lebt…“ gehört zu den Geschichten, die über Twitter angesprochen wurden, ebenso wie „Gibt es in der Türkei irgendeinen Mann, der seine Mutter dazu auffordern muss, mit ihm weiter am Telefon zu reden, weil sich eine Gruppe von Frauen ihm in den Weg stellt?“ oder „Wir können keinen Lippenstift oder Miniröcke tragen, unser Haar lang wachsen lassen, nachts ausgehen oder lachen, weil wir Frauen sind, oder?“.

Während einer Protestkundgebung in der zentralanatolischen Provinz Kayseri, in der die Ermordung Aslans verurteilt wurde, verlangte eine Frau Gerechtigkeit und sprach über ein Megafon ihre Geschichte einer Vergewaltigung an.

„Es ist genug“, rief Vergewaltigungsopfer M.N., „wie enden Morde, Vergewaltigungen und das alles? Mein Richter sprach von ‚Einvernehmen‘, weil ich schon 16 Jahre alt war.“ Ihr mutmaßlicher Vergewaltiger wurde vor einem Gericht von allen Anschuldigungen freigesprochen, weil der Richter entschied, sie habe, da sie älter als 16 Jahre war, ihr Einverständnis zum Geschlechtsakt gegeben.“