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Gesellschaft

„Die Türkei ist ein Vorbild für Frauenrechte in der Region“

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Die Direktorin des neuen regionalen UN-Büros in Istanbul sieht in der Türkei ein positives Beispiel für Frauenrechte in der Region. (Foto: reuters)

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Zwei Frauen demonstrieren während des Internationalen Frauentags am 9. März in Istanbul.
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Die Vertreterin der UN-Frauen in der Türkei und regionale Direktorin für Europa und Zentralasien, Ingibjorg Solrun Gisladottir, sieht die Türkei als Vorbild für Frauenrechte in der Region.

Am 28.Februar unterschrieb die Türkei eine Gastland-Vereinbarung mit der UN-Frauenorganisation, die ein neues regionales Büro in Istanbul eröffnete, um die Lage in Europa und Zentralasien genauer zu überblicken. Dies sei ein positives Signal dafür, stärker an der Gleichberechtigung der Geschlechter zu arbeiten und umso wichtiger, um die regionalen Ziele zu verwirklichen, die bei der 58.Tagung der UN-Kommission für den Status von Frauen (CSW) beschlossen worden waren.

Frauen in Machtpositionen auf allen Ebenen

Die Eröffnung des UN-Frauen-Regionalbüros werde eine exzellente Möglichkeit bieten, um die Ziele der UN-Millenniums-Entwicklungsziele (MDG) für das Jahr 2015 zu erörtern, nämlich: die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern und Frauen zu stärken.

Gisladottir nannte die fünf Hauptziele der UN-Frauen: Einbindung in Führungsprozesse und politische Teilhabe; wirtschaftliche Stärkung; Gewalt gegen Frauen beenden; Frauen in Friedens- und Sicherheitsgespräche einzubeziehen; nationale Pläne und Politik im Lichte der Geschlechterperspektive zu fördern.

In Bezug auf die Themen für das Jahr 2014 betonte sie die Wichtigkeit der Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen und das Recht, Entscheidungen zu treffen: „Weil es ein Vorteil für [das] Wohlergehen der Gesellschaft ist. Zum Beispiel geben Frauen den größten Teil ihres Einkommens für das Wohlbefinden von Kindern und Familien aus, vielleicht, weil sie in diesem Bereich eine grundlegend andere Erfahrung haben im Vergleich zu Männern. Die Erfahrungen und Perspektiven von Frauen und Männern müssen den gleichen Wert beim Treffen von Entscheidungen haben.” Gesetzgebung sei zwar ein Anfang, doch am Ende sei deren effiziente Implikation entscheidend, um den angestrebten Prozess abschließen zu können. Es müssten mindestens 30% Frauen eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen.

Voraussetzungen für grundlegende Veränderungen

Herausforderungen im Prozess der gesellschaftlichen Bestärkung von Frauen sind viele Faktoren, wie soziale Hierarchien, eine begrenzte Beteiligung der Frauen am Arbeitsleben, patriarchalische Strukturen und schlechte Voraussetzungen bei der Bewältigung dieser Aufgaben. Gisladottir zufolge sollte die Gesellschaft Frauen dabei unterstützen, ihre Ziele zu verwirklichen. Ein entscheidender Faktor hierfür sei die Unterstützung für Familien mit kleinen Kindern, wie auch jene für Frauen im Mutterschaftsurlaub oder bei der Kinderbetreuung.

Doch die wichtigsten Impulse für Änderungen im Zusammenhang mit der Stärkung von Frauen biete die Schaffung zweier wichtiger Voraussetzungen: einer starken und dynamischen Frauenbewegung und zweitens eines echten politischen Willens auf höchster Ebene. Diese beiden Faktoren würden zu einer tatsächlichen Gleichberechtigung der Geschlechter führen.

Die Türkei als Vorbild für andere Länder bei der Stärkung der Frau

Seit Oktober 2011 unterstützen die UN-Frauen und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) die Kommission für Chancengleichheit im Parlament mit einem nationalen Programm unter dem Titel „Förderung eines günstigen Umfelds für die Gleichstellung der Geschlechter in der Türkei”. 32 grundlegende Gesetze in der Türkei wurden demnach schon aus der „Genderperspektive” besprochen. Die UN-Frauen und die UNDP führen außerdem ein Projekt durch, das von der Sabancı Universität Stiftung ins Leben gerufen wurde, um die Möglichkeit der lokalen Verwaltung in 11 Provinzen bezüglich der Gleichberechtigung der Geschlechter zu verbessern.

Gisladottir äußerte sich entsprechend auch mit Bezug auf verschiedene Aspekte: „Die Türkei hat bereits Voraussetzungen bezüglich der Gleichberechtigung der Geschlechter getroffen, z.B. das Gesetz, das Frauenrechte beschützt; sie hat eine engagierte Regierung, eine starke Zivilgesellschaft, einen privaten Sektor und dynamische Medien.”

Es gäbe aber auch noch Luft nach oben: Derzeit beteiligen sich 14% der Frauen an Prozessen, bei denen wichtige Entscheidungen getroffen werden, was unter der globalen Durchschnittsrate von 28,4%, liegt. Für ein Land wie die Türkei sei dies nicht genug und sie sei der festen Überzeugung, dass es viel besser laufen kann, so die Regionaldirektorin. Der Schlüssel sei eine starke Verbindung zwischen Basis-Graswurzelinitiativen und politischen Entscheidungsträgern, besonders zwischen NGOs und der Regierung.

Dennoch habe sie große Hoffnung, dass „die Türkei eine größere Rolle spielen könnte und sollte, um den ersten Schritt zu machen und ein Vorbild für Frauenrechte im Nahen Osten und in Nord- und Zentralafrika zu sein.”