Politik
Syrien: Geschlossene türkische Grenze droht für 100.000 Flüchtlinge zur Falle zu werden
Zehntausende Flüchtlinge im Norden Syrien sind eingekesselt. Die Türkei könnte sie vor dem IS retten – hält die Grenze aber dicht. Deshalb fordert die Organisation Ärzte ohne Grenzen die Türkei auf, die Grenze zu öffnen.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MsF) hat die Türkei zur Öffnung der syrischen Grenze für 100.000 Flüchtlinge aufgefordert. Die Menschen seien in der Rebellenenklave um der Stadt Asas herum im Norden Syriens zwischen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und der türkischen Grenze eingekesselt, teilte MsF am Donnerstag mit. Ihnen müsse die Flucht ermöglicht werden.
Da die Türkei die Grenze seit mehr als einem Jahr für Syrer weitestgehend geschlossen hält, können Flüchtlinge nicht ins Nachbarland. Die Menschen seien in akuter Gefahr, zwischen die Fronten oder unter die Kontrolle des IS zu geraten, erklärte MsF. Die Organisation rief zudem die EU auf, den vor diesem Konflikt fliehenden Menschen Asyl zu gewähren.
Der IS hatte vergangene Woche syrische Rebellen in der strategisch wichtigen Enklave um Asas nördlich von Aleppo angegriffen. In dem Gebiet liegt ein von den Rebellen beherrschter Grenzübergang zur Türkei. Umgeben ist die Enklave im Osten vom Herrschaftsgebiet des IS und im Westen von Kurdengebieten.
Weiter östlich hatte eine von Kurden geführte Allianz Anfang dieser Woche eine Offensive gegen den IS in der von den Dschihadisten gehaltenen Grenzregion um Minbidsch gestartet. Alle Zivilisten werden um Unterstützung gebeten, die Terrormiliz aus der Region zu verdrängen, teilte ein kurdischer Offizieller am Donnerstag mit. Die Kurden und Rebellengruppen werden von den USA unterstützt.
Derweil dämpften die Vereinten Nationen Hoffungen, dass belagerte syrische Städte schon bald Hilfslieferungen aus der Luft erhalten. Dem müsse zunächst die syrische Regierung zustimmen, sagte der stellvertretende UN-Vermittler Ramsi Esseldin Ramsi in Genf. Die Internationale Unterstützergruppe für Syrien (ISSG) hatte vergangenen Monat angekündigt, ohne Zugang zu den belagerten Gebieten würde das Welternährungsprogramm (WFP) dazu aufgerufen, humanitäre Hilfe aus der Luft abzuwerfen.
In der syrischen Regimehochburg Latakia kamen bei einem Anschlag mindestens drei Menschen ums Leben. Weitere Personen wurden bei der Explosion in der Stadt im Nordwesten Syriens verletzt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana soll ein mit Sprengstoff beladenes Motorrad im Norden der Stadt vor einer Moschee explodiert sein.
Latakia und die gleichnamige Küstenregion sind neben der Hauptstadt Damaskus der wichtigste Rückhalt der Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Anschläge gibt es dort selten. Allerdings war es in Latakia wie auch in der Provinz Tartus in der vergangene Woche zu schweren Anschlägen mit mehr als 150 Toten gekommen. (dpa/ dtj)